Pureheart
Guten Tag, Frau Ubbens, ich freue mich über einen Blick von außen auf unsere Situation - denn ich hab nur noch den Tunnelblick... unsere 3 1/2 jährige war schon immer ein Mama-Kind und ist bis heute sehr anhänglich, auch nicht im Kindergarten o. ä. Sie hat schon immer einen Grund gefunden zu heulen und wenn es nur war, dass die Nase läuft... Wir haben dann das aus unserer Sicht grundlose - Heulen abgestellt. Mit viel Druck und hat sie dann tatsächlich bei der einen oder anderen Situation nicht mehr geweint. Das ist nun gut ein halbes Jahr her. Inzwischen aber sind wir beim Dauerjammer, Dauerquengeln, Dauerschimpfen, Dauer... angekommen. Ich hab hier von morgens vom Aufstehen bis zum InsBett-gehen einen Lärmpegel, der mich nun überfordert. Es scheint nichts zu helfen: keine Drohung, kein Versprechen, keine Ruhe, - nichts. Es fängt ein Geheul ohne wirklichen Grund an, z. B. ich frage sie, ob wir zu den Pferden spazieren gehen. Dann fängt sie schon das Geheul an. Sie will nicht mit dem Laufrad fahren. (Das Wort "Laufrad" wurde noch nicht mal erwähnt. Dann heult sie, ich solle sie trösten und so geht es in einem fort. Schlussendlich schicke ich sie in ihr Zimmer (Die Lösung, selbst, den Raum zu verlassen, geht nicht, weil ich dann die 10monatigen Zwillinge auch mitschleppen muss...) Sie kann sehr ausdauernd heulen und jammern. Meist endet es damit, dass mir der Kragen platzt - auch wenn ich schon zuvor aus dem Zimmer ging, um zur Ruhe zu kommen. Mit ihrem Geheul steckt sie manchmal die Geschwister an und schon ist die Atmosphäre im Eimer. Manchmal jammert sie im Wohnzimmer und wenn ich sie frage, was los sei, weshalb sie jammere, dann sagt sie "Einfach nur so, damit gejammert ist." Wie krieg ich diese Dauerbeschallung in Griff? Ich hab das Gefühl, ich stehe den ganzen Tag neben einer Sirene. Meine Zwillinge heulen zusammen nicht einen Bruchteil dessen, was die 3jährige zusammenquengelt. Leider hat meine Tochter keine Ausschalter und ich bin nun kurz davor, sie gegen meinen eigenen Willen, nun doch in den Kindergarten zu stecken, einfach dass ich wenigstens etwas Ruhe am Tag habe. Ist das im übrigen eine Phase, die jedes Kind mehr oder weniger ausgeprägt und lange macht oder ist das Charakter oder falsche Erziehung, d. h. hab ich sie zu häufig im Weinen bestärkt, dass es in Ordnung ist, zu heulen? Vielen Dank für Ihre Tipps. Ich freue mich schon auf Besserung :-) Pureheart
Liebe Pureheart, ja, es ist eine Phase, die fast jedes Kind mehr oder weniger ausgeprägt und lange macht. Es hat nichts mit falscher Erziehung zu tun. Wie meine Vorrednerin schon schrieb, hat Ihre Tochter gemerkt, dass sie mit dem Gejammer Aufmerksamkeit erlangt. Nun jammert sie schon aus reiner Gewohnheit. Es passiert einfach so, ohne dass sie es noch wirklich beeinflussen kann. Versuchen Sie, Ihrer Tochter viel Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn dies mit den Zwillingen sicherlich nicht immer einfach ist. Spricht Ihre Tochter Wünsche mit Gejammer aus, dann gehen Sie zu Ihrer Tochter auf Augenhöhe und bitten sie, es ohne Gejammer zu wiederholen. "Ich verstehe dich nicht. Kannst du es bitte ohne Gejammer wiederholen." Gehen Sie dann nach Möglichkeit auf den Wunsch Ihrer Tochter ein, damit Ihre Tochter lernt, dass sie gehört wird, wenn sie nicht jammert. Brauchen Sie selbst eine Auszeit (mit drei Kindern), gehen sie spazieren. Die Zwillinge im Kinderwagen und Ihre Tochter auf einem Buggyboard o.ä.? Spazieren Sie bewusst für sich selbst. Sie können tatsächlich überlegen, Ihre Tochter in den Kindergarten gehen zu lassen. Es wird ihr sicherlich Spaß machen, mit Gleichaltrigen zu spielen usw. Und Sie haben mehr Zeit für die Zwillinge. Am Nachmittag kann dann wieder die Große Mamas Aufmerksamkeit bekommen. Viele Grüße Sylvia
Avraa
Huhu, ich bin zwar nicht Frau Ubens, aber vielleicht nützt dir meine Antwort ja auch vorweg schon mal ein bisschen. Du hast deiner Tochter ganz sicher nicht zu oft gesagt weinen wäre ok. Man "verweichlicht" Kinder mit solchen Aussagen, wie gemeinhin angenommen wird, nicht. Leider hört man noch viel zu oft Sätze wie "stell dich nicht so an" oder "lass doch endlich das ewige Gejammer" etc. Offenbar fällt es manchen Erwachsenen extrem schwer ihr Kind zu trösten. Wobei es in manchen Situationen fast für jeden schwer ist, z.B. wenn man gerade verärgert war oder ganz eindeutig völlig übertrieben wird. Man lässt sein Kind zu oft mit seiner scheinbar unangemessenen Trauer allein stehen. Manche glauben aber auch nocn, ein Kind sollte nicht getröstet werden, weil es lernt dass es sich mit unangemessenem Verhalten