Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Umgang mit Wut

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Umgang mit Wut

Maja30

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Guten Morgen! Ich bin am verzweifeln und brauche eure Hilfe bzw ernst gemeinte Ratschläge. Meine fast 7 jährige Tochter Sophie hat Probleme mit ihrer Wut umzugehen. Sie ist im Vergleich zu ihrer älteren Schwester Karla schnell aufbrausend und lässt es denn in Form von Schreien, Hauen, etc an andere aus. Ich habe schon Ratschläge gegeben wie sie soll in ihr Zimmer gehen und erstmal runterfahren. Manchmal klappt es zwar gut, nachdem die Tür zugeschlagen wurde, aber sehr oft dann halt nicht, vor allem woanders. Eine Situation zum Bespiel: Wir waren auf einen Geburtstag mit vielen Familien mit Kindern. Wir hatten Sophies Pferdeleine mit, womit sie auch nicht immer spielte. Sie lag halt die meiste Zeit rum. Ihre grosse Schwester kam mit einem anderen Mädchen, mit dem Sophie auch zur Schule geht, und haben sich die Pferdeleine genommen. Plötzlich interessierte sich natürlich Sophie für die Leine und wollte sie haben. Sie schrie mich vor allen an wie es sein kann, dass die anderen IHRE Leine haben ohne zu fragen. Sie war so wütend, ging dann tatsächlich auch kurz hinter ein Gebüsch (ich denke um kurz durchzuatmen), kam dann leider wieder wutentbrannt raus und zog an der Leine, die die kleine Freundin umhatte, und haute ihre Schwester. Sie ließ sich erst beruhigen, nachdem sie ihre Leine wieder hatte. Zu Hause tat es ihr auch Leid, wir haben dann auch geredet, aber ich brauche unbedingt Hilfe, wie ich ihr helfen kann, nicht so auszurasten. Sie ist öfters so und ich hatte schon zu Hause zu ihr gesagt, dass sie sich nicht um die Leine streiten sollen (hatte es mir irgendwie schon gedacht, dass sowas passiert und bereue es, sie überhaupt mitgenommen zu haben). Sie ist jetzt auch in die Schule gekommen und habe natürlich Angst, dass es dort auch mal passiert und vielleicht keiner mehr mit ihr spielen möchte, weil sie so explodiert. Ich habe auch Angst ihren Kindergeburtstag zu feiern, weil sie ausrasten könnte, wenn ihr irgendwas nicht passt. Es war das letzte Jahr auch so. Jetzt werden aber durch die Schule viele neue Kinder dabei sein. Sie "zickt" übrigens auch rum und schreit mich vor allen an, wenn ich sie irgendwo zu früh abhole. Ich habe gehört, dass das Schreien auch ein Ventil sein kann für irgendeine angestaute Wut. Wir versuchen nun auch schon ruhiger mit ihr zu reden, nach ihren Gefühlen zu fragen und vor allem sie nicht zu stressen, indem sie alles sofort machen soll oder sich beeilen soll (z.B. ihr nicht zu sagen, sie soll sich sofort anziehen und sie soll das und das machen). Nun meckert aber ihre 10 jährige Schwester aber immer mit ihr rum. Sie soll sich beeilen, sie soll leise sein, soll nicht das und das machen. Heute morgen haben wir mal alles entspannter angehen lassen und es war auch alles gut, aber dann kam ihre Schwester und meinte: sie solle sich beeilen, wir kommen zu spät zur Schule. Natürlich war Sophie dann wieder am meckern, dass sie sich ja schon beeilt. (Ok, sie war wirklich schon ein bisschen spät dran, aber noch im Rahmen). Bitte geben Sie mir Ratschläge wie ich ihr helfen kann mit ihrer Wut umzugehen und vor allem wie ich ihrer älteren Schwester erklären/beibringen kann, Sophie nicht ständig anzumerken und schlecht zu machen. Vielleicht gibt es auch gute Bücher.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Maja30, bitte schreiben Sie mir noch, ob Ihre Tochter geschilderte Wutausbrüche auch im Kindergarten hatte und nun auch in der Schule zeigt sowie, ob es Wutausbrüche gibt, wenn sie ohne Eltern oder Schwester beispielsweise bei einer Freundin zu Besuch ist. Viele Grüße Sylvia


