Liebe Frau Ubbens, unsere Tochter (3) ist ein gut entwickeltes, willensstarkes und kluges Mädchen. Sie spricht mit vollem Wortschatz, kombiniert blitzschnell und ist sehr selbständig. Aber sie steckt seit etlichen Wochen derart in der Trotzphase, dass mein Mann, unser Sohn (5) und ich selber langsam an den Rand des Wahnsinns kommen :-( Der Trotzanfall entzündet sich wahllos an den verschiedensten Begebenheiten, dauert bestimmt 30 Minuten mit heftigen Weinen, Gebrüll und um sich schlagen. Sie wiederholt dann auch gebetsmühlenartig "ich will aber" oder "das soll nicht sein" - je nach Situation. Das passiert überall, also zuhause, bei den Großeltern, im Kindergarten, im Supermarkt, auf dem Spielplatz. Es passiert genauso fünf Minuten nach dem Aufstehehen, wie auch tagsüber oder kurz vor dem Einschlafen. Bisher hat kein Gegenmittel geholfen. Egal, ob wir sie ablenken, in den Arm nehmen, mit ihr das Zimmer wechseln, Alternativen vorschlagen, etwas vorlesen, schimpfen, sie in ihr Zimmer schicken oder sie mal für fünf Minuten nicht beachten. Erst wenn sie völlig erschöpft ist, kommt sie auf meinen Schoß und sucht Trost - den sie natürlich auch erhält, ich spreche leise mit ihr, halte sie gedrückt und streichle ihr übers Haar. Die Situationen für den Trotzanfall sind völlig willkürlich, und wir können uns null darauf "einstellen". Statt der blauen Tasse steht die gelbe Tasse auf dem Frühstückstisch: Trotzanfall Wir müssen noch zum Wertstoffhof und Pfandflaschen einwerfen: Trotzanfall Die Sauce für die Nudeln enthält Erbsen: Trotzanfall Sie will unbedingt die rote Jacke anziehen, aber die liegt gerade in der Waschmaschine: Trotzanfall Das Schneeräumfahrzeug ist nicht bis zum Ende unserer Wohnstraße gefahren: Trotzanfall Es gibt nur ein Eis und nicht zwei, drei oder vier: Trotzanfall Und so könnte ich ewig weiter schreiben, alles und jedes könnte zu Geschrei führen. Dabei sind wir eigentlich ein "glücklicher" Haushalt: wir basteln, kochen, singen und spielen viel mit den Kids, wir machen oft Ausflüge, die Kinder dürfen viel im Haushalt mithelfen und auch selber ausprobieren, es wird gelacht, auch mal gestritten und viel geredet. Unsere Ehe ist intakt, mein Mann ist ein liebevoller und lockerer Papa, beide Kinder gehen gern in den Kiga, es gibt viel Kontakt zu den Großeltern und anderen Kindern. Mit ihrem Bruder verträgt sie sich meistens ganz gut, die beiden spielen viel draußen, machen aber auch mal zusammen ein Puzzle oder bauen Lego. Also eigentlich alles recht hübsch bei uns - warum nur diese unkontrollierten Gefühlsausbrüche? Meine Tochter tut mir so leid, wenn sie so überschäumt und mit ihren Emotionen nicht umgehen kann. Es zerrt bei allen Familienmitgliedern an den Nerven, und auch unser Sohn braucht Zuwendung und Aufmerksamkeit. Teilweise können mein Mann und ich einen freien Abend nicht mehr genießen, weil wir nur über unsere Tochter nachsinnen. Ich wünschte, ich könnte unserem Mädchen helfen und mehr Ruhe einkehren lassen. Haben Sie einen Rat für uns? Geht diese Phase vielleicht nach einigen Monaten von selber vorbei? Vielen Dank und liebe Grüße, Milka
von Milka2014 am 06.02.2019, 07:35