Frage im Expertenforum Milch und Beikost - Ernährung von Babys und Kleinkindern an Anke Claus:

Wie kann ich das Stillen beenden?

Anke Claus

 Anke Claus
Master der Ernährungsmedizin
Frage: Wie kann ich das Stillen beenden?

March13

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Hallo, mein Sohn ist fast 15 Monate alt und ich stille immer noch zu 90%. Er isst Obst aller Art, Butterbrot, Kekse, etc. aber keine warmen Mahlzeiten, keine Nudeln, Reis, Kartoffeln, Fleisch, Wurst, ... . Seit seinem 7. Monat habe ich ihm Brei und Fingerfood angeboten - Brei wurde fast ganz verweigert (nur ein paar Löffeln Obstbrei ab und zu). Nun, je älter er wird, desto mehr stille ich wieder - so paradox es klingt, aber die Lust auf feste Nahrung verschwindet immer mehr bei ihm, er hat auch keinerlei Interesse an unserem Essen. Ein Eisenmangel wurde vom KiA nicht erhoben, unser Kind ist wohlgenährt und extrem aufgeweckt, daher hat er keinen Anlass gesehen. Ich denke auch, dass es daran eher nicht liegen kann, da er ja selektiv auch über etwas herfallen kann (zB melone, Gurke, Rosinen, Apfelstrudel (ja, man erlaubt dann vermutlich auch ungesunde Sachen, vor lauter Freude, dass das Kind isst :)). Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange stillen werde und stille immer noch sehr gerne. Aber die Häufigkeit/Frequenz laugt mich nun schon sehr aus. Weiters muss ich mein Kind langsam in eine Krippe geben um wieder arbeiten zu gehen. Und zu guter Letzt: wir wünschen uns ein zweites Kind, das wir nur mit ICSI bekommen können - dabei wird Stillen unmöglich nehme ich an. Ich möchte meinem Kind nicht weh tun, es zurückweisen, seinen Willen brechen. Aber ich fühle auch ganz stark, dass für mich das Ende der Stillzeit angebrochen ist. Aber wie soll ich es angehen? Wird mein Kind - das sehr stur sein kann - jegliche Nahrung verweigern? Kann er mit Butterbrot und Obst solange über die Runden kommen, bis er isst? Ich bin Ihnen über Ihre Hilfe/Meinung sehr dankbar! Man findet leider auch kaum jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Liebe Grüße, march


