Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

durchschlafen mit 9 Monaten

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: durchschlafen mit 9 Monaten

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Liebe Biggi, ich will endlich wieder 6 Stunden am Stück schlafen! Was kann ich tun, damit meine Tochter (9,5 Mon.) sich danach richtet? Sie isst tagsüber Milch-Getreide-Brei und Gemüse-Getreide-Brei, schläft dann vonn 20h bis 24h und will anschließend dreimal an die Brust - im Zweistundentakt. Wie kann ich mich tagsüber verhalten, um ihr das Nachts-Schlafen zu erleichtern, damit ich wieder selbst zum Schlafen komme? Herzlich, Heidi


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Liebe Heidi, da Biggi sehr krank ist, bin ich für sie vorübergehend hier im Forum eingesprungen. Ich hoffe, auch ich kann Ihnen weiterhelfen... Zunächst bleibt mir aber fast nichts anderes, als Sie zu ernüchtern: Es ist abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen selten möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Wenn Sie mal in der Suchfunktion hier im Forum "Einschlafen an der Brust" eingeben, finden Sie viele Antworten, die Biggi Welter in der Vergangenheit auf ähnliche Fragen geschickt hat. Diese Antworten werden es Ihnen hoffentlich leichter machen, eine (neue?) Entscheidung zu treffen. Sie können jedoch ausprobieren, ob es sich nur um "gewohnheitsmäßiges" Aufwachen handelt - das nämlich lässt sich sehrwohl beeinflussen, so wie jede Gewohnheit sich ändern lässt... Legen Sie fest, von wann bis wann sie nicht trinken darf und halten Sie daran fest. Erklären Sie ihr bereits tagsüber, dass es in der Nacht eine Stillpause geben wird (meine MiMi schläft, weißt Du, wir dürfen sie nicht wecken, sonst weint sie... Solche oder ähnlicher Erklärungen haben schon oft geholfen...) Wenn Ihre Tochter dann wach wird und weint, nehmen Sie sie in den Arm, trösten sie, erklären ihr mit immer den gleichen sanften Worten, wann sie trinken darf und wann nicht, und lassen sie mit ihrem "Frust" nicht allein. Und wenn dann der Zeitpunkt da ist, wo Ihre Kleine wieder stillen dürfte, dann lass es sie auch wissen und bieten Sie es ihr an - so lernt sie, Ihren Worten Glauben zu schenken. Natürlich wird sie diese Änderung zunächst einmal nicht toll finden, doch wenn Sie Verständnis dafür zeigen, dass die Änderung Ihrer Stillgewohnheiten Ihre Tochter zunächst einmal verunsichern oder auch ärgern wird, dann lernt sie, dass Ihre Liebe nicht nur mit Deiner Brust zusammen hängt! Ganz allmählich, jeden Tag ein bisschen mehr, akzeptiert sich dann die neuen Regeln. Sollten Sie jedoch merken, dass es nach ein paar Nächten nicht einfacher wird, dann kann es sein, dass die Kleine einfach noch nicht so weit ist, bzw. dass es sich bei ihrem nächtlichen Stillen nicht um eine Gewohnheit, sondern um ein echtes Bedürfnis handelt. Geben Sie Ihr noch ein bisschen Zeit - Sie wird irgendwann ganz sicher bereit sein, diesen Teil Ihrer Stillbeziehung aufzugeben... Ich wünsche Ihnen und Ihrer Tochter, dass Sie sich dabei auch von Ihrem gesunden Mutterinstinkt leiten lassen, der in vielen Dingen doch besser Bescheid weiß als Schlaftrainer oder umstrittene Ratgeber. Herzlichen Gruß, Kristina


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