Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Grenzen werden ignoriert

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Grenzen werden ignoriert

Tina126

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Hallo Frau Henkes,  meine Tochter ist fast 4,5 Jahre alt und schon immer teils sehr „auffällig“ was den Kontakt mit anderen Kindern angeht. Meistens spielt sie super gut mit anderen hat aber immer wieder Phasen/ Kinder, die sie kneift oder haut.  In letzter Zeit macht es ihr Spaß mit ihren Worten zu provozieren. So nennt sie meine Schwester immer „du alte pipi stinke Kuh“ wir haben schon mehrfach gesagt, dass meine Schwester das nicht mag. Aber sie macht immer weiter und lacht herzlich, wenn meine Schwester ihr sagt, dass das nicht nett ist und sie so nicht genannt werden möchte. Sie hat gleichzeitig (seit ca 2-3 Monaten) auch angefangen ein Lied zu singen, wie sie die beste Freundin ihrer kleinen Schwester (3 Jahre) kneift. Wir haben es zu erst ignoriert, da wir dem Ganzen kein Gewicht geben wollten, aber neulich hat sie das besagte Mädchen von weitem gesehen, ist hingerannt und hat sie einfach gekniffen. Sie sing das Lied auch im Kindergarten und ein anders Mädchen hat nun auch angefangen die Freundin der kleinen Schwester zu kneifen und das Lied dabei zu singen. Sich gemeinsam gegen andere verbünden und denen weh zu tun ist für uns nicht akzeptabel und dass haben wir ihr klar gesagt. Zudem haben wir angefangen sie zu bestrafen, wenn sie so etwas sagt, da sie weiß, dass die Betroffenen es nicht wollen und ihre Worte auch reale Konsequenzen für das arme Mädchen haben. Sie dürfte sonst immer nach dem KiGa 15min paw patrol gucken, das darf sie nun nicht mehr, sie guckt seit 3 Wochen gar nichts mehr und es ist ihr einfach komplett egal. Sie liebt paw patrol und weint kurz wenn sie Lust hat es zu gucken und sie nicht darf. Aber wenn sie wieder diese Gemeinheiten sagt und ich sage, dass sie das lassen soll oder sonst einen weiteren Tag nicht gucken darf, guckt sie mich an und sagt es nochmal, singt es mehrfach am Tag und sagt dann betroffen, dass das nun wirklich das letzte Mal war.  Meine kleine Tochter ist von den Strafen sehr beeindruckt und macht nichts, wenn wir es verbieten und sonst eine Strafe droht, meine Große ist das anscheinend egal und sie provoziert sogar noch. Wir wissen nicht wirklich, wie wir ihr Grenzen vermitteln sollen und vor allem deren Einhaltung. Auch wenn wir beispielsweise sofort vom Spielplatz gehen, wenn sie haut oder kneift (kommt nur noch sehr selten vor, außer bei der Freundin der kleinen Schwester) ist ihr das egal. Wenn sie kein Eis mehr bekommt aber die Schwester schon ist ihr das nach außen hin auch egal.  Was wäre ein anderer Ansatz außer erklären und Strafen? Beides scheint nicht zu funktionieren. Sie hat vor 7 Monaten noch einen kleinen Bruder bekommen, vielleicht ist das noch wichtig.   Vielen Dank für Ihre Arbeit hier 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, wie Sie vermuten, wird das Verhalten Ihrer Tochter mit der Geburt des Bruders zusammenhängen. Unbewusst fürchtet sie wohl, Ihre Aufmerksamkeit zu verlieren, wenn sie sich diese nicht deutlich verschafft. Daher nutzen auch Strafen nichts. Denn für Ihre Tochter bedeutet der Verlust von Aufmerksamkeit unbewusst den Verlust Ihrer Liebe. Dieses Gefühl ist für ein Kind unerträglich. Negative Aufmerksamkeit ist für Kinder eine sichere Möglichkeit, die Beachtung der Eltern zu finden. Versuchen Sie einige der Verhaltensweisen Ihrer Tochter zu ignorieren. Ihre Schwester ist eine erwachsene Frau. Sie muss sich von einer Vierjährigen nicht provozieren lassen. Bei passender Gelegenheit könnte sie Ihrer Tochter stattdessen z.B. sagen: Stinke-Kühe können leider nicht vorlesen, Eis kaufen o.ä.. Es ist sicher nicht richtig, dass Ihre Tochter die Freundin der Schwester kneift, aber ein Lied darüber zu singen, wenn die Freundin nicht dabei ist, ist harmlos. Ihre Tochter kann auch nichts dafür, dass ein anderes Kind das nun auch singt. Die Erzieher/innen werden das im Kiga regeln. Verzichten Sie auf die Strafen, die nach Ihrer eigenen Beobachtung ohnehin nichts nutzen. Besprechen Sie in entspannten Situationen mit Ihrer Tochter, wie sie sich fühlen würde, wenn jemand so mit ihr umgehen würde. Loben Sie Ihre Tochter für jedes positive Verhalten, das sie zeigt. Vierjährige wollen in der Regel ihren Eltern gefallen. Versuchen Sie, Ihrer Tochter viele Möglichkeiten zu bieten, in denen sie erleben kann, dass sie Ihre Aufmerksamkeit behält. Das müssen nicht immer besondere Aktivitäten sein. Oft reichen auch kleine Bemerkungen oder Handlungen, die ihr zeigen, dass sie gesehen wird. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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