Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Essensdilemma und Angst

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Essensdilemma und Angst

YanaG

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Sehr geehrte Frau Henkes, meine Tochter ist 1 Jahr alt und das Essen/Füttern war immer schon unser Thema  (meine Angst ist zu einem nicht unerheblichen Teil daran schuld). Momentan isst sie unser Familienessen und stillt noch nebenher, aber ich muss ihr den ganzen Tag hinterherrennen, damit sie was isst. Ich versuche, das Essen immer zur gleichen Zeit anzubieten,  der Vorgang dauert jedes Mal mind. eine Stunde lang und sie braucht ständige Ablenkung zum Essen. Ich muss ihr entweder hinterherlaufen, während sie spielt, oder mit ihr ausgehen, damit sie die Leute beobachtet, oder wir essen in einem Restaurant. Außerdem hat sie noch keine Zähne, daher sind viele Lebensmittel eine Herausforderung oder verlängern den Vorgang noch mehr. Sie will sich zunehmend selbst füttern, was ich versuche immer zu ermöglichen. Allerdings wird ihr dabei schnell langweilig und sie klettert aus dem Hochstuhl raus. Es ist in den letzten zwei Monaten immer schlimmer geworden, besonders in den letzten Wochen. An manchen Tagen isst sie sehr wenig. Aber ansonsten ist sie gesund und normal entwickelt, ihr Gewicht ist noch in Ordnung, sie hat aber bis vor 2-3 Wochen noch viel besser gegessen. Allerdings ist ihr ganzer Tag ums Füttern herum strukturiert, sie muss in letzter Zeit zunehmend gestillt werden (ich habe von Anfang an nicht genug Milch).  Es ist einfach anstrengend und ich habe Angst, dass ich ihr schlechte Angewohnheiten aneigne oder ihr gar eine Essstörung beschere.  Deshalb meine Fragen:  Soll ich die Mahlzeiten so umstellen, dass sie eine halbe Stunde lang nur am Tisch/im Hochstuhl gefüttert wird/essen darf und nach 30 Minuten ist der Vorgang beendet bzw es gibt bis zur nächsten Mahlzeit nichts? Darf ich ihr in der Zwischenzeit Snacks wie Obst oder selbst gemachte Haferriegel anbieten bzw diese in ihre Reichweite stellen? Falls sie zu einer Mahlzeit nix isst und kurz darauf die Brust verlangt, wie verhalte ich mich? Darf ich verweigern? Sie beginnt nächste Woche mit der Kita und ich kehre zu meinem geliebten Job zurück, ich möchte tagsüber nur morgens und nachmittags stillen. Soll ich jegliches Spielzeug vom Esstisch verbannen? 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, nach Ihrer Beschreibung scheint Ihre Tochter kein Hungergefühl zu kennen. Entweder zieht sich das Essen lange hin oder sie wird gestillt. So kann sie sich nicht an Mahlzeiten gewöhnen. Das Stillen dient Ihrer Tochter mit einem Jahr zur Beruhigung. Zur Ernährung braucht sie es nicht mehr. Sie kann das Stillen aber noch nicht mit Sättigung verknüpfen. Möglicherweise könnte es helfen, wenn Sie Ihre Tochter abstillen. Dann können Sie sie leichter an Mahlzeiten gewöhnen, weil sie ein Hungergefühl kennenlernt. Wenn sie zu einer Mahlzeit nichts isst, bekommt sie danach nicht die Brust sondern wieder das Angebot der Mahlzeit. Für Ihre Tochter ist es wichtig zu lernen, dass Essen gut schmeckt und satt macht. Sie muss nicht eine halbe Stunde am Tisch sitzen bleiben. Das ist für eine Einjährige eine Überforderung. Sie sollte jedoch nur am Tisch Essen bekommen. Zwischenmahlzeiten sind in Ordnung. Es sollte allerdings genügend Abstand zur nächsten Hauptmahlzeit bestehen. Lassen Sie Ihre Tochter möglichst selbständig essen, wenn sie das möchte. Sie benötigt am Tisch kein Spielzeug. Sie sollten jedoch das Spiel mit dem Löffel oder das Matschen mit Essen zulassen, wenn es während des Essens geschieht - nicht statt des Essens. Freude am Essen zu haben ist das beste Mittel, um einer Essstörung vorzubeugen. Unterstützen Sie Ihre Tochter dabei, diese zu entwickeln. Sie müssen sie nicht aus Sorge zum Essen drängen. Sie bekommt ja zu allen Mahlzeiten Essen, das sie satt machen kann. Versuchen Sie, dem Thema insgesamt weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Dann wird das Essen selbstverständlicher und nicht zu einem Mittel der Machtausübung. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Sunny456

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Kurz und knapp: alles selbstgeschaffene Probleme.  Es darf sich nicht den ganzen Tag lang alles nur ums Essen drehen, da ist es doch kein Wunder, dass so ein kleines Kind erst Recht kein Bock hat und dass man Essstörungen anerzieht.  Ablenkung beim Essen ist ein absolutes No-Go, wird dir jede/r Kinderarzt/in, Erzieher/in und Hebamme sagen. Offensichtlich hättet ihr schon bei Einführung der Beikost Hilfe von Hebamme und/ oder Kinderarzt gebraucht. Immer schön gelassen was Passendes anbieten, das weckt die Neugier. Kein Kind wird freiwillig vor vollem Teller hungern. Und niemals bewerten, wie wenig das Kind gegessen hat, das erzeugt nur Druck 


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