Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

durchschlafen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: durchschlafen

Mitglied inaktiv

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Hallo, mein Sohn Lukas ist jetzt knapp 10 Wochen alt und ein echter Wonneproppen. Allerdings zehrt es mittlerweile sehr an meinen Kräften, dass er nachts nach wie vor zwei-bis dreimal aufwacht und gestillt werden will. Dabei hat er eigentlich schon eine sehr lange Schlafphase von ca. 5 Stunden, aber die beginnt pünktlich gegen 18 Uhr und endet gegen 23 Uhr. Ab dann verfällt er in den kurzen Rhythmus von etwa 3 Stunden. In den letzten Tagen haben sich diese Spannen sogar noch weiter verkürzt (1 1/2 Stunden), obwohl er tagsüber mittlerweile schon einen 4-Stunden-Takt hat. Das Stillen allein wäre ja auch gar nicht das Riesenproblem, aber er schläft danach nicht wieder ein. Nur durch langes Rumtragen oder gemeinsames Sofaliegen ist er wieder zum Schlafen zu bringen, allerdings maximal für eine Stunde. Fragen: >> Ich habe nun in Büchern gelesen, man solle eine feste letzte Stillmahlzeit einführen. Da ist aber das 18-Uhr-Stillen wahrscheinlich zu früh, aber was mache ich denn, wenn er um diese Zeit nun mal ins Koma fällt? Die um 23 Uhr zur letzten zu erklären, ist wahrscheinlich nicht so ergiebig, weil er dann einen Großteil seines Schlafpensums schon hinter sich hat. >> Ist es sinnvoll zu versuchen, seinen Abendschlaf hinauszuzögern (obwohl erste Versuche schon gescheitert sind)? >> Wie viel kann ein Baby überhaupt in der Nacht am Stück schlafen (mit bzw. ohne Stillunterbrechungen)? >> Kann es überhaupt sein, dass er immer Hunger hat, wenn er nachts schreit, wenn er es doch tagsüber und abends viel länger ohne Stillen aushält? >> Woran erkenne ich, ob er vielleicht nur Durst hat und ihm das Teefläschchen genügen würde? Ich wäre sehr dankbar um einen Rat, der mir wenigstens mal einige Stunden Schlaf am Stück bescheren könnte. Von den vielen Büchern und "guten Ratschlägen" bin ich schon ganz wirr Im Kopf. Herzliche Grüße, Carola und Lukas


Biggi Welter

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? Liebe Carola, sehr viele Mütter hier im Forum werden Sie um Ihr Kind beneiden, denn zwei bis drei Stillunterbrechungen in der Nacht bei einem Kind in diesem Alter ist recht wenig. Das wird Ihnen nun jedoch ebensowenig weiterhelfen, wie die Buchweisheit, dass es sinnvoll sei, eine feste letzte abendliche Stillmahlzeit einzuführen oder ein statistischer Wert wie lange ein „Durchschnittsbaby" in einem bestimmten Alter am Stück schlafen kann (die fünf Stunden, die Ihr Baby schafft sind schon eine enorme Leistung). Ihr Baby ist nämlich nicht das statistische „Durchschnittskind", sondern er ist eine eigenständige Person mit einem eigenen „Plan" wann es welchen Entwicklungsschritt meistern wird. So ist es auch vollkommen normal, dass ein Kind in unterschiedlichen Abständen nach der Brust verlangt. Das einzig Konstante, was Sie im Leben mit Ihrem Baby erwarten können ist, dass nichts konstant ist. Es ist auch vollkommen nebensächlich, ob Ihr Baby nachts aufwacht weil es Hunger hat oder Durst, denn das macht keinen Unterschied und in beiden Fällen ist Muttermilch das, was Ihr Kind braucht. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen. Da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen (der bei uns für Babys so beliebte Fenchel kann bei manchen Kinder Bauchprobleme sogar verstärken). Dazu kommt, dass die Gabe von zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten kann. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). Außerdem ist es sehr viel aufwändiger, nachts eine Teeflasche zuzubereiten, als das Kind im Liegen zu stillen und dann weiterzuschlafen. Das heißt aber nun nicht, dass Sie in der kommenden Zeit permanent mit Schlafmangel kämpfen müssen. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Auch tagsüber sollten Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Ganz vorsichtig können Sie auch versuchen, den Abendschlaf immer weiter hinauszuschieben (vielleicht im fünf-Minuten-Abstand, immer fünf Minuten später), allerdings gibt es hier keine Gewähr, dass es funktionieren wird. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, hab herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Es ist gut zu wissen, dass wir mit unserem Ess- und Schlafrhythmus durchaus gut liegen. Wenn man da sogenannte "erfahrene Mütter" (z.B. die eigene) hört, dann hat man immer das Gefühl, es sei eine Tragödie, wenn das Kind eine Woche nach der Geburt noch nicht durchschläft. Ich denke, ich hab mich da einfach wirr machen lassen und damit mich und den Kleinen unter Druck gesetzt. Denn siehe da, nachdem ich gestern nach dem Lesen deiner Antwort beschlossen hatte, einfach alles laufen zu lassen, hatte er schwuppdiwupp wieder längere Schlafphasen und schlief nach dem Stillen wieder ein. Daher Tip an alle: LASST EUCH NICHT VERRÜCKT MACHEN !!! Vielen Dank für deine Hilfe und bis zur nächsten Frage, Carola


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