Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Essverhalten meines 2-jährigen

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Essverhalten meines 2-jährigen

Begonia

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Sehr geehrte Frau Neumann, mein Sohn ist genau 2 Jahre alt. Wir machen uns große Gedanken bzgl. seines Essverhaltens. Er verweigert nämlich so gut wie alles. Als Baby wurde er voll gestillt. Mit sechs Monaten haben wir angefangen zuzufüttern mit Gläschenkost. Selbst da war es mal leicher und öfter schon schwieriger. Mit knapp einem Jahr kam er zur Tagesmutter, die mittags für die Kids frisch gekocht hatte. Zusammengefasst kann man sagen, dass er davon Nudeln pur und Reis pur gegessen hat - manchmal etwas vermischt mit Brühe. Auch zu Hause, wenn wir frisch gekocht haben, haben wir ihm immer einen Teller mit angeboten. Er weigert sich, die Sachen überhaupt zu probieren. Noch nicht mal Schokolade lässt er an sich ran. Zum Frühstück isst er gerne und ausschliesslich Vollkorn Toast mit Margarine und etwas Erdbeermarmelade, oder Vollkorn-Cornflakes mit getrockneten Früchten. Zum Mittag akzeptiert er nach wie vor nur Nudeln und Reis (wenn es was anderes gibt, istt er auch nichts). Zum Abendbrot - wenn überhaupt - ein bisschen Brot mit Teewurst oder Frischkäse. Meistens trinkt er aber einfach nur Milch. Ansonsten mag er gerne Banane, Reiswaffeln, Joghurt und mal nen Butterkeks. Wie gesagt, er PROBIERT ja noch nicht einmal. Er hat keine Ahnung wie Fleisch schmeckt oder ja von mir aus auch Nutella. Er isst nur das, was er kennt. Wir haben ihn nie gezwungen, sind immer ganz entspannt damit umgegangen. Aber natürlich wünschen wir uns auch langsam mal einen reichlich gedeckten Familientisch mit ALLEN Teilnehmern. Mein Sohn liegt größen- und gewichtsmäßig über der Normalkurve. Da gibt es offenbar kein Grund zur Sorge. Allergische Reaktionen haben wir nur mal entdeckt, als wir Lätta als Margarine benutzt haben. Da bekam er um seinen Mund herum Ausschlag. Wir sind dann auch ein anderes Produkt umgestiegen. Im Internet hab ich dann mal die Inahltsstoffe verglichen und festgestellt, dass in der Lätta Laktose drin ist. Wenn er normal Milch trinkt, reagiert er aber nicht. Haben Sie einen Rat, was wir tun können? Herzliche Grüße Begonia


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Begonia hast du das mal beim KiA angesprochen? Was hat er dazu geäußert? Grüße B.Neumann


Begonia

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Er meinte, so lange er gewichtsmäßig über der Normalkurve liegt, müsse man das erstmal nur beobachten.


