schreinerlaura01
Hallo Frau Neumann, mein Sohn (16 Monate alt) will seit Wochen kaum mehr was zum Mittagessen essen. Zunächst dachte ich mir, dass ihm das von mir gekochte Essen überhaupt nicht schmeckt, ich bin leider immer noch eine Vollanfängerin, habe mit dem Kochen erst seit ein paar Wochen angefangen, extra für meinen Sohn. Dann aber habe ich ihm wieder Gläschen gegeben, mit solchen Zutaten, die er vor Kurzem noch liebend gerne aß... Die wollte er auch nicht mehr. Seine Ablehnung war gleich, wie bei dem von mir gekochten Essen. Er quietscht schon bei den Vorbereitungen fürs Essen, will nicht zum Tisch, dann meckert er nur, will Ablenkung, Spiel, Erzählungen am Tisch... Nun bin ich verzweifelt und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Und am Kochen verging mir auch die wenig Lust und Begeisterung, die ich hatte. Es dominieren eher der Stress und die Angst. Mein Sohn will übrigens nicht selber essen, schmeißt Löffel, Gabel weit weg, aber das passt ihm auch nicht wirklich, wenn ich ihn füttere. Was soll ich nun machen? Ich möchte versuchen, ihm zum Mittagessen vollwertiges Fingerfood zu geben (wobei er auch das nicht mag, wenn ihm die Hände vom Essen bekleckert werden). Liebe Frau Neumann, hätten Sie ein paar Tipps für mich? Ich suche dringend einfache Rezepte für Fingerfood. Es ist mir wichtig, dass mein Sohn vollwertige, abwechslungsreiche Kost bekommt. Könnten Sie mir / uns da weiter helfen? Vielen Dank für Ihre Hilfe im Voraus! Mit freundlichen Grüßen, Laura Schreiner
Hallo Laura ich kann dich gut verstehen, wenn Kochversuche nur selten von Erfolg gekrönt sind, vergeht einem schnell die Lust. Dass dein Kleiner nicht recht essen will, hat aber bestimmt nichts mit deinen Kochkünsten zu tun, sondern liegt viel mehr in einem angeborenen Verhalten begründet. Ich nehme an, dass du Nudeln, Spiegelei, Kartoffeln (brei) und Wpürtschen durchaus essbar auf den Tisch zaubern kannst :-) Also: Mit etwa 18 Lm (+/- 1-2 M) machen die Kleinen einen weiteren großen Entwicklungsschub. Daraus resultiert häufig eine neue Essweise. Vieles wollen die Kleinen nicht essen, gar nicht erst probieren, vieles ist bäh und Grünes wollen sie schon gar nicht. Evolutionsbiologisch macht das alles Sinn, denn "grün" bedeutet in der Natur häufig "unreif, bitter" und bietet kaum Essanreiz. Zudem sind die Kleinen schon recht groß und können ihre Umwelt gut selbst erkunden, sie wollen selbst bestimmen. Sie lernen in der kommenden Zeit wahnsinnig viele neue spannende Sachen kennen, wobei Essen in diesem Alter ganz weit unten auf der Erlebnisliste steht. Sie wollen am liebsten immer das gleiche in den Magen kriegen oder nur ganz wenig und schon gar nichts Neues. Von Kind zu Kind ist das natürlich verschieden. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion, denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen meist (noch) kleiner). Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder. Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Meine Tochter war auch immer sehr skeptisch. Gefallen fand sie häufig an "exotischen" Dingen wie Litschis oder Physalis, Oliven, Falafel (Kichererbsenbällchen), Erbsensuppe, Couscous, etcetc. Dinge, die ich ihr nicht extra gegeben hätte, die sie aber durch vorsichtiges Probieren, für sich entdeckte. Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Das kann die Auswahlpalette vergrößern und Appetit auf Neues bilden. Schaue auch, dass du adäquates Esseverhalten vorlebst. Iss selbst das, was du gerne magst, Iss auch immer wieder die gleichen Sachen, im Wechsel. Routine, Rituale. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihr und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Und neue Geschmackserlebnisse, spielerisch erlebt, sind in diesem Alter sehr wichtig für die spätere Akzeptanz von Essen. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind überhaupt nur probiert. Auch wenn es nur bspw eine einzige Nudel ist oder ein Bissen Bratwurst - von Mamas Teller. Beim nächsten Mal sinds zwei und so weiter. Achte trotzdem auf Vielfalt beim Essen. Lass dein Kind querbeet probieren, koche schmackhafte Gerichte, die euch Erwachsenen auch schmecken. Biete auch die Wahlmöglichkeit, indem du auch bekannte Speisen selbstverständlich anbietest. Manchmal ist die Konsistenz störend und kann zu Ablehnung führen, manchmal ist es der falsche Augenblick. Eine Kost, die teilweise gut kau-und schluckbar ist, zusammen mit Stückchen zum Selberessen - das ist ideal. Je weniger Sorgen du dir machst, desto besser klappt es künftig. Da kann ich dich hoffentlich beruhigen. Auf Basis bekannter Sepisen (es gibt Brot, es gibt Nudeln) könnte dein Kleiner neue Essabenteuer wagen. Probiere das ruhig einmal aus. Spielerisch mit viel Liebe und Geduld sowie selbst als Vorbild agierend, wirst du das Speisenangebot für euren Kleinen stetig erweitern können. setzt euch nicht zu erwartungsvoll zu Tisch und fordert nicht zu viel von ihm, sondern ladet ihn ein, Neues zu probieren und gib ihm gewohnte Sachen. Und zu guter Letzt, noch eine Frage an dich: was isst du am liebsten, wenn du zu Mittag bist? Lasst du dich bekochen? Magst du Fertiggerichte? Oder einen Snack vom Imbiss? Oder magst du gerne belegte Brote mit Salat? Kann das dein Kind vielleicht einfach mitessen? So ersparst du dir den Kochstress und erziehst du deinen Kleinen aber immerhin zu einem guten Esser, der freudig essen lernt, statt mit der frustrierten Mama bei Tisch zu sitzen, weil ihr Essen auch nicht schmeckt. Nudeln mit Tomatensosse, Kartoffel mit Ei und Rahmspinat, Fischstäbchen mit Erbsen und Reis, Nudelauflauf mit Gemüse, Frikadellen, Kartoffelbrei. Das kriegst du bestimmt hin. Es gibt viele Halbfertigprodukte, die du durchaus servieren kannst, wenn du sie mit weiteren frischen Zutaten ergänzt. Gerade Fischstäbchen sind da ein echter Klassiker - nicht jeder mag gerne frischen Fisch zubereiten. Gemüse ist dagegen schnell schmackhaft gekocht, da braucht es keine TK-Ware, die schon fertig gewürzt ist. Beginne doch mit einem einzigen Kochtag in der Woche. Nimm dir an diesem Tag ausreichend Zeit für dein Vorhaben. Langfristig wird dein Kind davon sehr profitieren. Du schreibst ja, dass ihm die Vorbereitungen durchaus gefallen. Säe doch mal in einem Blumentopf drei Samen grüne Bohnen (Stangenbohnen). Gießt die zusammen immer gut, sie wachsen sehr schnell. Und alsbald, nach 4-6 Wochen, könnt ihr die Ernte kochen. Achtung! grüne Bohnen immer vor Verzehr kochen, die sind roh giftig). Diese 3 geernteten Bohnen werden vorne und hinten jeweils ein paar mm gestutzt und schliesslich ca 10 min in Salzwasser gegart. Wasser abschütten, Butter zu, fertig ist euer Festschmaus. Da wird, trotz grün, dein Kind wenigstens begeistert probieren. Kochen ist wirklich ganz einfach, wenn du die richtigen Rezepte hast. Also dann Grüße B.Neumann
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