Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Essverhalten von Kleinkind 1,5 Jahre katastrophal

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Essverhalten von Kleinkind 1,5 Jahre katastrophal

Rosenstock

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Meine Tochter, fast 1,5 Jahre, hat ja noch nie besonders gut gegessen. Wir stillen auch noch sehr viel. Das ist ja im Grunde ok...würde sie nebenher zumindest ein wenig essen und das auch möglichst "normal". Ich lasse sie mit den Händen essen (bzw. im Moment ist es eher ein spielen und rumschmieren...), sie darf ja auch experimentieren, erfahren und matschen. Alles ok. Aber im Moment übersteigt es langsam das Maß. Wir stillen immer vor und nach dem Essen, so wie auch noch in früheren Beikost-Brei-Zeiten. Hatte auch zu Zeiten, wo sie noch gegessen hat, nicht gestört, hatte sogar den Eindruck, sie isst dann besser. Im Moment will sie aber in dem Moment, wo sie im Hochstuhl sitzt, die Brust. Ok, ich gebe nach, weil sie sonst nur weinen und sofort aus dem Stuhl raus wollen würde...Danach kann es an guten Tagen schon sein, dass sie etwas isst. Bei Brotmahlzeiten meist nur den Belag, also meist Käse oder beim Frühstück Marmelade (ohne zucker). Semmel oder Dinkeltoast geht manchmal noch. Aber meist schüttet sie ihr Wasser aus, spielt dann damit rum, weicht ihre Semmel ein, "wäscht" Käse, Nudeln etc.... (Im Hochstuhl ist für Becher eine Mulde, da fließt das Wasser immer rein, tolles kleines Wasserbecken....) eigentlich ist das ja ganz lustig, nur denke ich, mit 1,5 sollte sie doch langsam lernen, dass Essen nicht zum spielen da ist, oder? Sie kommt im Herbst in die Kita, ich weiß nicht, wie das dann gehen soll....Früher hat sie Nudeln gern gegessen, heute hat sie gerade mal eine (!!!!) angeknabbert. Sie leert auch mit Freude ihren Teller aus und schmiert das Essen dann rum. Ich bin im zwiespalt: Ich denke einerseits es ist wichtig, dass sie erfahren und spielen darf, andererseits eben die Tatsache an "soziale Anpassung" wenn eben die Kita kommt, mal abgesehen davon, dass sie ja auch essen soll. Ich stille ja gern, aber irgendwann muss ich auch wieder arbeiten. Heute hat sie eigentlich gar nix gegessen. Interessanterweise funktioniert Brot und Semmel ganz gut, wenn ich ihr das zwischendurch in die Hand gebe. Aber sie soll ja auch am Tisch essen...Wir überlegen gerade schon, mit ihr in die Essambulanz einer Kinderklinik zu gehen, aber so begeistert bin ich da auch nicht. Ich will ja eigentlich das Kind machen lassen und hoffe, es ist nur eine Phase (Schub etc.....) Sie läuft auch seit kurzem ....vielleicht ist das so ein einschneidender Schritt, den sie mit Essensverweigerung kompensiert? Weil Laufen ja auch Ablösung bedeutet? Daher soviel Stillen als Rückversicherung? Kann das sein?


