Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

4. Milchstau innerhalb 3 Monaten

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 4. Milchstau innerhalb 3 Monaten

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Liebe Biggi ich weiß nicht mehr weiter. Heute morgen bin ich wiedermal mit einem schlimmen Milchstau aufgewacht, obwohl ich meine Kleine, 6 Monate, nachts 2 - 3 mal anlege. Es ist immer die rechte Brust und immer an der gleichen Stelle. Der Knoten ist so groß wie eine Faust und hart wie Beton. Ich habe meine Kleine heute morgen schon daran saugen lassen und währenddessen massiert, aber es ging nicht weg. Es tut so wahnsinnig weh. Als ich das erste mal einen Milchstau hatte ist meine Hebamme gekommen und hat mir beim Ausstreichen geholfen. Sie sagte mir ich soll meine kleine aufgarkeinen Fall an der Brust einschlafen lassen und nuckeln lassen, aber genau das tue ich, weil ich sonst nicht weiß wie ich meine Kleine zum Einschlafen bringen soll. Sie ist ein sehr "schwieriges" Baby, braucht ganz stark meine Nähe und besonders die Brust. Einen Schnuller und die Flasche wollte sie von Anfang an nicht und nach einigen neueren Versuchen immernoch nicht. Sie schläft nur an der Brust ein. Nicht einmal im Autositz oder im Kinderwagen will sie einschlafen, auch nicht wenn ich sie in der Tragehilfe bei mir hab. Sie will nur in ihrem Bett im abgedunkelten Zimmer an der Brust einschlafen. Du siehst wie wichtig meine Brust für sie ist! Aber meine Brust macht das leider nicht mehr lange mit. Der 4. Milchstau in drei Monaten macht meine Brust kaputt. Die Schmerzen sind schrecklich! Ich verstehe das nicht. Ich könnte es vielleicht verstehen, wenn meine Kleine nicht gut saugt, aber sie saugt sehr gut. Meine Hebamme meint, das das Nuckeln lassen ebenfalls die Milchbildung steigen lässt, aber die Brust dadurch nicht geleert wird. Wenn ich Abstille dann würde meine Kleine damit nicht fertig werden. Was soll sie denn essen? Mit der Beikost klappt es noch nicht so richtig, sie spuckt immer alles aus und sie weint beim Essen, dann biete ich ihr wieder die Brust an und dann ist alles wieder gut. Soll ich sie den brüllen lassen, damit sie schläft und damit sie isst? Ich kann auch die Kritik von anderen Leuten nicht mehr ertragen, " du hast deine Tochter aber mittlerweile ganz schön verwöhnt", " die wird später mit dir machen was die will", "Wenn du sie nicht schreien lässt, dann lernt sie nie alleine schlafen", "Du ruinierst deine Brüste total, die werden sich nie wieder erholen". Die Schmerzen, die ich jetzt habe und der Gedanke an meiner Tochter wie ich sie in Zukunft beruhigen kann und zum Einschlafen bringen kann, machen mich fertig. Weißt du einen Rat? Bitte helf mir? Grüsse Nevia


Biggi Welter

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Liebe Nevia, erstmal lass dich umarmen, Du machst nichts falsch und deine Kleine wird ganz sicher nicht verwöhnt! Der Milchstau kommt sicher NICHT vom Einschlafstillen und es ist auch völlig normal, dass ein Kind in diesem Alter an der Brust einschläft und auch nachts noch gestillt werden möchte. Das Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere: "Das Kind wird verwöhnt und verzogen. "Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst". So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird. Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird? Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, läßt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!" Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt? Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen: Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen. Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden. Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen. Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste. Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: "Tragen") Es ist nun einmal eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als "Feind", der mich "drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes "Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von "stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Lass dich nicht verunsichern, in deinem Innern weißt Du, dass dein Kind nicht dein eind ist, der bekämpft werden muss. Nun aber zu den vielen Staus. Um einen Milchstau oder eine Brustentzündung in ihren Anfängen zu überwinden oder um zu verhüten, dass sich ein Milchstau zu einer Brustentzündung entwickelt, sollte sich die Mutter ein bis zwei Tage mit ihrem Baby ins Bett legen, um sich auszuruhen und sich zu erholen. Idealerweise sollte ihr jemand während dieser Zeit die Hausarbeit ganz abnehmen. Ruhe für die Mutter ist mit das Wichtigste bei der Behandlung einer Brustentzündung. Es gibt viele Ursachen für einen gestauten Milchgang: ein veränderter Stillrhythmus (z.B. wenn damit begonnen wird eine Mahlzeit auszulassen, das Baby beginnt durchzuschlafen), zu enge Kleidung, der Schulterriemen einer Tasche (sogar der Autogurt), ein schlecht sitzender BH usw. Gelegentlich auch kommt es auch nach Tätigkeiten, die die Oberarme stark belasten zu einem Milchstau. Bei einem Milchstau kannst Du die schmerzende Stelle vor dem Stillen wärmen (z.B. in einer Schüssel mit warmem Wasser oder in der Badewanne). Du kannst auch ein warmes feuchtes Tuch um die Brust legen. Manche Frauen empfinden es als angenehm, wenn sie zwischen den Stillmahlzeiten ein Heizkissen oder eine Wärmflasche über die Brüste legen. Andere wiederum finden Quarkwickel (bitte die Brustwarze und den Warzenhof aussparen) als hilfreich. Um die gestaute Stelle zu entleeren, solltest Du jede Stillmahlzeit auf der betroffenen Seite beginnen, bis der Knoten und die Schmerzen vergangen sind. Du solltest alle eineinhalb bis zwei Stunden anlegen und dabei das Baby so halten, dass sein Kinn gegen die schmerzende Stelle gerichtet ist (erfordert manchmal etwas Akrobatik). Die Milch wird auf diese Weise besser herausgesogen und dadurch löst sich die Blockierung besser. Sanfte Massage kurz vor oder während des Stillens kann ebenfalls hilfreich sein. In manchen Fällen kommt es auch zu chronisch gestauten Milchgängen. Viele Mütter haben dann die Erfahrung gemacht, dass sich diese Milchstaus lösen, wenn sie alle Fettem die sie zu sich nehmen, durch hochungesättigte Fette ersetzen und zusätzlich pro Tag einen Esslöffel flüssiges Lecithin einnehmen. Die Einnahme von Vitamin C kann ebenfalls helfen. Und nochmals: Ganz wichtig ist Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. Sobald Symptome wie Schüttelfrost, Fieber, Gliederschmerzen oder Kopfschmerzen usw. dazu kommen, sollte unverzüglich eine Ärztin/Arzt hinzugezogen werden. Auch wenn sich die Verhärtung nicht innerhalb von ein bis zwei Tagen bessert, sollte die Brust ärztlich untersucht werden (Frauenärztin/arzt oder Hausärztin/arzt). Ich hoffe, dass es bald besser wird. LLLiebe Grüße Biggi


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