Trici97
Guten Morgen Frau Welter, ich befinde mich in einer schwierigen Situation und würde mich sehr über Ihre Einschätzung freuen. 2022 kam mein Sohn mit einer bis dato unerkannten Muskeldystrophie (Spontanmutation), einer damit verbundenen Muskelhypotonie und einem Makrozephalus per Kaiserschnitt zur Welt. Das Stillen klappte überhaupt nicht. Trotz der Unterstützung mehrerer Hebammen und Ärzte nahm unser Sohn so massiv ab, dass er Milchnahrung bekommen musste um zu überleben. Er hatte nicht die Kraft aus der Brust zu trinken und ich hatte so gut wie gar keine Milchbildung, nur wenige Milliliter. Nun bin ich mit dem 2. Kind schwanger, welches im Januar 26 geboren werden soll. Es wird ein Mädchen und wir haben sehr gute Chancen, dass es gesund ist. Ich möchte grundsätzlich gerne versuchen zu stillen, habe aber auch große Angst davor, dass sich das ganze Drama wiederholt, das Kind zu schwach sein könnte zu saugen, die Milchbildung nicht klappt oder das Anlegen nicht funktioniert. Ich habe mir bereits eine Milchpumpe organisiert, die hat damals wenigstens geholfen, wenige Milliliter zu bekommen. Sollte ich Tabletten zur Milchproduktion verordnen lassen oder haben Sie andere Ideen, wie ich die Chancen erhöhen kann, dass es klappt? Herzliche Grüße und vielen lieben Dank im Voraus für Ihre Auskünfte.
Liebe Trici97, ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass dein Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte das Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen kannst du am besten dadurch vorbeugen, dass du dich informierst. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Erkundige dich auch einmal, vielleicht gibt es in deiner Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Auch solltest du dich schon vorher um einen Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort kümmern, dann hast du gleich eine Ansprechpartnerin, wenn es zu Problemen kommen sollte. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. Liebe Grüße Biggi
Die letzten 10 Beiträge
- Stillen nach Problemen
- Leber in der Stillzeit?
- Anliegen
- Baby von der Flasche zur Brust zurück bringen
- Stillstreik?
- Kind (2,5 Jahre) schläft nur mit Brust ein
- Weiterhin nach Bedarf stillen?
- Tocher (5 Monate) verweigert linke Brust
- Tagsüber abstillen
- Unruhiges Trinkverhalten / Starker Milchspendereflex