Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Angst vor Kindergarten, Geräusch, Hausmeister

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Angst vor Kindergarten, Geräusch, Hausmeister

KatharinaY

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Sehr geehrte Frau Henkes, mein Sohn ist im September 3 Jahre alt geworden und im Oktober in den Kindergarten gekommen. Dort gab es keine "klassische" Eingewöhnung, er musste dort von Anfang an alleine bleiben. Dies hat anfänglich gut funktioniert, er blieb zunächst mehrere Stunden alleine dort und ich hatte den Eindruck, dass es ihm gut gefiel. An einem Tag hat er dann beim Spielen im Garten ein Geräusch gehört, das ihm Angst gemacht hat. Er redete ab da immer von dem Geräusch, dass er draußen gehört habe und dass er davon Angst habe und nicht mehr in den Kindergarten gehen, bzw. nicht nach draußen gehen möchte. Dummerweise musste ich zeitlich mit unserem kleineren Kind (7 Monate) wegen einer Nierenbeckentzündung mehrere Tage ins Krankenhaus. Ich bat meinen Mann, während meiner Abwesenheit mit den Erzieherinnen über die Angst unseres Sohnes zu reden. Dies tat er und diese meinten, sie wüssten, woher das Geräusch gekommen sei; der Hausmeister hatte an diesem Tag mit einem Laubbläser im Garten gearbeitet. Die Idee war dann, mit dem Hausmeister zu reden, damit mein Sohn seine Angst verliert. Leider resultierte das nur darin, dass er seitdem auch noch panische Angst vor dem Hausmeister hat.  Seit unserer Rückkehr aus dem Krankenhaus habe ich meinen Sohn dann immer in den Kindergarten gebracht und die Angst schien sich auch wieder zu bessern. Zunächst ließ er sich wieder abgeben und blieb im Kindergarten. Seit einer zweiwöchigen Pause (1 Woche Notbetreuung, 1 Woche war er selbst krank) geht aber nun gar nichts mehr. Am Montag wurde ich vom Kindergarten angerufen, ob ich ihn abholen könne, er weinte und ließ sich nicht beruhigen. Grund war, dass der Hausmeister ins Zimmer gekommen war. Seitdem will er partout nicht mehr alleine hin. Ich habe einmal versucht, mit ihm eine Weile dazubleiben, er ließ sich aber überhaupt nicht zum Spielen animieren und blieb die ganze Zeit neben mir sitzen. Als ich die Erzieherinnen um einen Vorschlag bat, wie wir weiter vorgehen können, meinten sie nur, ich solle nicht mit dableiben, da er sich sonst nicht einfinden könne. Bei jedem Versuch meinerseits, zu gehen, warf er sich aber weinend auf den Boden und bat mich, ihn mit nach Hause zu nehmen. Wenn ich das Gefühl hätte, es wäre für ihn an sich in Ordnung, dort zu bleiben, würde ich auch gehen, aber es wirkt auf mich wirklich so, als habe er panische Angst. Nun haben wir vereinbart, einige Tage Pause zu machen und er ist nun den Rest der Woche zuhause. Leider weiß ich nicht wirklich, wie wir weiter vorgehen sollen, um ihm seine Angst zu nehmen. Wir haben auch ein weiteres Mal versucht, mit dem Hausmeister zu reden, dabei waren mein Mann und ich beide dabei. Mein Sohn hat sich aber nur weggedreht und war wie versteinert, irgendwann fing er nur an zu weinen und meinte: "Mama, ich will nach Hause, ich habe Angst." Von den Erzieherinnen habe ich leider keinen Vorschlag bekommen, außer ihn alleine dort zu lassen. Dies habe ich aber ja über längere Zeit versucht, und die Angst hat sich nur noch mehr ausgewachsen. Haben sie eine Idee, was man tun könnte, um ihn wieder Fuß fassen zu lassen? Mit "magischem Denken" anzusetzen und ihm ein Zauberarmband gegen die Angst mitzugeben haben wir auch bereits versucht. Ich wäre sehr dankbar für Vorschläge. Viele Grüße, Katharina


Ingrid Henkes

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Guten Tag, vermutlich hängt die Angst Ihres Sohnes weniger mit den externen Faktoren zusammen als mit der noch nicht bewältigten Entthronung durch das jüngere Geschwister. Das Einsetzen der Angst fällt mit Ihrem Krankenhausaufenthalt mit dem Geschwister zusammen. Sie waren mit dem Baby für Ihren Sohn einige Tage lang völlig verschwunden. Das wird ihn sehr verunsichert haben, musste er doch unbewusst befürchten, dass Sie das Baby bevorzugen und nicht zurückkommen würden. Die Geburt eines Geschwisters ist immer belastend für das ältere und bis dahin einzig geliebte Kind. Es fürchtet nun, die Liebe und Aufmerksamkeit der Eltern an das neue Kind zu verlieren. Das kann den Kiga-Besuch erschweren, weil das Kind dann die Beziehung zwischen der Mutter und dem Geschwister nicht im Blick hat. Diese Angst  ist einem Dreijährigen nicht bewusst. Ihr Sohn verlagert seine Angst nun auf ein lautes Geräusch und eine ihm fremde Person. Vermutlich lässt die Angst Ihres Sohnes nach, wenn er mehr Sicherheit gefunden hat, dass das Geschwister ihm nichts wegnimmt und Ihre Liebe und Aufmerksamkeit ihm erhalten bleiben. Vermitteln Sie ihm das häufig und zeigen Sie ihm, dass er durch die neue Familiensituation nichts verliert. Vermutlich hilft es Ihrem Sohn, wenn Sie den Abschied tatsächlich kurz gestalten, damit die Trennung sich nicht immer weiter verzögert, aber dann doch kommt. Lassen Sie ihm ein Teil von sich da. Ein Halstuch o.ä. mit Ihrem Geruch kann als Ersatzobjekt über den Kigavormittag die Beziehung zu Ihnen wachhalten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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