durchsetzen kann (z.B. immer wieder auf diesem Wege Aufmerksamkeit sucht, so wie deine Tochter). Es ist in vielen Studien aber bereits das Gegenteil bewiesen. Trost und Zuneigung wirken in dem Fall eben nicht verstärkend! Kinder jammern weniger, wenn man sich ihnen zuverlässig zuwendet. Erfolgloses trösten (ist sicher auch oft bei dir der Fall?) führt oft dazu, dass wir uns hilflos fühlen. Da uns das oft wütend macht, versuchen wir die Situation klein zu reden, um sie zu beenden. Möglichst schnell. Dazu haben fast alle eine ganz genaue Vorstellung davon wie sehr ein Kind in einer bestimmten Situation leiden darf. Hat es einen Kratzer trösten wir es gerne ein-zwei Minuten. Weint es weiter, finden wir, dass es langsam mal gut sein sollte. Passiert etwas schlimmeres (Etwas gebrochen, Platzwunde, etc.) Steigt unsere Tröstereitschaft. Wir haben also eine festgelegte Skala inwiefern wir bei Wut und Trauer trösten. Das heißt, nur wenn WIR die Dauer der Traurigkeit angemessen finden, trösten wir. Zwischen unserer sachlichen und der kindlichen Einschätzung liegen aber oft Welten. Wir wissen oft gar nicht, ob unser Kind nicht mehrere Sachen verarbeitet oder was es wirklich empfindet. Jetzt gibt es aber Kinder wie deines, die wirklich permanent übertreiben, jammern und traurig sind. Irgendwann hat man halt einfach keine Lust mehr, dauernd darauf einzugehen, weil das einfach nur Lappalien sind (oder scheinbar grundlos?). Nichtreagieren beseitigt das Problem aber auch nicht, es jammert weiter. Man muss Kinder schon sehr lange dauerhaft frustrieren, bis sie aufgeben (aber will man das?). Meist sagt man "stell dich nicht so an, es ist ja nix", u.s.w. weil wir auch gar nicht in der Lage sind richtig zuzuhören oder Trost zu spenden. Haben unsere Eltern ja auch so mit uns gemacht. Ich würde jetzt eher dazu raten das Jammern mal als Zeichen dafür zu sehen, dass der Aufmerksamkeitsspiegel deines Kindes völlig im Keller ist(kein Wunder bei 2 kleinen Geschwistern). Aber auch wenn du es richtig scheusslich findest, sei froh, dass dein Kind es auf diese Weise tut und nicht durch lautes, wütendes, unangemessenes Verhalten! Natürlich will deine Tochter mit ihrem Gejammer deine Aufmerksamkeit erregen und es spricht rein gar nix dagegen, ihr diese einfach zu geben! Auch wenn ihr offenbar gar nix fehlt. Das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit verschwindet nämlich nicht dadurch, dass wir es ignorieren, sondern dadurch, dass wir es erfüllen. Gib ihr immer wieder kleine Portionen Aufmerksamkeit wenn sie jammert. Tröste sie. Anfangs wird sie vielleicht noch mehr jammern, wenn sie merkt, dass sie zuverlässig getröstet wird. Da muss sicher eine Menge Schmerz raus und viel Aufmerksamkeit nachgefüllt werden. Aber probier es aus, es wird dann nachlassen. Solange der Tank leicht gefüllt bleibt. Und hör ihr aktiv zu. Stell ihr keine Fragen oder rede ihre Traurigkeit klein. Wiederhole einfach nur mal alles was sie so sagt. Zeig ihr, dass du siehst was sie fühlt. "Du bist ganz unglücklich, du findest gerade alles ganz schlimm, du bist nicht glücklich..." Oft reden Kinder dann von sich aus über ihre Gefühle. Ich wünsche dir, dass es schnell besser wird :) Lg
Pureheart
Hallo Avraa, vielen Dank für Deine Gedanken. Zwei Dinge sollte ich vielleicht noch anmerken: 1. Das Dauergejammer hatte sie schon vor der Geburt und Schwangerschaft der Zwillinge drauf. Es hat sich insofern nichts verändert. 2. Aufmerksamkeit bekam sie vor der Geburt mehr als genug: ich bin seit ihrer Geburt zu Hause und "rund - um - die - Uhr - Verfügbar". Auch mit den Zwillingen geht es ihr nicht schlecht: wir haben eine Frau, die 2-3 Mal die Woche kommt und die Zwillinge für 3 Stunden nimmt. In dieser Zeit hat sie , neben den regulären Schlafenszeiten für die Zwillinge, Extra-Zeit mit mir für Spielen, Spielplatz etc. Wir haben sogar extra ihren Mittagsschlaf beibehalten, damit sie abends 2 Stunden später ins Bett geht und da nochmals Extra-Zeit mit mir hat. Liebe Grüße, Pureheart
AnnaC
Liebe Pureheart, wenn ich das lese, was Du schreibst, kommt mir ein Gedanke: vielleicht tut es Deiner Tochter ganz gut, in den Kindergarten zu gehen. Wenn Du ihr das schmackhaft machen kannst als etwas Tolles, das sie jetzt erleben darf und wo sie viele Freunde findet (vielleicht ja auch erst stundenweise) und nicht das Gefühl bekommt, sie wird wegen ihrer Jammerei "abgeschoben", dann kann das ihr sicherlich gut tun. Ich habe den Eindruck, sie braucht einfach andere Menschen mehr um sich herum, um sich von Dir auch etwas lösen zu können. Alles Gute.
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