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Begonia ja, hmm, dein Kind hat eine sehr ausgeprägte Neophobie. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben diese mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Das ist eigentlich sogar eine gute Schutzfunktion. D.h. gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Die Neugier siegt gegenüber der Skepsis. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder, Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Hier kannst du mit Geschichten (Bücher, Lillifeeheften, etc) evtl gut nachhelfen. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Lass dein Kind aus dem Kochtopf probieren. Bereitet Mahlzeiten gemeinsam zu und lass deinen Sohn schon mal vorab kosten. Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Meine Tochter war auch immer sehr skeptisch. Gefallen fand sie häufig an "exotischen" Dingen wie Litschis oder Physalis, Oliven, Falafel (Kichererbsenbällchen), Erbsensuppe, Couscous, etcetc. Dinge, die ich ihr nicht extra gegeben hätte, die sie aber durch vorsichtiges Probieren, für sich entdeckte. Spielerisch erlebt, immer wieder die gleichen Dinge präsentiert, mit vielen Sinnen erfahren, das prägt nachhaltig und die Freude bei Tisch bleibt erhalten. Ermuntere dein Kind immer wieder dazu, mal etwas Neues zu probieren. Denn nur darüber können neue Esserfahrung gesammelt werden und neue Dinge akzeptiert werden. Das kann die Auswahlpalette vergrößern und Appetit auf Neues bilden. Schaue auch, dass du adäquates Esseverhlaten vorlebst. Iss selbst das, was du gerne magst, Iss auch immer wieder die gleichen Sachen, im Wechsel. Routine, Rituale. Geht zusammen einkaufen, erfreut auch an der Farbenpracht der Obsttheke, esst daheim zusammen etwas, das ihr gerade gekauft habt. Kocht zusammen frische Marmelade und lass dein Kind direkt aus dem abgekühlten Topf probieren. Rede dabei ganz viel mit ihm und erkläre, was du tust. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Nicht nur die Konsistenz (Stückchen), sondern auch die Vielfalt charakterisiert die Familienkost. Und neue Geschmackserlebnisse, spielerisch erlebt, sind in diesem Alter sehr wichtig für die spätere Akzeptanz von Essen. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn das Kind überhaupt nur probiert. Auch wenn es nur bspw eine einzige Nudel ist. Beim nächsten Mal sinds zwei und so weiter. Achte auf Vielfalt beim Essen. Lass dein Kind querbeet probieren, koche schmackhafte Gerichte, die euch Erwachsenen auch schmecken. Spielerisch mit viel Liebe und Geduld sowie selbst als Vorbild agierend, wirst du das Speisenangebot für euren Kleinen stetig erweitern können. Du kannst klare Regeln aufstellen. Damit lernen Kinder i.d.R. schnell umzugehen. Überleg dir, welche hilfreich sein könnten. Es sollten welche sein, die für alle Beteiligten kompromissloss durchführbar sind. Bspw: Es muss immer erst probiert werden, dann darf abgelehnt werden. Bpsw auch dass es was Süßes nur gibt, wenn vorher ordentlich gegessen wurde. Wenn das Mittagessen wirklich nicht schmeckt, dann gibt es stattdessen Alternativen wie herzhaft belegte Brote o.ä. Eine Wahlmöglichkeit sollte vorhanden sein. Habt ihr feste Zeitstrukturen und Rituale bei Tisch? Isst du selbst gerne? Kochst du kindgerechte und schmackhafte Gerichte? Pflanzt doch mal auf der Fensterbank eine Bohnenpflanze in einem kleinen Töpfchen an. Die könnt ihr bald ernten und Festessen draus kochen (Bohnen niemals roh essen). Da soll deine Tochte rihr Kuscheltier einladen und mit ihm die eigene Ernte verspeisen. Auch wenn es nur eine einzige Bohne ist....So kriegst du sie evtl dazu einmal zu probieren- Spiele helfen immer. Auch Erbsen wachsen super schnell. Und auch das Pulen macht riesig viel Spass. Lebensmittel stecken nicht nur voller Energie und Vitamine u.ä., sondern enthalten eine Vielzahl weiterer Inhaltsstoffe, die eine Wirkung auf den Körper haben. Ob etwas schmeckt, ist sehr stark abhängig davon, wie es dem Körper bekommt, welchen Nutzen die Speise für den Organismus hat. Das geht oft über die reine Nährstoffanalytik hinaus, in Richtung stimmungsverändernder Substanzen. Diese gibt es in unserer Nahrung zuhauf. Sogar die Muttermilch ist schon voll davon. Kinder müssen bis zu 10 mal etwas probieren, beovr sie es wirklich gut akzeptieren. Zum Probieren genügen oft schon mimimale Mengen. Und ausspucken sollte erlaubt sein. Ein einziger Bissen reicht für den Anfang oft schon aus. Oft sind Kinder, die eher zögerlich essen, insgesamt vorsichtiger und zurückhaltender und vorsichtiger. Kinder wählen instinktiv die Speisen, die sie am besten nähren - Kinder wissen nichts von Ernährungsempfehlungen und essen einfach dann, wenn es ihnen schmeckt, oder wenn sie hungrig sind. Ob etwas schmeckt, kann individuell unterschiedlich ausfallen. Was nun die tatsächlichen Gründe für das sehr eingeschränkte Essenrepertoire sind, kann ich dir nicht sagen. Möglichkeiten* gibt es viele, die ein solches Verhalten noch verstärken können. Wenn dich das Thema sehr belastet, rate ich dir, eine Zweitmeinung einzuholen. Du kannst auch hier bei rub in den verschiedenen "Expertenforen" ein bisschen stöbern oder gezielt nachfragen. Herr Dr. Busse, Herr Dr. Posth, Herr Dr, Claßen oder Frau Schuster sind gute Ansprechpartner. Ich wünsch euch alles Gute Grüße B.Neumann *organisch, psychosozial, Machtkämpfe etc


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