Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Bindung

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Bindung

Mamam

Guten Morgen, mein Sohn ist 15 Monate alt. Ich bin noch in Elternzeit und eigentlich immer bei ihm. Er will oft auf meinen Arm und getragen werden, spielt viel mit mir, lässt sich von mir trösten. Ich versuche wenn möglich auf seine Bedürfnisse einzugehen. Nur wenn sein Opa da ist, bin ich mehr oder weniger abgeschrieben. :) Meine Frage: wenn ich mal alleine einkaufen möchte, weint er auf dem Arm meines Mannes. Ich würde ihn dann so gerne tröstend auf den Arm nehmen. Aber dann käme ich nie aus dem Haus. Wenn ich zurückkomme, kommt er zwar zur Tür gelaufen, aber läuft mir nicht mehr in die Arme (so wie früher!). Deutet das auf eine schlechte Bindung hin? Ich weiß, dass es nicht möglich ist, unsere Bindung genau zu bewerten, da zuviele verschiedene Einflüsse reinspielen. Dennoch bitte ich Sie um Ihre Meinung/Tendenz. Mir ist es sehr wichtig, dass er mit einer guten Bindung aufwächst. LG


Hallo, aus Ihren Angaben würde ich nicht auf eine schlechte Bindung schliessen. Die Idee, Kinder in diesem Alter müssten es gelassen nehmen können, wenn die wichtigste Bezugsperson geht, ist m.E. zu eng. Ich finde es selbstverständlich, dass es da eine Trennungsreaktion gibt, ähnlich, wie Sie die beschreiben. Wenn es dramatisch/unaushaltbar ist, sich die Kinder nicht beruhigen lassen usw., muß man genauer hinschauen. Auch wenn das Kind seine Freude nicht mehr in der gleichen Art zeigt, ist das erstmal nur eine äußere Veränderung. Die Bindung zueinander ist etwas, was sich spüren lässt, sich im Alltag immer wieder zeigt, nicht mit Einzelsituationen "bewiesen" oder widerlegt wird. Also spüren Sie hin, nicht nur in den genannten Situationen, sondern auch sonst am Tag. So können Sie eine andere Sicherheit erreichen und weitergeben. Das stärkt dann wieder die Bindung. Viel Freude dabei. Dr.Ludger Nohr


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