Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Grenzen setzen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Grenzen setzen

Regen100

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Guten Tag, als mein Kind wenige Wochen alt war, hatte ich ein traumatisches Krankenhauserlebnis. Mein Kind musste operiert werden. Die Operation war morgens angesetzt, wurde aber erst abends umgesetzt. Während dem gesamten Tag war ich mit meinem Kind in einem Raum eingesperrt (Coronazeiten), mein Baby wollte an meine Brust, auch zum Kuscheln und ich durfte es nicht zulassen, wegen dieser geplanten Operation. Mein Kind verstand es nicht, weinte bitterlich, ja bis zur Atemnot. Ich war verzweifelt und weinte auch. Niemand sagte mir, wann mit der Operation begonnen werden würde. Über 12 h in dieser Situation... Seit diesem Vorfall konnte ich es kaum ertragen, mein Kind schreien zu hören. So kam es, dass ich die folgenden Jahre so schön als möglich für mein Kind gestalten wollte. Seine Wünsche hatten meistens Priorität. Außer, etwas war gefährlich, dann wurde es verboten. Weinte das Kind aus Protest, fiel mir das Anhören vom Weinen schwer, und ich gab nach. Nun hat sich mein Kind zu einem kleinen Chef entwickelt, dass sehr autonom handeln möchte und ganz genau weiß, was es will. Vieles läuft nach seiner Pfeife, auch weil es oft einfacher war nachzugeben ( vor allem als ein Geschwisterkind dazu kam), als Machtkämpfe auszutragen. Nun ist das Kind im KG und dort haben die Erzieher Probleme dem Kind Grenzen aufzuzeigen, da es rebelliert. Es stampft und rastet aus, wenn es seinen Willen nicht durchsetzen möchte oder wenn jemand etwas macht, das es gerne selber machen möchte. ( z.B. Wasserhahn zudrehen). Einerseits sehe ich es positiv, dass mein Kind einen eigenen Willen hat und nicht alles mit sich machen lässt, andererseits verstehe ich, dass es sich auch manchmal unterordnen muss. Nun haben mich die Erzieher gebeten, ob ich auch zuhause mehr Grenzen setzen könnte und die Frustration vom Kind aushalten solle. Das ist für mich nicht so einfach und ich wollte Sie fragen, wie ich das zuhause am besten machen könnte. Vielleicht gibt es kleine Übungen dazu. In der Früh beim Anziehen, bin och weniger bereit, wenn Zeitdruck herrscht. Aber während dem Tag würde ich es versuchen. Unterbewusst habe ich dieses Krankenhaustrauma. Es fällt mir schwer, das Weinen meines Kindes auszuhalten. Für Ratschläge wäre ich sehr dankbar.


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, es ist sehr verständlich, dass Sie nach dieser belastenden Krankenhaussituation das Weinen Ihres Kindes bisher nur schwer ertragen konnten. Ihr Kind ist aber nun im Kindergartenalter und hat gelernt, das Weinen einzusetzen, um seinen Willen zu bekommen. Es wird das mit Worten nicht ausdrücken können, aber es weiß aus seiner Erfahrung, dass Sie sein Weinen nicht ertragen. Für die psychische Entwicklung ist es bedeutsam, dass Kinder lernen, Grenzen zu akzeptieren. Das ist nicht nur wichtig, um sich in einen Gruppe einordnen zu können. Kindergartenkinder spüren ganz genau, dass sie nicht Bestimmer/in sein können. Sie brauchen vertraute Erwachsene, wie die Eltern oder auch Erzieher/innen, die sich ihnen gewachsen zeigen. Sie helfen Ihrem Kind, wenn Sie ihm Orientierung bieten und sich durchsetzen. Ihr Kind erlebt Sie dann als stark und mächtig und kann sich dadurch von Ihnen gut geschützt und begleitet fühlen. Trösten Sie Ihr Kind, wenn es seinen Willen nicht erfüllt bekommt. Es ist ja für Ihr Kind auch schmerzlich. Begleiten Sie es durch diese Erfahrung, dass es trotzdem so ist. Damit helfen Sie Ihrem Kind, Frustrationstoleranz zu entwickeln. Das ist eine wichtige Eigenschaft, um mit Frustrationen sozial angemessen umzugehen. Diese Eigenschaft kann im Kigaalter keineswegs fertig entwickelt sein. Aber die Grundsteine müssen gelegt sein, um einem Kind die Entwicklung sozialer Komptenzen zu ermöglichen. Übungen zu diesem Thema kenne ich nicht. Das alles lässt sich am besten in der jeweiligen Situation im Alltag einüben. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Mumpel

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Hey! Hast du mal überlegt, einen Gehörschutz aufzusetzen, damit du dein ind entspannter begleiten kannst? Das hat mir zumindest viel geholfen. Man hört das Kind ja trotzdem, aber ich fühle mich dadurch weniger gestresst und kann ruhiger reagieren. Ich finde, dem Kind kann man auch erklären, dass das Geschrei/Weinen in den Ohren weh tut, das merkt er ja wahrscheinlich in der Kita selber, wenn andere Kinder extrem laut sind.


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