Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Einschlafbegleitung 6 jährige

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Einschlafbegleitung 6 jährige

Charlotte88

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Liebe Frau Henkes, ich habe Ihnen schon öfters geschrieben. Das letzte Mal ging es wieder um meine älteste Tochter, welche bis vor kurzem noch in unserem Bett geschlafen hat, während der Papa in ihrem Zimmer geschlafen hat. Mittlerweile haben wir es geschafft, sie in ihr Zimmer schlafen zu lassen. Allerdings war die Umstellung nicht einfach. Manchmal musste ich ihr „drohen“, würde sie laut werden, würde ich sie nicht wieder in den Schlaf begleiten (weil ihre jüngeren Schwestern immer vor ihr schon schlafen und ich nicht wollte, dass diese ebenfalls geweckt werden). Das hat dann gut geklappt. Nun ist es so, dass ich den ganzen Tag mit meinen 3 Töchtern (fast 6, fast 3 Jahre und das 5 1/2 Monate alte Baby) alleine bin. Langsam merke ich, dass das sehr herausfordernd ist und ich nach Lösungen suchen muss, wie ich mich entlasten kann. Ein Punkt wäre, etwas an der Schlafbegleitung zu verändern. Aktuell ist es so, dass ich zuerst meine 2 jüngsten schlafen lege, während die älteste im anderen Zimmer vom Papa betreut wird. Er deckt sie zu, liest ihr eine Geschichte vor, oder sie erzählt von ihrem Tag und sie beten anschließend kurz. Er verlässt dann das Zimmer, und sie wartet dann grundsätzlich auf mich, bis ich komme, damit ich mich auch noch zu ihr lege. Die Schlafbegleitung dauert sehr lange, insbesondere jetzt in den Ferien (in der Schweiz haben wir seit 2 1/2 Wochen Sommerferien). Nun möchte ich das nicht mehr, da ich überzeugt bin, dass sie das alleine auch kann. Sie behauptet, sie hätte Angst, obwohl das Flurlicht immer an ist und die Türe offen steht. Zwar glaube ich ihr, aber die Ängste können nicht so schlimm sein. Meistens hab ich das Gefühl, sie braucht keine Schlafbegleitung mehr, aber fordert mich trotzdem immer ein. Ich merke, wie ich zunehmend aggressiv werde, und wie es mir nicht mehr gut tut, von morgens 7 Uhr bis 22.30 Uhr ausschließlich Kinder zu betreuen, neben Haushalt und kochen.  Am Dienstagabend habe ich ihr erklärt, wenn die kleinen schlafen, ich duschen werde und dass das dauern wird, und sie soll heute ohne mich einschlafen. Daraufhin wollte sie das nicht gleich akzeptieren und ich sah mich wieder mal gezwungen ihr zu drohen (wenn Du nicht in Deinem Zimmer bleibst, komme ich auch morgen nicht)… Siehe da: plötzlich hat es geklappt und sie ist selbstständig eingeschlafen. Mir gefällt diese Vorgehensweise überhaupt nicht, da wir sehr bemüht sind, unsere Kinder Bedürfnisorientiert zu erziehen. Allerdings sehe ich auch keine andere Möglichkeit, als das, da ich nicht will, dass ihre Schwestern aufgeweckt werden durch ihr lautes Verhalten. Können Sie mir bitte Tipps geben, wie ich weiter vorgehen soll? Und kann ich mit meinen „Drohungen“ so weiter machen, wenn nötig? Verstehen sie mich nicht falsch, davor gibt’s sehr viel Zuspruch, sehr viel Erklärungen usw… Erst wenn nix mehr hilft, wende ich die besagten Drohungen an. Entschuldigen Sie den langen Roman. Aber hier schreibt eine sehr gestresste Mama.  Herzlichen Gruss, C. 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Familiensituation ist zurzeit sehr anstrengend und herausfordernd. Da Sie die Kinder vorwiegend alleine betreuen, verlangt Ihnen das viel Kraft ab. Da ist es sehr verständlich, dass Sie an der Situation etwas ändern möchten. Ich kann auch gut nachvollziehen, dass Sie zu Maßnahmen, wie den Drohungen, greifen, wenn Sie durch gutes Zureden keine Aussicht auf Erfolg sehen. Dass Drohungen grundsätzlich kein geeignetes Erziehungsmittel sind, wissen Sie selbst. Unter psychischem Druck der Eltern lassen sie sich jedoch nicht immer verhindern. Besser ist es in der Regel, wenn Eltern positive Anreize schaffen. Ihre Tochter wird ja mit einem Einschlafritual bereits vom Vater ins Bett gebracht. Sie können ihr sagen: "Ich komme sehr gerne noch bei dir zum Gute-Nacht-Sagen vorbei, erwarte aber, dass du danach in deinem Bett liegen bleibst und nicht mehr aufstehst." Sie vermitteln damit Ihrer Tochter, dass sie selber den Prozess mit steuern kann. Bringen Sie sie ansonsten ohne große Erklärungen wieder ins Bett. Tatsächlich können Kinderängste in diesem Alter und vor dem Einschlafen sehr groß sein. Nach Ihrer Beschreibung lässt sich allerdings auch vermuten, dass Ihre Tochter mit Ihnen einen Machtkampf austrägt. Sie sollte jedoch über Ihr Abendprogramm nicht bestimmen können. Erklären Sie ihr, dass Sie abends auch ein Stündchen für sich brauchen. Das muss Ihre Tochter noch nicht verstehen. Sie erfährt jedoch so, dass Erwachsene auch eigene Bedürfnisse haben und Mütter gut für sich sorgen müssen, um sich dann wieder gut um die Kinder kümmern zu können. Bieten Sie ihr an, dass sie nachts (nicht vor dem Einschlafen) zu Ihnen kommen darf, wenn sie Angst hat. Dann können Sie sie beruhigen. Möglicherweise hilft es Ihrer Tochter auch, wenn sie nach dem Einschlafritual mit dem Vater noch eine kleine Geschichte hören darf. Darüber schlafen Kinder oft ein. Gibt es ansonsten für Sie die Möglichkeit mehr Unterstützung zu bekommen durch Familie oder Bekannte, zumindest solange Ihre Kinder noch so jung sind? Können die beiden Älteren in den Kiga? Wenn Sie grundsätzlich mehr Entlastung hätten, würde sicher die ganze Familie davon profitieren. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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