Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Ist das noch eine Phase oder schon "verzogen"

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Ist das noch eine Phase oder schon "verzogen"

Mitglied inaktiv

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Guten Tag Hr Dr. Meine Tochter (geb. 04.09.17/sectio) war immer schon sehr fordernd und hat die ersten Monate nur geschrieen. Nach wie vor ist sie sehr nörgelig bzw schreit oft. Ich habe mich großteils damit arrangiert aber seit ca zwei Wochen weiß ich nicht mehr weiter. Wenn wir zu Hause sind schreit sie sobald ich von ihr weg gehe. es hilft nicht mal mehr sie von Raum zu Raum mit zu nehmen und VL etwas nebenbei zu machen. Ich muss neben ihr sein (Körperkontakt ist kein muss). Weiteres hat sie plötzlich Angst vor jeglichen Küchengeräten. Mixer,Staubsauger sogar das brutzeln einer Pfanne, das Geschirr beim abwaschen oder der Dunstabzug lösen weinen aus. Unterwegs fängt sie an zu weinen sobald ich mich mit jemanden anders rede. Genau so verhält sie sich wenn ich telefonierte. Sie ist aber eigentlich alltagslärm und andere Menschen/Kinder gewöhnt. Wir wohnen bei meinen Schwiegereltern und sogar da ist es plötzlich dass sie sofort von ihrer Oma weg möchte zu mir. Wenn ich nicht dabei bin ist alles in Ordnung. Sie kommt mir tagsüber auch nicht mehr zur Ruhe und schläft nur noch mittags ca eine halbe Stunde was viel zu wenig ist aber ich kann sie ja nicht zwingen. Es klappen beim spielen auch die Äuglein immer für ein paar Sekunden zu aber sie schläft mir einfach nicht. Natürlich höre ich von außen nur wie sehr ich sie verzogen habe. Was soll/kann ich nur machen?


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Liebe Ljanka, das hört sich anstrengend an und man weiß vor allem nicht, wann und ob es aufhört. Ihr baby ist in einem Alter, in dem fremd und bekannt mehr unterschieden wird und das macht manchen Kindern erst mal große Angst. Bisher war alles durch die Bezugspersonen vermittelt und dadurch bekannt. Das ändert sich jetzt. Ihre Tochter hatte sich also nicht an Geräusche, Handlungen gewöhnt, sondern sie waren einfach bisher nicht bedrohlich. Erst durch die Differenzierung, die Erkennung von Verschiedenheiten, vor allem fremd und bekannt, passiert estwas ganz Neues. Dass das nichts mit "verzogen" zu tun hat, ist so leicht erkennbar. Es gilt diese Phase zu überstehen, ohne dass die Angst bei Ihrer Tochter zu sehr wächst. Versuchen Sie im Kontakt zu bleiben, unnötige Trennungen zu vermeiden, das Fremde durch Ihre Anwesenheit ungefährlich zu machen. Es geht tatsächlich vorbei und umso eher, je weniger Sie sich Sorgen um "falsch oder verzogen" machen. Dr.Ludger Nohr


SarahRose44

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Hi, mein Sohn hatte im Alter von 8 Monaten genauso eine Phase, die etwa vier oder fünf Wochen anhielt. Es war schwierig, aber dann war es genauso plötzlich vorbei wie es kam. Ich habe es damsls so gemacht, dass ich wikrlich bersucht habe alle Aktivitäten zu reduzierrn und die Hausarbeit oder das Kochen zu machen während er schläft (oder halt mal gar nicht!). Es war wirklich genau wie bei dir. Auch das mit den Geräuschen. Wenn es mal gar nicht anders ging und ich ihn ablegen musste (zB Toilette, Duschen, heißes Wasser), habe ich das auch getan, aber drauf geachtet, dass er mich immer sieht und ihm gut zugeredet. Mann, war das ne anstrengende Phase! Aber es gehr vorbei und es hat garantiert nichts mit "Verziehen" zu tun. Das kannst du bei einem Baby gar nicht! Das fängt er viel später an!


Lovie

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Liebe ljanka, Das ist scheiße anstrengend und dauert gefühlt eeeeewig. Und alle, alle, alle sagen dir, dass du selbst schuld bist und verzogen hast und das ganze übliche Blabla. Aber: das ist nicht verzogen, dein Kind hat nur einen wichtigen Entwicklung Schritt gemacht und begriffen dass du weg gehen kannst und dass es einen Zusammenhang zwischen Staubsauger und weggehen gibt. Es geht vorbei. Und zwar am schnellsten und dauerhaftesten, wenn du keinen Terz drum machst und ihr die Nähe bedingungslos gibst die sie braucht. Das wird ihr die nötige Sicherheit geben!


Mitglied inaktiv

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Vielen Dank für die lieben Antworten. Ja, ich miss zugeben, es ist sehr anstrengend und es zerrt an meinen Nerven. Heute hat das niesen unseres Hundes für dicke Krokodilstränen gesorgt. Natürlich tröste ich sie dann aber wie verhalte ich mich am besten in solchen Situationen. Wie zeige ich ihr dass das keine gefährlichen Sachen sind? Wir haben am Samstag die Taufe und im Moment muss ich gestehen ich bin schon sehr nervös wie das werden soll.


Schniesenase

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Je ruhiger und selbstverständlicher Du mit allem umgehst, desto mehr Vertrauen kann Dein Kind entwickeln, dass das alles ganz normal und ungefährlich ist. Es ist nicht einfach, aber Deine Nervosität in Bezug auf die Reaktion Deines Kindes macht es dem Kind dann auch schwerer, die Dinge leichter zu nehmen, denn Du signalisierst dem empfindsamen Wesen zusätzlich Gefahr. Bei uns hat in dieser Zeit geholfen, das Kind ganz viel zu tragen. Ich habe das im Tuch gemacht, aber man kann auch auf dem Rücken mit einer guten Tragehilfe tragen. Das ist bei so "High-Need-Kindern" ohnehin oft sehr hilfreich. Und keine Sorge! Ich habe unser Kind über ein Jahr lang sehr viel getragen. Sie konnte dennoch laufen, klettern usw. und hat das von selbst aufgegeben und auch abgelehnt, als sie sich sicher genug fühlte, um die Welt zu erkunden. Und das hat sie dann auch ganz vehement getan. Die Sprüche der Außenwelt nicht an sich heranzulassen ist wohl eine der schwierigsten und wichtigsten Übungen als Mama. Aber es lohnt sich, sich abzugrenzen. Mir hat oft geholfen zu sagen (ganz emotionslos): "Bei uns ist das einfach so." (Will heißen: Ende der Diskussion.) Lass sie reden. Alle Kinder sind verschieden. Deines braucht gerade ganz viel Mama, und in diesem Alter machst Du überhaupt nie etwas falsch, wenn Du ihm gibst, was es braucht. Da geht es um elementare Bedürfnisse, nicht Wünsche. Hier ist das Bedürfnis "Schutz in der gefährlicher wirkenden Welt" "Sicherheit bei Mama". Das geht vorbei, schneller, je besser es Dir gelingt, so weit wie möglich dieses Schutzgefühl zu vermitteln. Wobei das Leben nicht 100% perfekt ist und Menschen sich anpassen können, also so viel wie möglich, Dein Kind kann ein bisschen Frust aushalten, wenn es mal nicht anders geht. ;-) Alles Gute für Euch!


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