Claudi1904
Liebe Frau Welter, nachdem ich sämtliche Foren durchsucht habe aber keine ähnlichen Probleme dort gefunden habe, wende ich mich an Sie. Ich bin Mama von einem 5 Wochen alten Baby. Tagsüber klappt das Stillen recht gut, er trinkt und schläft ein. Abends ab 20 Uhr ist er durchgehend bis ca 02:00 Uhr wach, quengelig, trinkt anfangs jede halbe Stunde an der Brust, lehnt sie dann aber ab bzw. schreit sie an. Er schreit und ist kaum ruhig zu bekommen es hilft weder kuscheln, baden, Bauchmassage etc. Er wird erst ruhig und schläft ein, wenn er ein Fläschchen mit Muttermilch bekommt. Ich frage mich ob ihm meine Milch abends nicht reicht oder ob es die berühmte Hexenstunde ist und ob Sie eine Idee haben, das in den Griff zu bekommen sodass er einschläft. Wenn ich frühs abpumpe habe ich ca. 100ml insgesamt, Abends ca. 60ml. Nachts nach der Flasche geht er bislang noch gut wieder an die Brust allerdings habe ich Angst vor einer Saugverwirrung und möchte daher sehr wenig die Flasche geben. Meine zweite Frage ist, was ich denn machen kann wenn mein Baby tagsüber nur maximal 5 min an der Brust isst und dann satt ist? Ich kann so nicht beide Brüste stillen und er kommt ja gar nicht an die fettreiche Hintermilch. Er braucht die Brust tagsüber auch ca. alle 1.5 Stunden und Nachts 2-3 was schon sehr einschränkt. Vielen Dank für Ihre Hilfe.
Liebe Claudi1904, ich glaube auch, dass dein Kind die Anzeichen einer beginnenden Saugverwirrung zeigt, deshalb solltest du beim Zufüttern zunächst eine alternative Fütterungsmethode wählen und keine Flasche und Schnuller mehr anbieten. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Und gerade am Abend, wenn das Baby gestresst und müde ist, klappt gar nichts mehr. Du brauchst keine Angst zu haben, dass du zu wenig Milch hast. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Je mehr du also anlegst, umso mehr Milch wird gebildet. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Alle Stillexperten sind sich schon seit sehr langer Zeit einig: bei einem gesunden, voll ausgetragenen und gut gedeihenden Baby ist Stillen nach Bedarf das Optimale. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht. Eine Ausnahme stellen schlecht zunehmende Kinder oder kranke Kinder dar, da kann es sein, dass die Mutter regulierend eingreifen muss und das Baby eventuell zum Stillen wecken muss. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Auch kurze Stillmahlzeiten sind völlig normal, der Milchspendereflex setzt beidseitig ein, so dass das Kind an der zweiten Brust dann eine „Mischmilch" erhält. Die Unterscheidung in „Vordermilch" und „Hintermilch" ist in aller Regel allerdings eine akademische Frage, die für den normalen Stillablauf keine Bedeutung hat. Solange das Kind gedeiht und sich wohl fühlt, muss keine Mutter über die Anteile an Vorder- oder Hintermilch nachdenken. Solange dein Baby gedeiht, ist es vollkommen unwichtig, ob es an einer oder beiden Brüsten trinkt. Es gibt keine feste und unumstößliche Regel, dass ein Kind immer an beiden Seiten trinken muss. Wichtig ist alleine das Gedeihen des Babys. Jedes Stillpaar muss herausfinden, was für die beiden am besten funktioniert. Vielleicht kannst du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind wie bereits geschrieben keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen, dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Ich kann dir zusätzlich noch empfehlen, deinem Baby eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen. Probiere es mal aus! Liebe Grüße Biggi
Claudi1904
Herzlichen Dank!
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