Hallo liebe Biggi,
ich möchte mich erstmal für die tolle Arbeit im Forum bedanken und würde mich über deinen Input zu meinem Problem freuen.
Mein Sohn (8,5 Monate) war bis vor ca. 6 Wochen ein extrem guter Schläfer nachts. Bereits mit ca. 4,5 Monaten hat er nachts 10h und mehr geschlafen, sodass wir quasi nachts schon abgestillt hatten und er sich erst in den frühen Morgenstunden gemeldet hat.
Seit er knapp 7 Monate alt ist hat sich das leider geändert. Er möchte nun nachts ca. alle 4h an der Brust trinken. Ich verstehe nicht warum und würde ihm das gerne wieder „abgewöhnen“. Da er in der Vergangenheit bereits so gut durchgeschlafen hat denke ich nicht, dass er es wirklich „braucht“. Er wirkt, wenn er wach wird auch nicht hungrig, lässt sich aber nur durch die Brust beruhigen.
Hast du vielleicht eine Erklärung dafür, dass er nachts plötzlich wieder „so viel“ an der Brust trinken möchte? Eine Phase, die vorbeigeht? Die Zähne und die ganzen neu erworbenen Fähigkeiten?
Ich würde gerne mit etwa 10 Monaten abstillen und langsam nachts starten. Hast du vielleicht noch ein paar Tipps zum nächtlichen Abstillen für mich?
Ich weiß, dass ich auf hohem Niveau „jammere“ und dass die meisten Kinder in diesem Alter nachts mehr trinken und vermutlich auch tagsüber; bin aber einfach ein klein wenig irritiert über diesen „Rückschritt“ was das Schlafen und die Stillhäufigkeit angeht.
Zur besseren Beurteilung gerne noch ein paar Hintergrundinfos:
- Er wurde knapp 5 Monate voll gestillt
- Übergang zur Beikost hat sehr gut funktioniert
- seit er 7,5 Monate alt ist wird er tagsüber nicht mehr gestillt und verlangt auch nicht danach
- er ist ein guter Esser mit gutem Gewicht und Größe (74cm, gute 9kg); ich habe nicht das Gefühl, dass er tagsüber zu wenig bekommt und sich das dann nachts in Form von Milch holen muss
- unser Essens-Rhythmus:
8h/9h Frühstück (75g Joghurt mit Fruchtmus und Getreideflocken)
12h Mittagsessen (ca. 180g Gemüse/Stärke/Fleisch/Fisch)
14h/15h GOB (ca. 80g)
18h Abendbrei (ca. 180-200ml Milchbrei mit Früchten oder Gemüse)
20h Stillen zum Einschlafen und dann momentan um ca. 1h und um ca. 5h/6h Stillen
Wenn ich das Gefühl habe er bekommt zwischendurch Hunger gebe ich ihm ein paar Löffel Obst oder eine Dinkelwaffel. Er trinkt zu den Mahlzeiten jedes Mal 30ml – 50ml Leitungswasser und zusätzlich rund 30ml über den Tag verteilt aus dem Magic Cup.
- tagsüber schläft er entweder vor oder nach dem Mittagessen für 30 Minuten bis 1,5h in seinem Bett nach Einschläfern in der Trage und nochmal am Nachmittag 45 Minuten, wenn wir draußen unterwegs sind im Kinderwagen
- er entwickelt sich prächtig, ist aufgeweckt, fröhlich und macht die ganze Wohnung robbend unsicher
- ich kann mir tagsüber viel Zeit für ihn nehmen zu Kuscheln und Spielen
- seit einigen Wochen kommen die Zähne, was ihn sicherlich beschäftigt
Ganz herzlichen Dank vorab und viele liebe Grüße
von
SuLeon1290
am 01.03.2021, 13:12
Antwort auf:
Durchschlafen, und nächtliches Abstillen
Liebe SuLeon1290,
danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast und so ausführlich geschrieben hast.
Ich kann Dich beruhigen, Dein Sohn verhält sich geradezu klassisch ;-).
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder acht Monaten.
Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa fünf bis acht Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es Dich so viel braucht.
Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby.
• Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Möglicherweise kann Dir Deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du etwas für Dich tust ...
• Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit Deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun.
• Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss.
• Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar.
Ich hoffe, die Antwort hilft Dir weiter.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 01.03.2021
Antwort auf:
Durchschlafen, und nächtliches Abstillen
Vielen herzlichen Dank für diese positive Antwort, das hilft mir sehr weiter :)
von
SuLeon1290
am 02.03.2021, 18:42