Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

soziales Verhalten

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: soziales Verhalten

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Hallo Frau Schuster, weiter unten habe ich gestern von Pauls Problem im Spiel mit anderen Kindern berichtet, erwähnen wollte ich aber auch noch ein anderes Problem, das mir schon länger Sorge macht. Seit geraumer Zeit kämpfen wir mit Wutausbrüchen. Paul ist schon immer sehr ehrgeizig gewesen, wollte früh vieles allein erledigen, lässt sich ungern helfen und reagiert schnell ungehalten, wenn ihm etwas nicht gelingt. Schafft er es zB im Auto nicht, den Gurt zu befestigen, fragt er nicht ruhig um Hilfe, sondern schimpft und meckert gleich los. Dieses Meckern wird neuerdings immer vehementer und Paul fängt auch an zu hauen, wenn er ungehalten ist. Vorhin habe ich ihm mit einer logsichen Erklärung ein Kaugummi abgelehnt und prompt fing er protestartiges geheul an, schimpfte los und als ich hartnäclig blieb, haute er mich. Dabei hatten wir gerade vorher darüber sehr ruhig gesprochen, welche KOnsequenzen es für ihn haben kann, wenn er andere - in dem Zusammenhang waren es Kindergartenfreunde - haut. Dazu kommt, dass er seit einer Weile eine ausgeprägte Egophase durchlebt. Alles muss bei ihm beginnen, er MUSS das erste und größte Stück Fleisch beim Essen haben, die Portion Nachtisch muss ebenfalls die größte sein, er redet dazwischen und beansprucht für sich das Recht, sofort an der Reihe zu sein, auch wenn bereits eine andere Unterhaltung läuft, wenn sein Papa vor ihm allein die Treppe zum Frühstück oä herunter geht, gibt es gebrüll, weil er doch vorgehen wollte etc, pp. Jeden Tag und immer wieder gibt es Auseinandersetzungen, weil er einen so großen Dickkopf hat und immer an erster Stelle stehen möchte. Bisher war er ja nun Einzelkind, ist erst seit knapp 3 Wochen großer Bruder, geht aber seit er 14 Monate alt war, in den Kindergarten und ist dort das Einfügen in eine Gruppe gewohnt. Wir bleiben bei all diesen Auseinandersetzungen klar und deutlich, reden viel mit ihm, versuchen dabei, möglichst ruhig zu bleiben, was aber nicht immer gelingt und machen ihm klar, dass er mit seinen bedürfnissen wichtig ist, aber dass es neben ihm in der Familie eben auch Andere mit Bedürfnissen und Rechten gibt. So langsam machen mich diese Konflikte so ziemlich ratlos und traurig, weil ich das Gefühl habe, dass er immer egoistischer und bockiger wird und dass alle Ruhe und klare Linie nichts bringen. Er nimmt es nicht ernst, wenn man ihn auffordert, Blödsinn etc. sein zu lassen und fordert immer wieder Auseinandersetzungen heraus. Meine Mutter hat gestern von einer Situaion am Frühstückstisch berichtet, bei der er statt am Essen vernünftig teilzunehmen, nur rumgekaspert hat. Sie hat ihn dann einige Male ermahnt und ihm dann angekündigt, dass er nicht mehr weiter mitfrühstücken dürfe, wenn er sich nicht vernünftig benehmen könne. Letztlich ist er dann für eine Weile im Nebenraum gelandet, was sie ihm angekündigt hatte. Er durfte selber zurückkomen, sobald er sich wieder vernünftig verhlaten wolle, was dnan nach einigen Minuten der Fall war. Diese dem "stillen Stuhl" ähnliche Methode finde ich eigentlich nicht gut, weil es wohl nachhaltig nichts ändert. Welche Alternative gibt es denn, die ihm zwar die Konsequenzens eines Handelns deutlich macht, aber nicht mit räumlicher Trennung einher geht? Ich dachte immer, einen vernünftigen Sinn für Erziehung zu haben, aber so langsam zweifel ich an mir... Paul ist im Übrigen ein ziemlich aufgewecktes Kind, ist im motorischen und kognitiven Bereich recht weit (neuerdings fängt er an zu rechnen und beginnt, Hausnummern und Wörter zu lesen, deren Buchstaben er kennt). Er kann Sachverhalte sehr gut nachvollziehen und Zusammenhänge kombinieren und ist bisher immer durch ein ziemliuch selbstbewusstes Auftreten aufgefallen. Vor 3 Wochen ist er übrigens vier Jahre alt geworden. Vielleicht haben Sie auch für dieses Problem noch einen guten Rat für uns! Gruß und Danke, Henriette


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Hallo Henriette Schlägt Ihr Sohn andere Kinder oder Sie, halte ich einen Kaugummi-Entzug für eine ungeeignete Zurechtweisung, da sie nicht in Zusammenhang mit der Tat steht. Für geeigneter halte ich es, wenn Sie Ihren Sohn über logische Konsequenzen des Hauens informieren, wie z.B, dass er anschließend wohl ganz alleine spielen muß, weil Niemand gern geschlagen werden möchte, dass Sie (und nicht er) den gemeinsamen Raum verlassen, weil sie nicht geschlagen werden möchten o.Ä. Gleichzeitig empfehle ich Ihnen, Paul eine alternative Lösung anzubieten, wie er sich abreagieren und seine Wut mitteilen kann. Bitte zeigen Sie ihm auch weiterhin mit großer Geduld und begründet konsequentem Verhalten, dass Keiner von uns immer im Mittelpunkt stehen muß und kann und dass man ganz besonders geliebt und akzeptiert wird, wenn man zeigt, dass man Verständnis für die Bedürfnisse Anderer hat. Ein sehr aufgewecktes, an Allem interessiertes Kind wird leider sehr oft als "schwierig" bezeichnet, da es ganz bewußt in seiner Einzigartigkeit wahrgenommen werden möchte und nicht unreflektiert und "blind" so handelt, wie es von ihm gewünscht wird. Es fordert permanent ein Überdenken des eigenen (Erziehungs-)Verhaltens und möchte auch selbst gefordert werden. Viel Kraft, liebe Grüße und: bis bald?


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