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Liebe March, es freut mich, dass Sie die Stillzeit mit Ihrem Kleinen so genießen konnten. Bei Kindern, die über einen längeren Zeitraum gestillt wurden, gestaltet sich das Abstillen manchmal nicht ganz einfach. Stillen ist ein besonders inniges Miteinander, von dem Ihr kleiner Schatz nun Abschied nehmen muss und wer verabschiedet sich schon gerne von einer lieb gewordenen Gewohnheit, die auch ein großes Stück Sicherheit gegeben hat. Hier ist sehr viel „Feingefühl“ aber auch eine gewisse Konsequenz notwendig. Wenn Sie etwas erreichen möchten, dann ist es wichtig, dass Sie voll und ganz dahinter stehen und Ihr Ziel konsequent verfolgen. Ihr Junge braucht dabei Ihre Unterstützung, von selbst wird er sich nicht lösen, er fühlt sich ja mit dem Stillen rundum zufrieden und ist es gewöhnt, dass er wann immer er möchte an die sichere Brust darf. Wenn Sie also für sich und Ihren Kleinen entschieden haben die Stillmahlzeiten zu reduzieren, dann packen Sie das unverzagt, entschlossen und ruhig an. Halten Sie sich immer vor Augen, Ihr Junge spürt jede Unsicherheit. Gehen Sie hier langsam und Schritt für Schritt vor und reduzieren eine Stillmahlzeit nach der anderen. Fragen Sie auch bei Biggi Welter und Kristina Heindel vom Nachbarforum „Stillberatung“ nach, die haben bestimmt noch konkrete Tipps für Sie zum Thema Abstillen. Wenn die Milch erst weniger wird, wird auch automatisch der Appetit auf die feste Kost größer. Noch trinkt sich Ihr Kleiner an der Milch satt. Ich gebe Ihnen mal ein paar allgemeine Hilfestellungen zur Hand, wie Sie ihm das Familienessen „schmackhaft“ machen können. * Einfach immer wieder geduldig das Essen anbieten, aber nicht aufzwingen. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit dem Kind an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen. * Bieten Sie Ihrem Kleinen eine begrenzte Auswahl an Speisen an, und halten Sie die Portion auf seinem Teller dabei eher klein. Fragen Sie nicht Ihren Sohn, was er haben will. Versuchen Sie nicht Mahlzeiten zu „finden“, die ihm schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht angebracht und notwendig. Nein, Sie als Mama geben vor was es zu essen gibt! Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Junge wählen kann. Wenn der Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt er auch nichts Beliebteres, wie Obst oder die Milch, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Und haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihr Kleiner zu wenig bekommen könnte. Das wird nicht passieren! Ihr Sohn ist da viel zu schlau, er wird das nehmen was er braucht. * Jetzt kommts: Dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe!!! Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber probieren Sie es aus. Schauen Sie nicht auf seinen Teller, maßregeln Sie ihn nicht, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten... Essen Sie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. * Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Snacks zwischendurch mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten. Also keine kleinen Happen zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann. * Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. * Nach Möglichkeit den Kleinen ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…einbeziehen. * Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten des Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Keiner am Essen interessieren. Ein ganz wichtiger Punkt: Leben Sie Ihrem Jungen weiterhin als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie ihm wie viel Freude das Essen macht. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber seinem Verhalten. Wenn er sieht wie viel Spaß die anderen am Essen haben, motiviert ihn das mit am besten. Gehen Sie mit Freude und positiven Gedanken ans Essen heran, dann bin ich mir sicher löst sich vieles von ganz allein. Ich weiß, das hört sich alles so einfach und plausibel an. Und im Grunde ist es das doch auch. Auch wenn das nicht gleich von heute auf morgen klappen wird. Gemeinsam schaffen Sie das! Alles Gute für Sie und Ihren Kleinen! Herzliche Grüße Anke Claus


Lubi

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Hallo Frau Claus, ich stehe vor einem ähnlichen Problem. Frage mich bei den hier genannten Ratschlägen jedoch, ob es wirklich hift. Mein Sohn (14 Monate) bekommt zwischen Morgenmahlzeit und Mittagessen auch nichts extra und isst mittags trotzdem nichts. Bis zur Nachmittagmahlzeit bekommt er auch nichts und schlägt dann (auch nur selten) zu und isst Obst und Knäckebrot (er verweigert jegliches anders Brot etc). Dadurch isst er aber kein "Mehr" an Mittagessen, sprich also auch kein Gemüse oder Reis/Kartoffeln/Nudeln. Er freut sich eher, dass nun mehr Obst in den Magen passt, weil er mittags kaum isst... Gruß, Lubi


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Liebe Lubi, ich kann gut verstehen, dass Sie skeptisch sind. Sie haben ja selbst schon so viel probiert. Aus unserer langen Erfahrung wissen wir aber, dass diese Tipps sich bewährt haben. Letzendlich ist das wichtigste, dass Sie die ganze Essenssituation viel entspannter sehen. Als Außenstehende ist das natürlich leicht gesagt. Aber versuchen Sie zumindest für einige Zeit vollkommen den Druck und die Spannung herauszunehmen. Nur so kann es in kleinen Schritten weitergehen. Kinder haben feinste Antennen, Ihr Junge spürt wie besorgt Sie sind, welchen Druck Sie haben. Er spürt Ihren inneren Wunsch, er möge doch endlich „richtig“ und ausreichend essen. Gehen Sie positiv ans Essen, auch Ihre Skepsis merkt Ihr Kleiner sofort! Sie und Ihr Sohn schaffen das gemeinsam, da bin ich mir sicher! Lieber Gruß Anke Claus


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