Maja30

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Darf ich Sophie eigentlich am Abend loben dafür, wenn der Tag echt super lief und sie quasi nicht "wütend" war bzw sie ihre Wut sehr gut im Griff hatte?... bzw wie kann ich mit ihr den Tag am Besten reflektieren?


Maja30

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Hallo, also im Kindergarten hatte Sophie keine Wutausbrüche. Sie war dort hilfsbereit und wurde immer gelobt. Auch beim Abholen gab es meist keine Probleme. Vielleicht nur, wenn sie nach Hause laufen musste, war sie quengelig und meckerte rum, aber erst ab dem Parkplatz (aber kein richtiger Wutausbruch). Bisher in der Schule selbst, gab es soweit laut der großen Schwester nur einen kleinen, wo halt ein anderes Kind aus Sophies Klasse in der Pause mit der Schwester gespielt hat, obwohl sie wohl Sophie versprochen hatte, mit ihr zu spielen. Heute hat Sophie mir erzählt, dass sie in der Schule auch kurz wütend war, weil ein anderes Kind aus der ersten Klasse ihre grosse Schwester umarmt hat. Sie ist aber einfach dann weggegangen und die "Wut ging dann vobei". Ich habe sie dafür gelobt. Woanders gibt es meist nur Wutausbrüche, wenn sie abgeholt wird, sonst nicht. Wobei manchmal gibt es schon zwischen einigen Freundinnen Streit, aber nicht so extrem. Zu Hause bei uns ist es manchmal anders.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Maja30, Ihre Tochter wird vornehmlich wütend, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlt. Dies erfolgt zumeist im Familiengefüge. Bei den geschilderten Beispielen ist immer die Familie, mal die Schwester, mal Sie als Mutter involviert. Das zeigt, dass ihre Wut auch ein wenig Eifersucht enthält. Andere Kinder spielen mit ihrer Leine, ihre Freundin spielt mit der großen Schwester. Versuchen Sie, Situationen, bei denen Sie im Vorfeld ahnen, dass es unharmonisch werden könnte, wie bei der Leine, zu besprechen, was Sie vorhaben (die Leine mitnehmen). Nicht nur, dass es keinen Streit geben soll. Fragen Sie Ihre Tochter, ob es okay ist, dass Sie die Leine mitnehmen und womöglich andere Kinder oder die Schwester damit spielen wollen. So kann Ihre Tochter schon dann erklären, dass sie nicht möchte, dass die Leine mitgenommen wird. Sprechen Sie mit Karla, dass sie in der Schule mit gleichaltrigen Kindern spielen soll und nicht mit den Freundinnen von Sophie. Bestenfalls spielt sie an einer anderen Stelle des Schulhofs. Vielleicht kann sie Ihre Worte ja annehmen. Ebenso besprechen Sie mit ihr, dass wenn Sie in der Nähe sind, Sie das Sagen haben und nicht sie Sophie zurechtweisen muss. Sie werden Ihre Worte immer wieder wiederholen müssen, da große Geschwister oft das Gefühl haben, sie könnten die Erzieherrolle übernehmen. Besprechen Sie in einer ruhigen Minute, dass Sophie, wenn sie wütend wird, sich zum einen zurückziehen kann und sich weiter ein "Wut"kissen nehmen kann, auf das sie hauen, treten, boxen kann. Helfen Sie ihr die ersten Male, in dem Sie sie an das Kissen erinnern oder es ihr geben. Gerne dürfen Sie Sophie nach einem gut gelösten Wutanfall oder nach einem gelungenen Tag loben. Viele Grüße Sylvia


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