Liebe Frau Schuster, Ich wüsste gerne Ihre Meinung zu einem sehr sensitiven Thema. Eigentlich komme ich mir ein bisschen schlecht vor, die Frage überhaupt zu stellen, aber das Thema beschäftigt mich schon eine ganze Weile: Unser Sohn, 4 Jahre, zeigt heute schon ein ausgeprägtes soziales Verhalten. Er teilt gern, kümmert sich um Schwächere und um Kinder, die weinend am Rand stehen, wenn gespielt wird. Alles Eigenschaften, die wir als sehr schön und in diesem Alter bewundernswert empfinden. Allerdings machen wir uns an einer Stelle Gedanken: Unser Sohn hat einen Freund, der sowohl sprachlich als auch motorisch in seiner Entwicklung stark „verzögert“ ist. Eine echte Unterhaltung selbst in kindlicher Sprache ist hier nicht möglich und auch das spielerische Moment ist sehr stark eingegrenzt (klettern, basteln, etc). Unser Sohn kümmert sich intensiv um seinen Freund, da nach eigener Aussage „die Anderen nicht mit ihm spielen wollen und ich der einzige Freund bin“. Der Freund selbst ist in der gleichen KiGa-Gruppe und am Nachmittag auch in jedem Verein und bei jeder Veranstaltung, die unser Sohn besucht. Das die beiden so viel Zeit miteinander verbringen und unser Sohn teilweise dabei schon seine anderen Freunde vernachlässigt, macht uns Sorgen. Zumal wir feststellen müssen, dass nach einem entsprechenden Tag unser Sohn das Verhalten imitiert und bspw. nur noch deutet, anstatt zu sagen, was er möchte. Ich persönlich denke, dass Kinder oft durch Nachahmung lernen und zur eigenen Entwicklung auch jemanden brauchen, der Ihnen etwa „vormachen“ kann. Entsprechend habe ich etwas Angst, dass er über kurz oder lang unter einem solch intensiven Kontakt bzgl. seiner eigenen Entwicklung leiden könnte. Oder bin ich hier zu überängstlich und zu egoistisch? Auf der anderen Seite freue ich mich, dass mein Sohn sich so verhält. Ich würde mir nur wünschen, dass er es etwas ausgeglichener betreibt –sich auch die Zeit nimmt, mit anderen Freunden zu spielen. Dazu bräuchte er ggf. etwas mehr „Luft“. Sollten wir auf die Eltern zugehen und das Problem mit der Bitte ansprechen, die Beiden nicht ständig auf Biegen und Brechen zusammenzustecken? Ich kann die Eltern durchaus verstehen. Ich bin im Zwiespalt, was richtig ist und wie ich mich korrekt aber zum Wohle meines Sohnes verhalte. Und ich fühl mich schlecht, dass ich überhaupt darüber nachdenke.... Lieben Gruß LucaDaddy