Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Trotzen / Grenzen setzen

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Trotzen / Grenzen setzen

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Unser Sohn (im September 3 Jahre geworden) geht seit Anfang August in den Kindergarten, vormittags von ca. 8.30/).00 Uhr -12 Uhr. Nachmittags könnte ich ihn auch hinbringen, ich halte das derzeit aber einfach zuviel für ihn. Außer dem Kindergarten geht er einmal in der Woche zum Liedergarten (eine Art musikalische Früherziehung für Kleinkinder) und zum Turnen. Ich überlege aber ernsthaft, was wir davon streichen sollen, obwohl er beides sehr gerne macht und sich auch freut, wenn wir hingehen. Turnen erscheint mir wichtig, weil es im Kindergarten keine Turnstunde gibt und Singen macht ihm sehr viel Spaß. Anfang Juni bekam er ein Brüderchen, zwei Wochen nachdem das Brüderchen da war, war er von jetzt auf gleich trocken, ohne große Vorarbeit oder sonstiges Zutun. Er wollte keine Windel mehr und fertig, bis auf kleinere Zwischenfälle, ist auch nichts mehr passiert. Anfang September kam dann die Schnullerfee, auch das gab keine nennenswerten Probleme, kein Theater, zwei unruhigere Nächte, das war alles. Er erzählt auch immer stolz von der Schnullerfee und dem Bilderbuch, welches sie ihm gebracht hat. Im Kindergarten kommt er soweit ich weiß gut zurecht. Mittags ist er sehr müde, zum schlafen bekomme ich ihn nicht, nur selten und wenn, dann hat er vorher eine Stunde lang richtig rumgeschrieen (Bockigkeit). Ich bestehe wohl auf eine Pause auf dem Sofa. Bis vor kurzem habe ich ihm dann einen Benjamin Film (20-30 Min.) angemacht, er hat in der Zeit inhaliert und dann weiter Pause gemacht. Fernsehen schalte ich nun aber nicht mehr ein, er kann eine Kassette hören oder ein Buch lesen , muß aber auf dem Sofa liegen bleiben, was mal mehr und mal weniger gut klappt. Aus dem nichtigsten Grunde gibt es hier Theater, es wird geheult und gebrüllt, da hilft nichts. Ob ich ruhig bleibe, laut werde, leise mit ihm rede, ihn in sein Zimmer bringe (und das dann x male) oder den Raum verlasse, nichts kann dieses Theater beenden. Was mir sehr auffällt, ist das er selbst, wenn er rumschreit und weint, immer meine Nähe sucht. Egal wohin ich gehe, er läuft mir hinterher. Man kann fast sagen, einmal am Tag ist es soweit. Gab es mittags kein Theater, gibt es es dafür dann am abend. Da er anscheinend ja Grenzen sucht, bekommt er die auch von uns. So gibt es z.B. abends nur noch das Sandmänchen (wenn überhaupt), wenn er vorher den Schlafanzug angezogen hat, er inhaliert hat (er hat Asthma) und Zähne geputzt sind. Morgens gehen wir erst runter, wenn er angezogen ist, gehen wir im Schlafanzug zum Frühstück, dauert es Ewigkeiten, ehe er angezogen ist und wir loskommen zum Kindergarten. Er steht zwischen 6.30 Uhr und 7 Uhr auf und wir sind trotzdem immer erst gegen 8.45 Uhr im Kindergarten, weil er einfach nicht vorran macht. Ich kann ihn doch nicht nur antreiben. Letzte Woche habe ich ihn einen Tag morgens ohne Schuhe in den Kindergarten gebracht, weil er den einen Schuh, den er schon anhatte, immerwieder ausgezogen hat, sobald ich mich nicht mit ihm beschäftigt hatte. Er kann sich teilweise anziehen, ich helfe ihm dabei. Unterhose und Hose z.B. kann er anziehen, wenn ich sie richtig vor ihn lege. Bei den Strümpfen schafft er meistens einen, beim zweiten muß ich dann helfen. Schuhe kann er alleine anziehen, wenn sie vor ihm stehen, ich mache sie dann zu. Er freut sich über jedes Kleidungsstück, was er alleine angezogen hat. Je mehr Theater unser Großer macht, umso weniger "Spaß" habe ich daran, mich mit ihm zu beschäftigen. Wir befassen uns, soweit es geht, relativ viel mit unserem Großen, wobei er sowieso mehr Aufmerksamkeit bekommt als der Kleine, er ist ständig krank, hat Neurodermitis und Asthma, braucht regelmäßig Medikamente usw. Wir spielen relativ viel mit ihm, tagsüber ist er (noch) viel draußen im Garten, später am Tag dann drinnen im Wohnzimmer. In seinem eigenen Zimmer spielt er kaum, egal ob wir sein Lieblingsspielzeug aus dem Wohnzimmer hineinräumen oder nicht. Die Oma geht an einem Nachmittag (oft auch an zweien) nur mit ihm spazieren, Enten füttern, Spielplatz o.ä. der Kleine bleibt dann hier. Haben Sie vielleicht den ein oder anderen Tip für uns, wie wir weiterhin verfahren können? Ich finde es sehr schade, das ich momentan so viel schimpfen muß. Erklärungen, daß ich mehr Zeit habe mit ihm zu spielen, wenn er lieb ist und nicht ständig so ein Theater macht, helfen anscheinend nicht. Folgen auf seine "Taten" Konsequenzen, geht es erstmal mit viel Theater einher, hinterher scheint es aber zumindest zeitweise besser zu laufen. So wird z.B. auch die Oma angerufen, daß er nicht kommen kann, weil er wieder Schuhe und Jacke ausgezogen hat, diese nach Theater und Schimpfen dann wieder anhat und er im Anschluß statt sein Fahrrad von der Hauswand zu holen, erstnochmal im Sandkasten Kuchen backen und Traktor fahren muß. Sind solche Maßnahmen zu drastisch, wenn ich mit fertig gepacktem Kinderwagen x Male sagen muß, er soll kommen und er kommt nicht? Mein Gedanke ist, das gute Verhalten zu Belohnen, aber wie mache ich das am Besten?


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Hallo Ratsuchende Sagen Sie ihm, wann immer er ein angemessenes Verhalten zeigt, wie stolz Sie auf Ihren "großen" Sohn sind und freuen Sie sich darüber, dass Sie "dieses Mal" ja überhaupt nicht verärgert sind und darum auch gar nicht schimpfen müssen. Macht er dennoch mal Theater, nehmen Sie ihn "einfach" liebevoll und fest in Ihre Arme und warten Sie, bis er sich beruhigt hat, um Ihre Bitte erneut zu begründen und auf die möglichst logischen Folgen bei Nichteinhaltung, bzw. Ignoranz hinzuweisen. Handeln Sie ansonsten bitte weiterhin wie bisher. Auch diese Phase wird bald vorüber sein, wenn Sie sich -wie immer- so geduldig und begründet konsequent verhalten. Halten Sie durch, liebe Grüße und: bis bald?


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