Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Soziales Verhalten ...

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Soziales Verhalten ...

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Hallo Frau Schuster, ich versuche Ihnen kurz zu schildern wo "mein" Problem liegt ... Julia wird im Mai 6 Jahre alt und ist ein Vorschulkind - mein Mann und ich machen uns Gedanken zu ihrer sozialen Entwicklung ... Jule war schon immer Einzelgänger. Sie fing früh an zu Fremdeln und hörte sehr spät damit auf (Anfang mit 4 Monaten - ende mit knapp 3,5 Jahren). Wir haben und versuchen immer noch sie mit anderen Kinder zusammen zu bringen, das sie mit ihnen spielt, sich mit anderen Kindern abgibt. In den 3 Jahren die Jule jetzt im KiGa ist hat sich ihr Einzelgängerisches Verhalten nicht wirklich geändert. Sie war schon immer sehr schüchtern - eher scheu, sehr zurückhaltend und sensibel hat erst spät angefangen mit den Kindern zu sprechen. Jule ist mit 2 Jahren in den KiGa gekommen. Die Eingewöhnung war sehr lange (3 Monate bis ich gehen konnte und selbst da nur mit Gebrüll) - ging aber nicht anders da ich wieder arbeiten mußte (mein Mann hat auch gearbeitet). Die Eingewöhnung hat zwar sehr lange gedauert, aber, lt. Aussage ihrer Erzieherin im Grunde OK. Es hat nochmals 3 Monate gedauert ehe Jule ohne zu meckern in den KiGa gegangen ist. Sie hat von Anfang an nicht viel gesprochen - wenn dann nur mit ihrer Erzieherin (die auch ihre feste Bezugsperson geworden war in der Zeit). Nach 6 Monaten (da war Jule 2,5 Jahre alt), hieß es dann, das ihre Erzieherin weggehen würde - wir Eltern waren wie vor den Kopf geschlagen - 1) weil es so kurzfristig war und 2) weil wir vorher von nichts wußten - wir konnten unsere Kinder nicht richtig darauf vorbereiten. Für Jule war es sehr schwer ihre Erzieherin gehen zu lassen - sie hat oft nach ihr gefragt als die Sommerschließung vorbei war. Ihre Erzieherin fehlte ihr und sie hat mit Nachtschreck, Schlafstörungen und Entwicklungsstillstand drauf reagiert ... Sie hörte in der Zeit auf zu sprechen (was sie sehr gut konnte - mit 2,5 Jahren 5 Wort Sätze), wurde um einiges bockiger und Dickköpfiger. Grenzte sich nochmehr als sonst von den Kindern ab und sprach fast gar nicht mehr - nur noch das nötigste. Dieser Erzieherwechsel war noch 2x innerhalb von 1 Jahr, was Jule auch mitgenommen hat ... Mit ihrer jetzigen Gruppe und Erzieherin bin ich sehr zufrieden - was vorher absolut nicht der Fall war (bis auf ihre erste Erzieherin) ... Jule hat trotzdem Freunde im KiGa, ist beliebt. Wir haben alle U's mirgenommen und Jule war, lt. Aussagen der KiÄ immer Zeitgerecht entwickelt - auch was ihre Aussprache angeht - die zwar an der Grenze war, aber OK. Im Juni bin ich dann zum HNO weil ich es merkwürdig fand das Jules Aussprache nicht wirklich vorrankam - sie war immerhin schon 5 Jahre alt und sollte um einiges besser sprechen. Dieser untersuchte Jules Ohren und den Rachenraum und fragte mich ob wir die U's alle mitgemacht hätten (ich bestätige und zeigte ihm das U-Heft) - er meinte zu mir, das Jules Polypen stark vergrößert seien und sie rechts stark schwerhörig ist und Links auch nicht mehr viel fehlt, bis sie noch weniger hört - ich war ehrlich gesagt sehr erschrocken. Daher also die Sprach,- und Verständnisschwierigkeiten. Im August wurde Julia dann Operiert (Polypen raus und ein Trommelfellschnitt beidseitig). Sie hat seit der OP riesen Fortschritte gemacht, aber so wie ihre jetzige Erzieherin sagte, wird sie die normale Schule wohl nicht packen - dafür spricht sie zu schlecht und kann auch ihre Gedanken nicht umsetzten und sich konzentrieren. Wir hatten überlegt ob wir sie nicht auf eine Sprachheilschule schicken sollten - Julia's Erzieherin