Frage: Beikost

Hallo Birgit! Meine Tochter wird in den nächsten Tagen 7 Monate alt. Ich stille sie nach Bedarf. Mit der Beikost haben wir vor ca. 2 Monaten begonnen - und es klappt eher mäßig (ich hab nach wie vor das Gefühl eher voll zu stillen). Mittags bekommt sie Gemüse-Kartoffel-Brei mit gelegentlich Fleisch. Wir haben unterschiedliche Gemüsesorten (Karotten, Pastinake, Kürbis) durchprobiert, Gläschen oder Selbstgekochtes (wobei ich glaube, dass ihr meine Breie womöglich nicht fein genug püriert waren), unterschiedliche Temperaturen vom Brei, unterschiedliche Essenszeiten, ich hab ihr Apfelmus in den Brei gemixt mit der Hoffnung, das sie so etwas mehr isst, mal sitzt sie am Hochstuhl, mal bei mir am Schoß... Egal was ich versucht habe, sie isst nur ein paar Löffelchen (mal bei einer Variante, mal bei der anderen Variante mehr - zB Hochstuhl oder Schoß). Ich höre ständig von anderen, dass sie um eine Milchmahlzeit ersetzt zu bekommen, ein 190g Gläschen schaffen sollte. Davon sind wir weit entfernt. An guten Tagen (die sehr selten sind) isst sie vielleicht 60-70g. Und ich habe nie das Gefühl, dass sie gerne isst. Ich habe es dann mal mit purem Obstmus versucht (dachte womöglich sagt ihr die Süße mehr zu). Auch da das Gleiche - ein paar Löffelchen dann ist Schluss. In den letzten Tagen hab ich daraus einen Getreide (Dinkel)-Obst-Brei gemacht (hab gelesen, dass Gluten in kleinen Mengen zwischen dem 5-7 Lebensmonat eher protektiv wirken soll). Das funktioniert noch schlechter als der Mittagsbrei. Vielleicht hat sie vom Brei 3 Löffelchen gegessen. Ob so geringe Mengen Gluten hilfreich sind weiß ich echt nicht... Sie scheint manchmal mehr Freude an unserem Essen zu haben. Deshalb hab ich ihr auch mal Gemüsesticks gedünstet. Danach hat sie auch wirklich gut gegriffen und es sich in den Mund gesteckt. Nur richtiges Essen war das nicht. Außerdem hat sie sich an einem Stückchen mal ziemlich verschluckt und stark zu husten begonnen. Da wurde mir schon ganz Angst und Bange... Mit in Stückchen geschnittener Banane wars mit dem Hustenreiz genau das Gleiche, zerquetschte hingegen sah sie gar nicht an, Nudel möchte sie ebenfalls nicht. Schön langsam bin ich ein bisschen ratlos und ehrlich gesagt auch etwas frustriert/resigniert, da ich seit Beikostbeginn keine wirklichen Fortschritte erkenne. Außerdem mach ich mir Gedanken, ob sie ohne nennenswerte Beikost alle Nährstoffe bekommt, die sie braucht. Man liest auch oft, das die Kleinen weder zu hungrig noch zu satt bzw. müde sein sollen. Da ich nach Bedarf stille weiß ich nie so genau, wieviel sie nun eigentlich getrunken hat (momentan trinkt sie unter tags kaum, dafür aber in der Nacht häufig). Manchmal ist sie um 6:15 Uhr wach, manchmal erst gegen 8:45 Uhr. Außerdem geht es bei ihr meistens von null auf hundert - sprich wenn sie hungrig wird muss es schnell gehen. Das erleichtert es mir nicht unbedingt einen strukturierten Tagesablauf zu etablieren. Tendenziell würde ich gerne eine Kombination aus Brei und BLW einführen. Sie hat auch schon ein paar Zähnchen (momentan kommen Nr. 3-6). Ich bin mir aber nicht sicher, was ich ihr alles anbieten darf. Was darf sie zB frühstücken (welches Brot bzw. überhaupt schon Brot, womit darf ich's bestreichen?...). Ich habe bei dir im Forum auch Rezepte von Grießschnitten bzw. Herzoginkartoffeln gesehen. Wär das auch schon was für meine Kleine? Ich weiß nicht so recht wegen der Kuhmilch bzw. dem Ei im Rezept... Um Fleisch in ihre Ernährung zu bringen hätte ich an Hackbällchen oder ähnliches gedacht - wär das auch ok? Kann ich die in Rapsöl herausbacken? Entschuldige die vielen Fragen und den langen Text. Meine Kleine ist mein 1. Kind und ich bin mir oft unschlüssig und möchte nichts falsch machen. Für einige Tipps oder Anregungen wär ich dir sehr dankbar.

