Sozialverhalten Dreijährige

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Sozialverhalten Dreijährige

Liebe Sylvia, Ich mache mir Gedanken um das „Sozialverhalten“ meiner dreijährigen Tochter, insbesondere, weiß ich nicht, wie ich auf ihre „Ausbrüche“ reagieren soll. Sie ist grundsätzlich ein liebes, aufgewecktes, neugieriges Mädchen! Wenn wir alleine sind, ist meistens alles sehr harmonisch. Aber sie war schon immer ein extremes Sensibelchen was äußere Reize angeht, sehr anhänglich, hat bereits mit 5 Monaten sehr stark und sehr lange gefremdelt. Bis vor kurzem haben wir noch gestillt, wobei sie immer noch hin und wieder an meine Brust will, obwohl mittlerweile nur noch zum Nuckeln. (Milchfluss ist weg). Sie kam aus diesem Grund auch erst mit zwei Jahren in Fremdbetreuung, allerdings nur zu einem Kindermädchen und den Großeltern, was sie nach einer langen Eingewöhnungsphase auch gut gemeistert hat. Einmal in der Woche bin ich mit ihr in eine Spielgruppe gegangen, das hat ihr gut gefallen, nur entfernen durfte ich mich nie von ihr. Langsam streckt sie auch die Fühler nach anderen Kindern aus, das heißt, ich merke, wie sie andere Kinder interessiert mustert, sie spielt ganz gerne mit ihren Cousins (wenn auch mit kleinen Reibereien), manchmal fordert sie mich auf, ein Kind gemeinsam zu fragen, ob sie ein Spielzeug haben darf usw. Und sie teilt auch schon mal ohne Geschrei ihr Spielzeug mit jemand anderem. Sie liebt auch Rollenspiele, in denen sie "Freunde besucht" (=Plüschtiere), dann spielt sie mit ihnen Teekränzchen, sagt "bitte und danke", was wirklich ganz niedlich ist. Sie hat also alle "Verhaltensregeln" verinnerlicht und lebt sie spielerisch aus. Wenn es dann aber "real wird", schaut die Sache ganz anders aus. In letzter Zeit häufen sich Situationen, in denen ich mir keinen Rat weiß: • Wenn sie (meistens in meinem Beisein) von einer anderen Person begrüßt wird, sei es vom Papa (ja, sogar von ihm), den Großeltern (Beispiel: sie kommen zur Tür herein und sagen freundlich „Hallo Clara!“) oder gar Fremden, ist ihre erste Reaktion meist spontane Abwehr. Sie dreht dann den Kopf zur Seite und kreischt laut „NEIIIIIN!“ oder „Blähhhh!“ und bringt somit ihr Missfallen gegen die Begrüßung/Ansprache lautstark zum Ausdruck. Manchmal erschrecken die Leute richtig vor ihr, weil sie so heftig reagiert! • Das passiert zum Beispiel auch, wenn wir am Spielplatz sind, und ein anderes Kind sich ihr neugierig nähert. Dann wirft sie sich auf den Boden und kreischt „NEEEEIIIIIN!“ Ich muss sie dann in den Arm nehmen und erst mal aus der Situation nehmen. • Es kommt sogar vor, dass ihr jemand spontan ein kleines Geschenk oder ein Stückchen Schokolade anbieten will, und sie reagiert auf dieselbe Weise! Sobald sie sich beruhigt hat, muss ich dann das Stückchen Schokolade entgegen nehmen. • Auf Fragen wie „Wie heißt du denn?“ antwortet sie grundsätzlich nicht. • Bei ihrer Geburtstagsfeier im kleinen Kreis, als ich mit der Torte ins Zimmer kam und „Happy Birthday“ singen wollte, hat sie sich weinend auf den Boden geworfen. Das hat selbst mich überrascht. • Arztbesuche sind das Schlimmste. Schon als sie fünf Monate alt war, hat sie heftig geweint, und das ist noch immer so. Ein Schritt in das Arztzimmer und es ist vorbei. Harmloses Abhören oder Fiebermessen (auch durch uns) sind nur mit Festhalten und unter lautem Geschrei möglich. Gleichzeitig spielt sie zuhause aber am liebsten „Arzt“. Sie reagiert also sehr heftig auf Annäherungsversuche. Mir ist das teilweise richtig unangenehm und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht mehr, wie ich reagieren soll. Mit ihr schimpfen möchte ich nicht. Ihr ruhig sagen, dass, wenn ihr ein Kind (…) zu nahe kommt, sie anstelle eines „Bläh“ lieber „Nein, das will ich nicht“ sagen soll? Ich kann ja auch schlecht zu den Leuten sagen: „Bitte reden Sie um Himmels willen meine Tochter nicht an!“ ;-) Haben Sie einen Tipp? Ich habe schon Angst vor dem ersten Tag im Kindergarten im September... Ich bin übrigens wieder schwanger und erwarte im November mein zweites Kind. Clara bekommt die Veränderung mit und streichelt auch das „Baby im Bauch“. Es könnte also durchaus zu ihrer Verunsicherung beitragen. Danke und liebe Grüße Kathrin

von kathrinundclara am 29.07.2019, 14:08



Antwort auf: Sozialverhalten Dreijährige

Liebe Kathrin, andere begrüßen mögen viele Kinder mit drei (vier) Jahren nicht. Bestenfalls wird nicht weiter darauf eingegangen. Die Erwachsenen sind i.d.R. das beste Vorbild und die Kinder gehen irgendwann von selbst auf ihr Gegenüber zu. Ihre Tochter wird bald lernen, dass sie sich anderen Kindern gegenüber nicht mit einem Nein oder Bläh nähern muss. Im Kindergarten wird sie spüren, dass andere Kinder es gut mit ihr meinen und Ablehnung nicht notwendig ist. Haben Sie noch ein wenig Geduld und versuchen nicht, Ihre Tochter zu überzeugen. Ihre Tochter wird Vertrauen fassen, wenn für sie eine Regelmäßigkeit mit anderen Personen/Kindern stattfindet. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 30.07.2019



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