Hallo, wahrscheinlich haben Sie Fragen wie meine in ähnlicher Form schon 1000 mal gehört und ich weiß, dass das Verhalten meines Sohnes nicht ungewöhnlich ist aber ich frage trotzdem:
1. Was soll ich denn nun tun, wenn er, selbst während ich mich mit ihm beschäftige, sich nicht an klare Regeln hält - also z.B. den Ball statt zu mir auf den Herd wirft? Natürlich sage ich dann streng ,,Nein!", lobe ihn, wenn er es richtig macht und nach wiederholtem Regelverstoß ist der Ball dann weg. Aber er macht trotzdem weiter Quatsch. Ich WEISS, dass das normal ist, aber wenn ich dann lese ,,Kinder wollen kooperieren" und solche Sachen, werde ich schon etwas unsicher.
2. Seit ein paar Wochen kann er sich fast gar nicht mehr allein beschäftigen, was vorher immer ganz wunderbar war. Alles dreht sich gerade um ihn. Ist das eine Phase? Wenn ich mehr als ein Kind hätte, könnte ich mich ja auch nicht nonstop um ihn kümmern.
Ich weiß, dass Kinder nicht ,,funktionieren" und das ist auch gut so, aber was kann ich tun, um die Situation etwas zu entspannen?
Vielen Dank!
von
Clumsi
am 05.12.2018, 08:47
Antwort auf:
Wie Grenzen setzen?
Liebe Clumsi,
nach so einer ausführlichen und guten Antwort meiner Vorrednerin kann ich nicht mehr wirklich etwas hinzufügen. Ich werde die Worte hier nicht wiederholen.
Eine kleine Erklärung: Ihr Sohn wird selbständiger. Er merkt, dass er mehr Entscheidungen treffen kann, viele Dinge beeinflussen kann usw.. Auf der einen Seite genießt er es, auf der anderen Seite braucht er aber auch den Rückhalt durch seine engste Bezugsperson. Dies zeigt sich darin, dass er sich derzeit nicht alleine beschäftigen mag.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 05.12.2018
Antwort auf:
Wie Grenzen setzen?
Hallo,
wie alt ist denn Dein Sohn? Ich vermute mal, er ist noch ein Kleinkind.
Zwar wollen Kinder kooperieren, das stimmt. Aber zugleich wollen sie sich auch von uns ablösen, so etwa mit einem Jahr kommen sie ja ins sog. Selbständigkeitsalter. Sie entwickeln ihre eigene Persönlichkeit, und dafür ist es wichtig, dass sie uns auch mal Contra geben. Das hilft ihnen bei der Ablösung. ALLE kleinen Kinder müssen das tun, nicht nur Dein Sohn. Es ist wichtig, das zu verstehen, damit man es nicht persönlich nimmt (und deshalb weniger sauer reagiert).
Dein Sohn will Dir (unbewusst) zeigen: Ich bin nicht Du. Ich bin ich, ein eigener Mensch. Ich mache die Dinge, wie ICH will, nicht immer nur, wie Du willst. Klar ist das anstrengend für uns Eltern, aber wenn Kinder nicht so wären, dann würden wir sie ungewollt vielleicht zu kleinen Befehlsempfängern erziehen, die uns devot gehorchen wie ein trainierter Schäferhund. Das wollen wir aber sicher nicht wirklich. Kinder zwingen uns also, ihre Weiterentwicklung zur Kenntnis zu nehmen und auch, dass sie nicht mehr symbiotisch und eins mit uns sind. Kinder müssen unbequem sein und eine Erweiterung ihrer Grenzen erzwingen, sonst würden wir sie - aus Bequemlichkeit - in ihrer Entwicklung zu sehr bremsen.
Aber: Natürlich dürfen und müssen wir Eltern auch Grenzen setzen. Beides ist wichtig: dass ein Kind Grenzen und Regeln kennt, und trotzdem hier und da versucht, sie zu überschreiten. Kinder brauchen einen gewissen Rahmen, der gibt ihnen Halt. Und sie müssen sich an diesen Grenzen reiben, das gibt ihnen Kraft zu wachsen - und uns die Möglichkeit, die Grenzen immer wieder an die Entwicklung des Kindes anzupassen.
Heißt konkret: Wenn Dein Sohn den Ball absichtlich in der Gegend herum wirft, musst Du nicht schimpfen. Du kannst das Spiel aber abbrechen. Dein Sohn darf erleben, dass Spielen nur funktioniert und Spaß macht, wenn man die Regeln berücksichtigt.
Das gilt auch für andere Situationen: Wenn er absichtlich wild ist, Quatsch macht, Dinge wirft, nicht hört - dann beende die Situation, wenn möglich. Zum Beispiel, indem Du (beiläufig, nicht wütend!) aus dem Zimmer gehst. Indem Du ihn nicht beachtest und Dich einer anderen Tätigkeit zuwendest. Du kannst ihn (wenn Ihr unterwegs seid) auch einfach aus der Situation herausnehmen oder ablenken, auch das funktioniert manchmal.
Du kannst also unerwünschtes Verhalten abschwächen, indem Du ihm die Aufmerksamkeit entziehst. Aufmerksamkeit (auch Schimpfen) verstärkt unerwünschtes Verhalten. Sichtliches Desinteresse von Mama schwächt es dagegen ab. Was keine Resonanz hervorruft, wird bald uninteressant.
Umgekehrt ist es ganz wichtig, dass Du erwünschtes Verhalten mit viel Aufmerksamkeit und Lob belohnst: Lobe Deinen Sohn sofort, wenn er sich an die Spielregel hält. Wenn er Dir bei etwas hilft, eine Handreichung macht etc. Wenn er geduldig war, auch wenn es nur einige Minuten waren. Lobe also auch Kleinigkeiten. Positive Aufmerksamkeit verstärkt erwünschtes Verhalten.
Berücksichtige auch, dass er jetzt schon viel können und mithelfen möchte. Lass ihn beim Staubsaugen, Wischen, Tisch decken, Wäsche sortieren usw. mithelfen, auch wenn dann alles länger dauert oder nicht so perfekt wirkt. Kleine Kinder wollen nicht nur spielen, sie wollen auch groß, wichtig, hilfreich und gebraucht sein.
LG
von
Banu28
am 05.12.2018, 09:31
Antwort auf:
Wie Grenzen setzen?
Oh, sorry, er ist zweieinhalb!
von
Clumsi
am 05.12.2018, 09:44