Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Anhänglichkeit und Wutanfälle

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Anhänglichkeit und Wutanfälle

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Hallo Frau Henkes, danke für Ihre tolle Arbeit, sie haben mir schon viele hilfreiche Ratschläge gegeben. Meine Tochter ist Anfang August 5 geworden. Sie ist sehr wissbegierig, phantasievoll, bewegungsfreudig und geht gerne in den Kiga, wo sie viele Freunde hat.  Zwei Entwicklungen machen mir momentan etwas Sorge: 1. Sie ist wahnsinnig anhänglich an mich. Nachmittags bin ich mit ihr zuhause, oder wir unternehmen etwas, gehen auf den Spielplatz, treffen ihre Freunde. Einmal pro Woche ist sie Nachmittags bei Oma und Opa. Jetzt häuft es sich, dass sie dabei nach mir fragt, und richtig traurig wird. Sie sagt sie vermisst mich und will nur etwas machen, wenn ich dabei bin. Sie war schon immer recht fixiert auf mich (Papa ist früh und Abends zuhause, arbeitet aber auch oft am Wochenende), aber im Moment erscheint es mir verstärkt zu sein.  Ich muss mich ständig mit ihr beschäftigen oder sie mit einbeziehen (z.B.beim Wäsche legen), aber sie kann sich (gefühlt) nicht mehr so gut alleine beschäftigen, wie sie es schon mal konnte. Wie kann ich ihr zeigen, dass ich gerne mit ihr spiele, aber auch selbst Sachen in Ruhe erledigen muss?   2. Sie hat sehr heftige Wutanfälle, wenn etwas nicht klappt oder wir "Nein" zu etwas sagen. Sie brüllt, droht damit Sachen zu werfen oder kaputt zu machen. Letzte Woche hat sie ihre Kuscheltiere durch die Gegend geworfen, was ich sofort unterbunden habe. Sie hat auch sofort damit aufgehört. Was mich sehr erschreckt sind dann auch Aussagen wie: Ich will in diesem Haus/ Ort nicht mehr wohnen, Ich will unter der Erde sein, Ich will tot sein.  Ich habe ihr erklärt, dass sie, wenn sie tot ist, nicht mehr da ist und auch nicht mehr fröhlich werden kann. Darauf hat sie nichts gesagt. Warum sagt/ tut sie das? Wie kann ich mit dieser Situation (Wutanfälle/ Aussagen) am besten umgehen? Danke für Ihre Einschätzung.


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Phasen, in denen Kinder nochmal besonders anhänglich werden, kommen in der Kinderentwicklung immer mal wieder vor. Manchmal liegen dem neue Ängste zugrunde, die das Kinder erst zu bewältigen lernen muss. Es kann auch um die Bewältigung unbewusster Einflüsse gehen. Am sinnvollsten ist es, diesem Bedürfnis Ihrer Tochter nachzugeben und die gesuchte Nähe zu gewähren. Umso rascher kann sie sich wieder sicher fühlen und zu wachsender Autonomie finden. Sie können mit Ihrer Tochter besprechen, dass Sie nicht immer etwas mit ihr machen können, sie aber gerne dabei haben und ihre Hilfe zu schätzen wissen. Fünfjährige testen häufig Grenzen und versuchen, ihren Willen durchzusetzen. Dabei kennen sie noch kein Maß und können in heftige Wut geraten. Frustrationstoleranz müssen sie ja erst noch lernen. Dabei können Sie Ihrer Tochter helfen. Trösten Sie sie wegen ihrer schrecklichen Wut. Die ist für Kinder oft kaum zu ertragen. Es hilft ihnen dann, wenn sie sich verstanden fühlen, auch wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Versuchen Sie dann, mit Ihrer Tochter Lösungen oder Alternativen für die jeweilige Situation zu finden. Die "Drohungen" Ihrer Tochter können Sie auf der mehr symbolischen Ebene beantworten. Sie sind sozusagen der drastischste Versuch, den eigenen Willen doch noch durchzusetzen. Versuchen Sie, möglichst gelassen zu bleiben und zeigen Sie Ihrer Tochter, dass solche Drohungen Sie nicht erschüttern. In diesem Alter brauchen Kinder die Gewissheit, dass die Eltern all den Aggressionen, die die Kinder ausleben, gewachsen sind. Sie können ihr sagen, dass Sie natürlich sehr traurig wären, wenn sie ausziehen würde, für Ihre Tochter wäre es aber doch besonders traurig. Denn sie hätte ja dann kein Haus mehr. Analoges gilt für den Wunsch tot zu sein. Sie wären sehr traurig, aber sie würde ja nie mehr ein Geburtstagsgeschenk bekommen oder ähnliches. Enwicklungspsychologisch profitiert Ihre Tochter von der Erfahrung, dass Sie ihre Wut gut ertragen können und Ihre Liebe zu ihr darunter nicht leidet. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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