Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Angst vor lauten Geräuschen in der Kita

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Angst vor lauten Geräuschen in der Kita

Eule5

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Guten Tag Frau Henkes, ich habe mich kürzlich schon einmal an Sie gewandt. Mein Sohn (27 Monate) geht seit acht Monaten in die Kita. Er hatte anfangs sehr mit der Trennung zu kämpfen, zwischendurch war es deutlich besser, seit einem Monat weint er wieder fast jeden Morgen heftig, weil er nicht hinmöchte. In der Kita hat er laut Erzieherinnen Spaß, spricht viel und nimmt die Angebote gut an. An Tagen allerdings, an denen er sich besonders schwer trennen kann, sich beim Abgeben richtig an uns klammert und brüllt, dass er nicht in der Kita bleiben möchte, scheint er sich sehr zurückzuziehen, nicht viel zu sprechen und mehr oder weniger nur darauf zu warten, dass er wieder abgeholt wird. Obwohl er sehr sensibel ist und nach außen zeigt, wenn er gestresst ist, macht er an den Nachmittagen nach der Kita meist nicht den Eindruck, als seien die zurückliegenden Stunden negativ für ihn gewesen. Nur äußert er ständig, dass er am nächsten Tag nicht in die Kita gehen möchte. Seine Ablehnung der Kita gegenüber scheint v.a. auf lauten Geräuschen zu beruhen, vor denen er Angst hat. Wenn andere Kinder weinen, beschäftigt ihn das sehr. Ganz schlimm ist es aber, wenn wie zuletzt Elektrogeräte eingeschaltet werden. Er hat eine starke Geräuschempfindlichkeit und reagiert auch bei uns zu Hause regelrecht panisch, wenn wir z.B. den Staubsauger einschalten. Er brüllt aus Leibeskräften, hyperventiliert mitunter und lässt sich nur langsam beruhigen. Sich die Ohren zuzuhalten oder zuhalten zu lassen, einen Gehörschutz zu tragen oder eine andere Lösung für einen leichteren Umgang mit der Situation lehnt er ab; er beharrt darauf, dass die Geräuschquelle nicht eingeschaltet wird. Da keine Gewöhnung stattfindet und er über die letzten Monate nur empfindlicher geworden ist, verzichten wir mittlerweile darauf, in seiner Gegenwart Geräte einzuschalten, die ihm Angst machen. In der Kita allerdings ist er hin und wieder solchen Geräuschen ausgesetzt. Zuletzt war es zweimal so, dass er dort panisch auf einen Staubsauger und einen Mixer reagiert hat. Die Erzieherinnen hatten ihm vorher das Gerät gezeigt und ihn darauf vorbereitet, aber auch das half nichts. Als er so panisch reagierte, verließ eine Erzieherin mit ihm das Zimmer, wo er sich nur langsam, aber mit der Zeit beruhigt hätte. An den entsprechenden Nachmittagen war er jeweils sehr aufgewühlt. Seither hat er wahnsinnig Angst, dass dort wieder die entsprechenden Geräte eingeschaltet werden und wehrt sich morgens noch viel vehementer gegen den Kitabesuch. Wir werden ihn wegen seiner Geräuschempfindlichkeit ärztlich näher untersuchen lassen, aber bis dahin fragen wir uns, wie wir ihn für die Kita stärken können. Im Hinterkopf haben wir jedoch auch die Sorge, dass es ihm schaden könnte, wenn wir ihn jeden Tag solch einer Angst aussetzen. Ihn nicht mehr in die Kita zu schicken, erscheint uns nicht nur aus organisatorischen Gründen nicht sinnvoll. Für seine soziale und emotionale Entwicklung tut ihm der Besuch nämlich an und für sich sehr gut. Aber wenn er Schaden nehmen könnte, müssten wir trotzdem handeln. Natürlich ist eine Einschätzung aus der Ferne schwierig, aber vielleicht können Sie uns aus Ihrer Erfahrung sagen, wie Sie die Situation einschätzen und ob es Warnsignale gibt, die uns anzeigen würden, wenn unser Sohn wirklich drohen würde Schaden zu nehmen. Vielen Dank!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, es ist sicher sinnvoll, dass Sie die Geräuschempfindlichkeit Ihres Sohnes ärztlich untersuchen lassen. Die Weigerung Ihres Sohnes, einen Gehörschutz zu tragen und stattdessen zu erwarten, dass die Geräte nicht eingeschaltet werden, weist darauf hin, dass es sich vermutlich um einen der Trotzphase geschuldeten Machtkampf handelt. Sie sollten versuchen, das Tragen eines Gehörschutzes durchzusetzen. Vermutlich wird Ihr Sohn durch den weiteren Besuch der Kita keinen Schaden nehmen, denn Sie holen nachmittags in der Regel ein zufriedenes Kind ab, das nach Aussagen der Erzieher/innen einen gelungenen Tag erlebt hat. Entschuldigen Sie bitte die späte Antwort auf Ihre Frage. Sie wurde mir am Donnerstag nicht angezeigt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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