Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Durchschlafen, nachts abpumpen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Durchschlafen, nachts abpumpen

UlrikeP

Liebe Biggi,  mein Sohn, fast 4 Monate, schläft jetzt schon seit etwa zwei Monaten durch - und damit meine ich, dass er nachts zwölf oder dreizehn Stunden durchschläft! Eigentlich ja ein Traum... Allerdings teile ich mit anderen hier das "Problem", dass meine Brust natürlich nicht so lange durchhält und ich zwischendurch abpumpen muss. Ich hatte von Anfang sehr viel Milch (es gab regelmäßig richtige Fontänen...), so dass die erste Durchschlafzeit auch sehr qualvoll war.  Nun hat sich die Brust in soweit angepasst, dass ich nur noch einmal die Nacht mit leichten Brustschmerzen aufwache (pumpe dann insg. ca 150 ml ab), danach halte ich es aus bis zum ersten Stillen morgens. Aber dann explodiere ich auch fast, und jede Bewegung meines Oberkörpers oder meiner Arme tut weh...  Tagsüber möchte der kleine Mann relativ häufig an die Brust, verständlich und vermutlich normal (alle anderthalb bis zwei Stunden). Jetzt ist es aber seit einiger Zeit so, dass mein Sohn zum Ende jedes Stillens - wenn wohl nicht mehr so viel fließt - sehr unzufrieden wird, wild an der Brust reißt und nach dem Stillen oft weint. Er scheint noch Hunger/Appetit zu haben, aber scheinbar kommt ihm nicht mehr genug Milch. Um sein Gewicht oder deine Gesundheit mache ich mir keine Sorgen, er kommt gut zu (aktuell ca 7,5 kg) und seine Windeln sind oft und ordentlich voll. Ich möchte nur nicht, dass er unglücklich ist... Am Nachmittag gebe ich ihm jetzt zusätzlich das abgepumpte Fläschchen der letzten Nacht, damit er satter und zufriedener ins Bett geht.  Meine Frage dabei: kann es tatsächlich sein, dass die lange Nacht dazu führt, dass ich tagsüber nicht "genug" Milch produziere? Gibt es Tricks - außer nachts mehrfach zu pumpen? Oder muss sich mein kleiner Nimmersatt einfach daran "gewöhnen", dass er kleinere Portionen bekommt, als er vielleicht gerne hätte?


Biggi Welter

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Liebe UlrikeP, ich denke nicht, dass es an der Milch liegt, sondern an der Flasche, dass dein Kind nicht korrekt trinken mag. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Wenn dein Kind also lange genug saugt, wird der Milchspendereflex mehrmals ausgelöst und die Milch reicht. Jetzt fütterst du abgepumpte Milch zu und das kann die Ursache für das Verhalten deines Kindes sein. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprichst du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi


UlrikeP

Liebe Biggi,  vielen Dank für deine Antwort! An einer Stelle habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt: Die Unzufriedenheit nach dem Stillen gab es schon mindestens zwei Wochen bevor ich die zusätzliche Flasche angeboten habe (und das habe ich tatsächlich auch erst drei Mal getan). Ich glaube also nicht, dass die Saugverwirrung das initiale Problem ist - trotzdem bin ich sehr dankbar für diesen Hinweis, denn da möchte ich natürlich erst gar nicht hinkommen!  Wenn tatsächlich ein großes Teil der Milch während des Saugens gebildet wird, (war mir so nicht bewusst), dann muss mein Sohn vielleicht einfach nur etwas mehr Geduld beim Saugen lernen - und ich mit ihm. ☺️ Danke und liebe Grüße!


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