Asterisk10
Guten Tag Frau Henkes, unserem Sohn, 27 Monate, fällt es bislang – und jetzt in der Autonomiephase erst recht – schwer, Aufforderungen und Grenzen, die wir ihm vermitteln, zu akzeptieren. Gegen notwendige Tätigkeiten des Alltags wie Händewaschen, Zähneputzen, Wickeln wehrt er sich beinahe jedes Mal. Auch ist es oft mühsam für uns, ihn dazu zu bewegen, z.B. im Straßenverkehr an der Hand zu gehen oder sich zu uns an den Essentisch zu setzen (Obwohl wir ihm sagen, dass er nichts essen muss, wenn er nicht möchte, so wollen wir, dass er sich zumindest kurz mit uns an den Tisch hinsetzt). Wir fordern ihn klar und ruhig zu diesen Dingen auf, aber er widersetzt sich, indem er so tut, als würde er uns nicht hören, sitzenbleibt oder sich auf den Boden legt, wenn er kommen soll oder sich mit Händen und Füßen und viel Gebrüll wehrt. Wir geben ihm stets Zeit, unseren Aufforderungen nachzukommen, bieten ihm an sich z.B. entweder selbst die Hände zu waschen oder aber sich von uns helfen zu lassen, zeigen ihm, dass wir das selbst natürlich auch tun. Nach vielen Aufforderungen, Erklärungen, Warten und häufigen Wutanfällen tut er meist, worum wir ihn bitten, und beim nächsten Mal fängt alles wieder von vorne an. Da es jeden Tag viele solcher Situationen gibt, kostet es uns in Summe viel Kraft. Für uns ist offensichtlich, dass es ihm nicht um die jeweilige Tätigkeit an sich geht, sondern vermutlich darum, seine Autonomie zu spüren und Grenzen auszutesten. Nur wie damit umgehen? Wir wollen unseren Sohn nicht für sein Verhalten bestrafen, indem wir ihn etwa in sein Zimmer sperren oder ihm etwas verbieten, das ggf. noch nicht einmal etwas mit seinem Verhalten zu tun hat („Wenn du X nicht machst, darfst du nachher Y nicht tun.“). „Wenn…dann“ funktioniert auch nicht, wenn etwas Angenehmes in Aussicht gestellt wird (So möchte er z.B. gerne Laufrad fahren, soll dafür aber einen Helm tragen. Er verzichtet aber lieber aufs Laufradfahren, statt sich einen Helm aufsetzen zu lassen). Uns ist bewusst, dass es im Alter unseren Sohnes ganz normal ist, dass Kinder die Eltern herausfordern. Allerdings bemerken wir auch, dass andere Kinder, die wir kennen, nicht annähernd in diesem Ausmaß Alltagstätigkeiten bekämpfen. Infolgedessen fragen wir uns, ob wir Aufforderungen und Grenzen klarer durchsetzen müssen, und wie. Mit Bitten, Erklären, Motivieren kommen wir nicht nachhaltig weiter. Natürlich können wir unsere physische Überlegenheit ausspielen und ihn einfach z.B. zum Waschbecken tragen, seine Hände unter der Strahl halten, oder ihn an den Tisch setzen. Dies wollen wir eigentlich nicht tun, haben es aber ab und zu schon gemacht, wenn gar nichts anderes geholfen hat (natürlich sanft). Es folgte jeweils ein massiver Wutanfall. Seither hilft es gelegentlich, nur anzudrohen, ihn z.B. zum Waschbecken zu tragen – teilweise geht er daraufhin selbst dorthin. Ich weiß, dass man Aufforderungen und Grenzen, die man vermittelt, auch zuverlässig durchsetzen muss. Aber was tun, wenn das Kind einfach nicht reagiert? Wir sind dankbar für Ihre Tipps!
Guten Tag, die Intensität der Machtkämpfe Ihres Sohnes muss Sie nicht beunruhigen, auch wenn Sie bei anderen Kindern anderes erleben. Dies ist auch immer eine Frage des Temperaments. Ihr Sohn befindet sich mitten in der Trotzphase. Es ist zu früh, von ihm zu erwarten, dass er macht, was Sie von ihm erwarten. Das muss er mit Ihrer Unterstützung erst lernen. Sie beschreiben meiner Meinung nach einen sehr angemessenen Umgang mit dem Trotzverhalten Ihres Sohnes. Sie formulieren Ihre Erwartungen an ihn und geben ihm genügend Raum, diesen nachzukommen. Es spricht nichts dagegen, wenn Sie ihn dahin tragen, wo er hin soll. Handlungen der Eltern sind in diesem Alter wirkungsvoller als Worte. Vermitteln Sie Ihrem Sohn, dass Sie Verständnis für seinen Ärger haben, seinen Willen nicht durchsetzen zu können. Machen Sie ihm aber auch klar, dass Sie die Regeln festlegen und die "Bestimmer" sind. Auch wenn das Ihrem Sohn in der gegenwärtigen Phase nicht gefällt, gibt ihm das Orientierung und Sicherheit. Zweijährige spüren instinktiv, dass sie nicht die Bestimmer sein können. Es gibt sicher auch Situationen, in denen Sie großzügiger sein können. So könnte Ihr Sohn sich z.B. selber die Zähne putzen. Sie zeigen ihm Ihre Freude, wie gut er das schon kann und putzen nur nochmal schnell nach. Sie können versuchen, Ihre Erwartungen an Ihren Sohn zunächst auf wenige ausgewählte Situationen zu beschränken, in denen Sie Grenzen setzen. Seien Sie großzügig, damit sich die Konflikte über den Tag nicht häufen und alle über Gebühr anstrengen. Suchen Sie viele Gelegenheiten, in denen Sie Ihren Sohn loben können. Entschuldigen Sie bitte die späte Antwort auf Ihre Frage. Sie wurde mir am Donnerstag nicht angezeigt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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