findet diesen Gedanken gut und würde uns Helfen ihr dort einen Platz zu sichern. Wir haben eine sehr gute Sprachheilschule in unserem Bezirk, wo wir sie gerne drauf hätten. Wir waren gestern bei der Schuluntersuchung. Die Ärztin meinte das Jule eine normal Schule wohl schaffen würde, aber NUR in einer kleinen Klasse (die muß man hier in Berlin erstmal finden ...), wo die Lehrer individuell auf die Kinder eingehen - solche Klassen gibt es nur auf Sprachheilschulen ... nur ob wir den Platz dort bekommen ist fraglich - den Termin in dieser Schule haben wir am 7ten diesen Monats. Julia bekommt ab dem 13sten diesen Monats 1x die Woche Logopädische Unterstützung (leider haben sich die Untersuchungen in die Länge gezogen, da Jule zwischenzeitlich krank wurde, Termine abgesagt wurden, neue vereinbart ect.). Ein weiteres Problem ist ihr Verhalten ihrer Freundin gegenüber. Diese möchte eine "Julia-Pause" haben, da sie mit Jules Verhalten nicht klar kommt (was ich voll und ganz verstehen kann), da Jule nicht mit ihr spielt wenn sie zu Besuch ist, sondern sich immer absondert und streitet. Auch was Übernachtungen angeht, möchte ihre Freundin sie nicht mehr da haben, weil Jule, wie eben beschrieben, nicht mit ihr spielt, sondern sie regelrecht verdrängt und sich an die Mutter ihrer Freundin "klammert" "Nein, du darfst nicht mitspielen, ich spiele jetzt mit B." Ich würde Julia so gerne helfen, das sie lernt mit anderen Kindern zu spielen - und sich nicht immer abzusondern. Wie kann ich ihr beibringen, das das spielen zu mehreren Personen viel mehr Spaß macht als dauernd allein zu spielen? Ihre Soziale Ader weitern. Mir tut es weh zu sehen das sie immer mehr ins "Aus" rückt. Sie möchte gerne mitspielen, das merkt man, aber sie weiß nicht wie und blockiert wenn man mit ihr sprechen möchte indem sie rumalbert, wegguckt oder weint. Wir versuchen Jule mit einzubinden, Gesellschaftsspiele zu spielen, mitzuhelfen - was zu Hause auch gut klappt, aber sobald andere Kinder dabei sind ist es vorbei, da blockt sie. Im Nachhinein denke ich mir, wenn wir gehandelt hätten und Jule in einen anderen KiGa gegeben hätten, wäre es wohl anders verlaufen, da man sich, so wie wir es sehen, nicht wirklich um die belange der Kinder gekümmert hat. Ihre Hörschwäche haben wir als "Bocken und nicht hören wollen" abgetan - eine großer Fehler von unserer Seite und da machen wir uns auch Vorwürfe. Aber gerade im KiGa hätte man bemerken können das Jule nicht richtig hören kann ... Ihre jetzige Erzieherin und wir sind auch der Meinung das Julia Angst vorm Versagen hat - das sie sich deswegen nicht traut richtig zu sprechen (obwohl sie es wohl kann). Die Frage ist nur, wie man ihr diese Angst nehmen kann? Es ist nun doch ein Roman geworden ... aber ich mache mir doch Sorgen um meine Große. Wir hetzten zur Zeit von einem Termin zum anderen (Fuerter, Logopädie, Schuluntersuchung, HNO, Physiosozialer Dienst, Fuerter, Logopädie ect.). Für uns ist das schon Stress - für Julia muß es noch schlimmer sein ... Vielleicht können Sie mir einen Rat geben - ich trete zur Zeit auf der Stelle ... MfG Melanie


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Hallo Melanie Versuchen Sie einmal herauszufinden, ob es in Berlin nicht eine Montessori-oder Waldorf-Schule gibt. Gleichzeitig empfehle ich Ihnen, Jule an einer Interessengruppe teilnehmen zu lassen. Ist sie z.B. trotz der Hörschwäche musikalisch, tanzt sie gerne oder möchte sie vielleicht -je nach Wohnort- gerne reiten o.Ä.? In diesen Gruppen wird gezielt ihr Selbstwertgefühl gestärkt und durch das gezielte Miteinander auch ihr soziales Verhalten gefördert. Sorgen armes Wochenende, liebe Grüße und: bis bald?


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