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Rosenstock oh, ja, die Verunsicherung ist hier natürlich groß. Vermutlich sättigt sich deine Tochter momentan gerade hauptsächlich einfach mit "fast nur" Muttermilch. Das kann tatsächlich auch, so wie du vage vermutest, möglicherweise in einem Zusammenhang mit dem Laufenlernen stehen. Das Laufenlernen erfordert viel Kraft. Das Stillen ist darum durchaus die bequemste Art, den Hunger schnell zu stillen. Jeder Wachstumsfortschritt, auch Laufen lernen zählt dazu, fordert ein Kind ganzheitlich. Es lernt so viele neue Dinge kennen und muss diese neu in das eigene "Weltbild" eingliedern. Auch deshalb ist es möglicherweise für dein Kind momentan die bevorzugte Art sich zu sättigen. Dein Kind verlässt sich nämlich am liebsten auf das, was sich bewährt hat. Stillen macht satt und der Platz nahe bei dir schenkt Geborgenheit und Sicherheit. Das ist nach den Laufversuchen sehr erwünscht. So können sich die neu erworbenen Fähigkeiten gut und nachhaltig einprägen. Das könnte das vermehrte Gestilltwerdenwollen anstatt selbständig zu essen und Neues entdecken zu wollen gut erklären. Dein Kleinkind wird nur am Tisch mitessen können, wenn Hunger da ist. Kleinkinder unterscheiden zunächst noch nicht zwischen Essen und Spiel. Beides gehört für sie zusammen. Erst die Erfahrungen mit dem Essen leiten die Lernprozesse (essen und dadurch Sättigung erfahren) ein. Wenn der Hunger immer mit Muttermilch gestillt wurde, fehlt der Anreiz andere Speisen zu essen. Vielleicht hilft dir das ein wenig weiter? Im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum kann ich natürlich nur auf die mir zur Verfügung stehenden Aussagen im Posting antworten. Doch so wie ich dein Posting verstehe, liest es sich im Grunde durchaus so, dass deine Tochter am liebsten gestillt wird und darum derzeit nur wenig Interesse am sonstigen Essen hat. Schau doch mal ins Nachbarforum bei Biggi Welter rein. Sie kann dich bestimmt sehr gut beraten, wie du weiter machen könntest. Frage Frau Welter einfach mal nach Vorschlägen, für einen für euch geeigneten Ansatz für mögliche Veränderungen in euren Stillgewohnheiten, falls nötig*. Mit 1,5 Jahren ist es schließlich noch immer wunderbar zu stillen - und vielleicht ist es derzeit nur noch eine intensive Phase, die bald von einer anderen Phase abgelöst wird und ab jenem Zeitpunkt das Gestilltwerdenwollen plötzlich stark in den Hintergrund tritt. Eine sehr wichtige Frage für dich ist momentan vor allem darum diese: gedeiht deine Tochter gut und ist sie altersentsprechend entwickelt? Wenn ja, dann wird der Rest sich bald ergeben. Esst jetzt einfach weiterhin zusammen regelmäßige Mahlzeiten bei Tisch und lasst eure Tochter einfach dabei sein. Und lasst sie unkompliziert und zwanglos mit essen. Nur, wenn du sehr besorgt bist, könntest du dich einmal an euren KiA wenden. Schau auch vielleicht mal ins Nachbarforum bei Herrn Dr. Nohr. Grüße Birgit Neumann *ob es weiterhin noch in der Art und Häufigkeit nötig und sinnvoll ist, das wäre sicher sinnvoll, das zu überprüfen. Stillen darf das Essen und das Essen lernen in diesem Alter selbstverständlich sinnvoll ergänzen. Es sollte die Entwicklung durch das Beibehalten von nicht mehr altersentsprechenden Routinen (individuelle Bedürfnisse berücksichtigen) und Gewohnheiten jedoch nicht verhindern.


auf der Reise

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Zusätzlich zu (nicht anstelle von) Birgits Antwort: Ißt Deine Tochter seit "jeher" selbst? Mein Kind ist viel jünger, ich füttere halt noch... und lasse es so die Erfahrung machen, daß Brei lecker ist, daß er überhaupt den Hunger stillt usw. (Mein Kind bekommt zusätzlich immer mal Essen in die Hand, aber in seinem Alter ergibt das ja noch keine Ernährung.) Wäre das für Euch eine ergänzende Lösung - also daß Du sie zu den Mahlzeiten (wieder?) ein paar Bissen füttern darfst, und sie entscheidet, ob sie weiter ißt?


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