Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillabstände, Einschlafstillen, Einführung Beikost

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillabstände, Einschlafstillen, Einführung Beikost

MS

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Liebe Biggi, nach einem holprigen Start stille ich seit dem zweiten Monat meine Tochter (1. Kind, aktuell 4 Monate) voll. Nach Korrektur ihres zu kurzen Zungenbandes trinkt sie deutlich effektiver, sodass sich die Dauer der Mahlzeiten auf ca. 10 Minuten verkürzt hat. Unsere Abstände zwischen den Mahlzeiten liegen relativ unverändert bei ca. 1,5-2 Stunden. Natürlich gibt es immer wieder Phasen, in denen sie häufiger und länger saugen möchte. Dies kann ich aber bislang recht gut an Entwicklungsschübe o.ä. koppeln und anhand der Mundbewegungen ganz gut vom aktiven Trinken unterscheiden. Sie ist ein "pflegeleichtes" ausgeglichenes Kind und entwickelt sich gut. Noch hatten wir keinen wirklichen Rhythmus, aber recht feste Aufwach- und Zubettgehzeiten. Der Tag ist stark von ihren Mahlzeiten bestimmt, da ich mich bislang nach ihrem angezeigten Bedarf gerichtet habe und durch das Einschlafstillen ihr Schlaf davon entsprechend beeinflusst ist. Nun waren wir zu U4 und sie liegt mit 9,1kg bei 67cm deutlich über der Kurve. Der Kinderarzt meinte zudem, dass die Abstände in diesem Alter eher bei 3-4 Stunden liegen sollten. Nun bin ich sehr verunsichert, ob ich etwas falsch mache. Bislang bin ich davon ausgegangen, dass Einschlafstillen und nach Bedarf in Ordnung ist. Auch hat er mir geraten den Beikoststart zu forcieren, damit ihre Abstände größer werden, da sie offensichtlich immer noch kleine Portionen gewohnt ist, die nicht ausreichend sättigen. Auch das hat mich irritiert, da sie immer ja so lange an der Brust trinkt bis sie einschläft oder alleine abdockt. Meiner Auffassung nach ist sie ja dann ausreichend satt und ich halte sie nicht künstlich mit zu kleinen Mengen in einem andauernden Hungergefühl, oder? Sie trinkt meist nur an einer Seite pro Mahlzeit, selten mal beide. Da sie immer sehr viel gespuckt hat, wenn ich versucht habe sie zum Trinken an beiden Seiten zu animieren, habe ich das nach kurzer Zeit gelassen. Wie schon gesagt, bin ich jetzt verunsichert, ob ich weiter wie bisher nach Bedarf und zum Einschlafen stillen soll. Sind die Abstände zwischen den Mahlzeiten so ungewöhnlich für ihr Alter? Ist ein früherer Beikoststart notwendig? Eigentlich hatte ich vor damit gemäß der Empfehlung der WHO eher bis zum 6. Monat zu warten. In unserer Familie gibt es eine Vorbelastung zu Diabetes (ich hatte auch Schwangerschaftsdiabetes, die ich aber erfolgreich mit einer angepassten Ernährung im Griff hatte) und Schilddrüsenunterfunktion. Ich hatte gehofft, dass Risiko für sie durch längeres Stillen reduzieren zu können. Ist ihr hohes Gewicht ein Hinweis darauf, dass ich was ändern sollte? Ich würde mich sehr freuen, wenn du die entstandenen Unsicherheiten ausräumen könntest. Vielen Dank schon mal für deine Hilfe!  


Biggi Welter

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Liebe MS,   NICHTS machst du falsch und jeder Stillexperte wird dir zum Stillen nach Bedarf raten! Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken. ALLE Stillexperten sprechen sich für das Stillen nach Bedarf aus, ohne Mindestabstand und Kontrolle! Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt. Und auch musst du nicht mit der Beikost beginnen, wenn dein Kind noch keine Zeichen gibt, dass es Beikost möchte! Ein Baby gibt normalerweise deutlich zu erkennen, wann es so weit ist, dass es zusätzlich und ergänzend zur Muttermilch andere Nahrung haben möchte. Die Bereitschaft zur Beikost erkennst du bei einem voll ausgetragenen gesunden Kind an den folgenden Anzeichen: • es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen, • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist bei einem gesunden, voll ausgetragenen Baby etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Ich hoffe, ich konnte dich ganz schnell beruhigen?! Ganz liebe Grüße und frohe Weihnachten wünscht Biggi  


MS

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Herzlichen Dank für die super schnelle Rückmeldung! Deine ausführliche Antwort beruhigt mich tatsächlich sehr und bestärkt mich wieder weiter auf mein Gefühl und meine Tochter zu vertrauen. Danke dafür! Auch dir schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.


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