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medikamente + stillen + beikost

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: medikamente + stillen + beikost

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Hallo Biggi, mitte dezember kam ich mit massiven herzrhythmus-störungen auf intensivstation und bekam dort die diagnose schilddrüsenüberfunktion. jetzt bekomme ich zum einen beta-blocker fürs herz (beloc zok mite 1x47,5mg) und zum anderen propycil (3x75 mg) für die schilddrüse. unser sohn ist am 02.01. genau 6 monate alt geworden und ist bisher ausschließlich gestillt worden. er verweigert jede andere methode der "milcheinflößung". Jetzt habe ich natürlich die befürchtung (die auch von einigen ärzten sehr gefördert wird), dass die medikamente, die ja doch muttermilchgängig sind, auf dauer dem kind schaden. wie gerechtfertigt ist diese sorge? im krankenhaus riet man mir, sofort abzustillen und zwar am besten innerhalb von wenigen tagen, eine kollegin von dir riet mir eher zum weiterstillen, was ich auch bisher gemacht habe...wenn auch teilweise mit einem mulmigen gefühl. wielange kann ich deiner meinung nach mit dieser medikamentation weiterstillen? Der zweite teil meiner frage geht in richtung langsames abstillen; da sich mein zustand immer noch nicht so richtig stabilisiert hat habe ich angst, irgendwann auf stärkere und absolut nicht mehr stillverträgliche mittel umsteigen zu müssen und dann endgültig mit dem harten abstillen konfrontiert zu werden. daher habe ich mir überlegt, jetzt mit beikost anzufangen, damit der übergang im falle eines falles nicht mehr zu hart wird. Unser sohn ist auch sehr interessiert an essen, bleibt sitzen wenn man ihn hinsetzt und leckt mit hingabe an löffeln herum, auch wenn nix dran ist. da er aber von mir ein erhöhtes allergierisiko hat, wollte ich mit rein kürbis oder sowas anfangen. wie gehe ich da am besten vor? zu jeder stillmahlzeit 2-3 löffel füttern? davor? danach? oder einfach eine relativ feste uhrzeit einführen, zu der ich ihm etwas anbiete?? Flasche will ich nicht mehr versuchen, das gibt immer zuviel theater, aber wenn ich schnell umstellen müßte, welche möglichkeiten hätte ich? vielleicht kannst du mir ja einen tipp geben, wie ich am besten mit der ganzen situation zurechtkomme. vielen dank im voraus und alles gute für dich im neuen jahr!


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? Liebe Anke, eine Schilddrüsenüberfunktion kann in der Stillzeit nicht ganz so einfach behandelt werden wie eine Unterfunktion, aber es ist möglich, stillverträgliche Medikamente zu wählen und es ist sicher nicht sinnvoll, die Frau mit aus der Luft gegriffenen Aussagen zu ängstigen. Ich zitiere dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001: „Propylthiouracil ist Thyreostatikum der Wahl in der Stillzeit und sollte Thiamazol und Carbimazol insbesondere dann vorgezogen werden, wenn deren Erhaltungsdosis mehr als 5 mg/Tag beträgt. Liegt die Propylthiouracildosis im oberen therapeutischen Bereich, sollten nach etwa 3 Wochen die Schilddrüsenparameter des Säuglings kontrolliert werden. Dies gilt natürlich er recht, wenn mit höheren Dosen der anderen Thyreostatika behandelt wurde. Natriumperchlorat soll in der Stillzeit nicht genommen werden. Schilddrüsenhormone sollten nicht zusammen mit Thyreostatika gegeben werden, da hierdurch höhrere Thyreostatikadosen erforderlich werden" Auch zu dem Metoprolol (Beloc) zitiere ich dir aus o.g. Quelle: „unter Langzeittherapie mit 100 und 200 mg Metoprolol (z.B. Beloc, Jeprolol) wurden maximal 0,7 mg/l Milch gemessen. Der M/P-Quotient liegt bei 3. Die dem Säugling zukommende Tagesosisbeträgt trotzdem höchstens 0,1 mg/kg. Das entspricht 3,2 % der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis. Etwa 10 % der nordeuropäischen Bevölkerung sollen Metroprolol nur langsam metabolisieren. Dies könnte der Grund dafür sein, dass in einem Fall bei einem (symptomlosen) Säugling eine Plasmakonzetration von 45 µg/l gemseen wurde. Bei den anderen gestillten Kindern waren es 0,5 - 3 µg/l (Übersicht in Bennett 1996). Die therapeutischen Konzentrationen beim Erwachsenen wurden mit 93 - 881 µg/l angegeben. ... Empfehlung für die Praxis: Von den Betarezeptorenblockern sind zu bevorzugen: Metoprolol, Oxprenolol, Propanolol (vorwiegend bei tachykarden Rhytmusstörungen eingesetzt), Timolol (als Augentropfen) und Labetalol. Bei dennoch erfolgter Einnahme eines anderen Beta-Rezeptorenblockers ist eine Einschränkung des Stillens nicht erforderlich. Die Medikation sollte jedoch umgestellt werden." Besprich dich mit deiner Ärztin/Arzt und im Zweifelsfall kann die behandelnde Ärztin/Arzt sich in Berlin bei der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie (Tel.: 030-30686734) anrufen und sich erkundigen, was das Mittel der Wahl in dieser Situation für eine stillende Frau ist und was genommen werden kann, wenn das Propylthiouracil nicht die gewünschte Wirkung zeigt. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Außer der bei uns traditionell verwendeten Karotte können auch Zucchini, Kürbis, Fenchel, Brokkoli, Kohlrabi, Pastinake oder anderes Gemüse angeboten werden. Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im Laufe der Zeit wird sich die Gewichtung von ganz alleine hin zu mehr fester Nahrung und weg von der Muttermilch einspielen. Wenn unbedingt Mahlzeiten ersetzt werden sollen, dann empfiehlt sich ein Abstand von etwa einem Monat, ehe die nächste Mahlzeit eingeführt wird. In welcher Reihenfolge die Stillzeiten durch andere Mahlzeiten ersetzt werden, bleibt jeder Mutter selbst überlassen. Es wird lediglich empfohlen neue Nahrungsmittel nicht am Abend einzuführen, da dann eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen in die Nacht fallen können und nach Möglichkeit sollten nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Mahlzeiten direkt nacheinander ersetzt werden. Richte dich nach eurem Alltag, denn das langfristige Ziel ist ja das gemeinsame Essen am Familientisch. Ob und wann Du am Abend einen Brei einführst, kannst nur Du selbst entscheiden. Diese Entscheidung sollte allerdings nicht aus dem Wunsch nach ruhigeren Nächten heraus getroffen werden, denn dann könntest Du eine herbe Enttäuschung erleben. Viele weitere Tipps rund um das Thema Beikost findest Du in dem Infoblatt „Babys erste feste Nahrung", das Du bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bestellen kannst. Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi


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