Durchschlafen bzw. abstillen bei "Fläschchenverweigerer"

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Durchschlafen bzw. abstillen bei "Fläschchenverweigerer"

Hallo liebe Stillberaterinnen, mein Sohn ist 8,5 Monate alt und wurde die ersten 6 Monate voll gestillt. Tagsüber isst er mittlerweile schon brav und gerne Beikost (Gemüse/Fleischbrei, Obstbrei,...). Ein Problem haben wir aber nachts. Vor zig Wochen habe ich schon versucht, abzustillen bzw. mit Fläschchen zu füttern. Aber er hat es immer abgelehnt. Nach 3 Wochen täglichem Kampf (probiert habe ich es eh vormittags als Jause) hab ich es gelassen. Nach ein paar Wochen Pause habe ich es wieder versucht... ohne Erfolg. Jetzt habe ich probiert, ob er die Säuglingsmilch aus der Schnabeltasse mag - quasi als Frühstücksgetränk zum Brot dazu. Mag er nicht. Das wäre ja alles nicht so tragisch, wenn er nachts durchschlafen würde!! Er ist aber jede Nacht mindestens 4x wach - meistens sogar 5-6 mal!! Er schläft abends im Bettchen ein und ich sitze daneben und halte seine Hand. Das klappt ganz gut. Aber trotzdem ist er oft schon 1 Stunde nach dem Einschlafen wieder munter! Und schreit und "verlangt" die Brust! Natürlich kriegt er nicht die ganze Nacht jedes Mal was, aber die Schlafintervalle werden nicht länger! Auch tagsüber schläft er immer nur 30 Minuten am Stück - zweimal am Tag! Ich bin ehrlich gesagt ziemlich am Limit, weiß aber nicht so recht, wie ich ihm helfe durchzuschlafen bzw. wenigstens mehrere Stunden durchzuschlafen. Die ganze Nacht nichts mehr geben und schreien lassen? Keine Ahnung... können Sie mir helfen? Vielen Dank für Ihren Rat und herzliche Grüße Christine Sieberer

von FamSieberer am 09.08.2013, 14:58



Antwort auf: Durchschlafen bzw. abstillen bei "Fläschchenverweigerer"

Liebe Christiane, es ist im Grunde völlig normal, wie sich dein Kind verhält. Denn es ist nicht "normal", dass es alleine einschläft oder durchschläft... Dein Kleiner schafft das Einschlafen ja schon prima, aber du merkst, dass er "mehr Mama" braucht, weil er schnell wieder wach ist. Das liegt so in der Natur der Kinder, die beim Übergang von einer Schlafphase zur nächsten sich versichern müssen (rein instinktiv), dass die schützende Mutter ganz nah ist. Es ist nicht verkehrt, wenn du ihm doch jedes Mal die Brust geben würdest, wenn er sie braucht, denn damit beruhigst du sein Alarmsystem. Er merkt: Alles ist gut, egal wann ich es brauche, und kann sich viel leichter dem Schlaf hingeben. Die neurologische Unreife eines so jungen Menschen macht es ihm unmöglich, zu schlafen wie ein Großer. Aber, das darf ich dir versprechen, er wird es irgendwann doch können. Je leichter du es ihm machst (in dem du seine Bedürfnisse befriedigst statt vertröstest), desto einfach wird es. Aber natürlich ist es extrem anstrengend... Du scheinst nun ein Kind zu haben, das besonders intensive Bedürfnisse nach mütterlicher Nähe hat, auch das ist nicht selten (aber natürlich trotzdem sehr sehr anstrengend). Zu allererst möchte ich dir das Buch "Das 24 Stunden Baby" von William Sears ans Herz legen. Er ist Kinderarzt und Vater von 8 Kindern, und hat dieses Buch geschrieben, nachdem er selbst Erfahrungen mit einem Schreibaby durchlebt hatte. Es ist zwar momentan schwer zu bekommen, aber in vielen Stillgruppenbüchereien zu finden. Es wird schwierig sein, und sicher nicht ohne weitere Tränen gehen, wenn du jetzt den Weg des Abstillens gehen willst, bevor er selbst bereit dazu ist. Trotzdem ist es dein gutes Recht, ihn zu gehen! Auf der anderen Seite könntest du dir überlegen, ob es nicht doch Alternativen gibt. Trägst du ihn schon/noch viel im Tragetuch? Habt ihr auch ohne zu Stillen viel Hautkontakt? Welche Einstellung hast du ihm gegenüber: Kannst du ihm die stille Botschaft übermitteln, dass alles gut ist und er sein darf, wie er ist, auch wenn er anders oder anstrengender ist als viele andere Babys? Oder spürt er, wie du ihn gern anders hättest, als er ist? Unsere Kinder spüren das sehr genau, und reagieren auch darauf ganz sensibel... Was du brauchst sind 2 Dinge: Einerseits die Möglichkeit, Ruhe für dich zu finden und mal aufzutanken. Vielleicht gibt es einen lieben Menschen in deiner Umgebung, dem dein Sohn vertraut, und der sich mit Kind im Tragetuch jeden Nachmittag zu einem langen Spaziergang aufmachen kann? Und du legst dich in der Zeit hin, oder liest, oder machst sonst etwas, das nur dir gut tut? Und schaust, wie du dir für die nächsten Monate das Leben so einfach wie möglich machst, mit Putzhilfe, Vorkochen, glatt zusammengelegter statt gebügelter Wäsche etc. Andererseits gehst du mit ganz viel Geduld daran, deinem Kleinen zu zeigen, dass alles ok ist. Das kann bedeuten, dass du ihn ein paar Nächte lang einige Hundert Mal abdockst, und ihm beruhigende Worte ins Ohr raunst, ihn vielleicht doch wieder ein paar Schluck trinken lässt, wieder abdockst etc. bis er versteht, dass auch ohne Brust im Mund Mama da ist und da bleibt und er sicher und geborgen ist. Dass du ihm also immer wieder bestätigst, dass er dich auch ohne Stillen ganz nah hat... Das kann es ihm ermöglichen, vom so intensiven Stillen allmählich abzulassen. Und Hilfsmittel kannst du ganz vorsichtig mit einführen, in dem z.B. das Kuscheltier einfach mit dabei ist, unaufdringlich, aber als Teil von eurem Zusammensein. Im Gegensatz dazu steht die Erfahrung, ein Kind, das spürt, dass sich die Mutter ihm entziehen will unsicher wird, so dass es noch mehr "klammert", noch stärker die Nähe und Geborgenheit an der Brust sucht. Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Aber an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Und ehrlich gesagt: Abstillen gibt keiner Frau das Leben vor dem Kind wirklich zurück. Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das Abstillen dein Leben nicht garantiert auf wundersame Weise positiv verändern wird. Es kann, muss aber nicht zu ruhigeren Nächten führen... Oft leider schlafen die Kinder nach dem Abstillen auch nicht "besser", weil ihr Schlafverhalten eben weniger mit dem Stillen als mit der individuellen neurologischen Reife zusammen hängt... Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 09.08.2013



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