von Hanna1988 am 29.08.2020, 09:56



Antwort auf: Beikost

Hallo Hanna1988 du hast dich doch eigentlich gut zum Thema Beikost informiert und dein Wissen bisher gut umsetzen können. Deine Tochter ist beikostreif. Sie isst ein bisschen Brei und auch breifreie Kost. Was dir momentan noch Sorgen macht ist: deine Tochter isst keine großen Mengen Beikost und bei breifreien Speisen verschluckt sie sich hin und wieder. Dazu stillst du sie noch viel, eben nach Bedarf. Das kommt dir falsch vor und du hast das Gefühl, dass dies zu viel sei. Mehr noch, du hast Sorgen oder Bedenken, bist dir unsicher, ob das alles so in Ordnung ist. Um es vorwegzunehmen: ja, es ist alles in Ordnung. Es ist, soweit ich das anhand deiner Schilderung beurteilen kann, alles okay. Im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum kann ich dir natürlich nur sehr allgemein antworten und meine Antwort gilt, gemäß den üblichen Empefhlungen, für gesunde, reif geborene Babys. Ich möchte dies nur für die Vollständigkeit erwähnen und fasse einmal kurz zusammen: deine Tochter ist 7 Monate alt und wird nach Bedarf gestillt. Beikost gibt es seit 2 Monaten. Mittags bspw einen Gemüse-Kartoffel-Brei mit gelegentlich auch Fleisch. Du hast bereits unterschiedliche Gemüsesorten eingeführt (Karotten, Pastinake, Kürbis). Du hast Brei aus Gläschen gegeben und selbstgekochte Breie. Letztere waren vielleicht nicht fein genug in der Konsistenz, vermutest du. Du hast ihr bereits viele verschiedene Zutaten, verschiedene Konsistenzen, unterschiedliche Sorten, allerlei Mischungen, diverse Temperaturen, Fütterpositionen, Geschmacksrichtungen, u.v.m. angeboten. Das Ergebnis ist immer das Selbe - deine Tochter schafft etwa oder maximal ca 60-70g und dann ist Schluss. Könnte man sagen, dass dies die evtl einzige Konstante ist? Die Schlussfolgerung wäre demnach dann doch diese: deine Tochter isst Beikost. Sie isst einen bunten Mix, denn sie akzeptiert eine bunt gemischte Palette an Zutaten. Sie isst herzhaften Brei und süßen Brei, fein pürierte Breie und gröber strukturierten Brei. Sie isst sogar Fingerfood/breifreie Speisen. Sie isst Beikost. Aber sie isst nicht die Menge, die du erwartest. Dich frustriert, dass die Essmenge zu klein ist. Du wünschst dir, dass deine Tochter mehr Beikost isst und bist gleichzeitig an einer Mischvariante aus Brei und BLW interessiert. Weißt du was? Du bist genau mittendrin, in deinem gewünschten Vorhaben. Deine Tochter isst Brei und breifrei. All das lässt sich unter BLW verbuchen. BLW bedeutet babygeleitete Beikosteinführung, welche das babygeleitete Abstillen einleitet. Das Abstillen ist ein langfristiger Proezess. Das Abstillen kann mitunter Jahre! dauern. BLW* bedeutet: das Baby erhält durch Beikost (selbstbestimmt durch die Methode des self-feedings) die Möglichkeit selbst darüber zu bestimmen, WAS und WIE VIEL Beikost in seinen Mund kommt. Wenn es nennenswerte Mengen Beikost isst, und dadurch allmählich satt wird, dann braucht es weniger Muttermilch. Wenn es weniger Muttermilch braucht, weil es durch Beikost satt wird, ist der Prozess des Abstillens quasi eingeleitet. Wie lange dies dauert, das bestimmt das Baby. Das Baby sollte hierfür ein angemessenes Essensangebot erhalten aber weiterhin selbstbestimmt (durch Eltern begleitet) essen dürfen. Dazu kann, darf und sollte es nach Bedarf gestillt werden. Je besser das Baby an das Essen gewohnt ist, desto größer werden die Essmengen, desto kleiner die benötigten Milchmengen. Du machst es demnach alles richtig. Beim Konzept des BLW geht es nicht um das Ersetzen von Milchmahlzeiten, sondern um das Ergänzen und nur allmähliche Reduzieren der Milch - in Anlehnung an den individuellen Bedarf = stillen /Pre(1er-Milch) nach Bedarf eben. Es geht dabei vielmehr und auch um das Erlebnis und um die Gewöhnung an Beikost. Und hier kommt noch ein weiterer Punkt dazu - beim BLW ist das Baby aktiv in die Essensaufnahme eingebunden, es bestimmt selbst was es wovon und wieviel es isst. Beim Breiessen ist das Baby meistens und eher nur passiv. Das Baby muss reflexartig den angebotenen, (den von der fütternden Person) im Mund platzierten Brei schlucken. Das Baby kann nicht aktiv darüber entscheiden, was im Mund landet. Die Unterschiede der klassischen Breifahrplanmethode und BLW iegen somit eben auch bei der Verzehrsmenge. Mehr Unterschiede zwischen den Beikostvarianten kannst du hier nachlesen: *** Ich hoffe, du kannst das Thema Beikost jetzt viel entspannter betrachten und dich mit deiner Tochter über ihre Essfortschritte freuen. Bei der sog. self-feeding-Methode, dem sog. BLW, kann dein Baby gleich von Anfang an selbständig essen. Nahrungsvielfalt und Erlebnis, das ist das, wa zählt und weniger wichtig ist (vorerst) die Essmenge. Satt wird dein Baby weiterhin durch Stillen nach Bedarf. Weisst du wie BLW funktioniert? Beim BLW erhält dein Baby die Möglichkeit, das angebotene Essen selbständig kennenzulernen. Hier hat dein Baby die Möglichkeit, sich spielerisch und aktiv mit der angebotenen (gefahrenfrei zubereiteten) Kost, auf langsame und spielerische Art und Weise, in ihrem Tempo auseinanderzusetzen und diese ausgiebig kennenzulernen. Hilft dir das weiter? Meld dich sonst gerne wieder. Bis dann Grüße Birgit Neumann *Mehr zu BLW: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Beikoststart_47820.htm **mehr zum versehentlichen "Verschlucken": https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Hilfe_48167.htm ***Unterschied Breifahrplan/BLW: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Essensplan_48701.htm

von Birgit Neumann am 31.08.2020



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