Hallo,
ich hatte diese Frage gestern schon im Forum von Frau Klinkenberg gestellt, aber sie meint, ich wäre damit hier besser aufgehoben.
Das Problem: Meine Tochter (fast 4) geht seit vier Wochen in den Kindergarten. Sie ist seit jeher ein eher schwieriger Esser, und so wundert es mich nicht, dass sie das Mittagessen in der Kita bisher auch nicht anrührt. Wenn ich sie gegen 14 Uhr abhole, ist sie völlig ausgehungert, meist hat sie auch den ganzen Tag nichts getrunken, also bringe ich ihr beim Abholen ein belegtes Brot mit und sehe zu, dass sie zuhause auch ordentlich trinkt.
Mit der Erzieherin habe ich gestern darüber gesprochen, und sie empfahl mir, meiner Tochter nichts zu essen zu geben, bis das Abendessen (bei uns gegen 18 Uhr) stattfindet, damit sie lernt, dass sie in der Kita essen muss, wenn sie keinen Hunger haben will. Sie nennt diese Herangehensweise "pädagogisch".
Ich bin da aber sehr im Zweifel. Erstens empfinde ich es als Strafe, ein Kind absichtlich hungern zu lassen, nur weil es in der Kita nicht gegessen hat. Zweitens bezweifle ich, dass es gesund sein soll. Überdies hat es für mich auch irgendwas damit zu tun, dass ich den Willen meiner Tochter mit solchen Maßnahmen brechen soll, das ist m. E. in keiner Phase der Menschwerdung besonders wünschenswert und hat ja schon was von Folter an sich. Ich würde lieber darauf setzen, dass sie mit der Zeit ihren Widerstand von selbst aufgibt - weil SIE es will, nicht weil man sie zwingt.
Wie stehen denn Sie zu diesem Thema?
Viele Grüße
LieschenHH
von
LieschenHH
am 18.09.2012, 13:17
Antwort auf:
Soll man sein Kind absichtlich "hungern" lassen?
Hallo LieschenHH
Damit Ihre Tochter erfährt, dass das Essen im Kiga und in der Gemeinschaft auch Spaß machen kann schlage ich Ihnen vor einen Kompromiss zu schließen, den Sie mit der Erzieherin absprechen und natürlich auch mit Ihrer Tochter:
Bis zu einem bestimmten Datum, wie z.B. bis zu ErnteDank oder St. Martin darf Ihre Tochter während der gemeinsamen Kiga-Mahlzeit zum Gewöhnen ihr eigenes, mitgebrachtes Butterbrot, Müsli, Obst usw. essen, wenn sie dafür das angebotene Getränk trinkt, da sich Tee o.Ä. schlecht in der Kiga-Tasche mitnehmen lässt.
Dass das Getränk auch genießbar ist :-) beweisen Sie ihr, indem Sie selbst einmal davon mit Genuss trinken.
Wichtig ist, dass Sie betonen, dass dieses Entgegenkommen nur zur Eingewöhnung gilt, damit die Erzieherinnen nicht argumentieren, dass dann ja jedes Kind die gleichen Ansprüche (außerhalb einer Gewöhnungs-Phase) geltend machen kann.
Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 18.09.2012
Antwort auf:
Soll man sein Kind absichtlich "hungern" lassen?
Hallo Frau Schuster,
vielen Dank für Ihren diplomatischen Vorschlag. Ich hatte etwas Ähnliches bereits selbst vorgeschlagen - gar nicht mal, dass meine Tochter ihr eigenes Essen mitbringt, das wäre meiner Meinung nach nicht nötig. Aber dass ich mal dabei bin, wenn Mittag ist, und ich ihr deutlich mache, dass sie essen darf/kann. Sie behauptet nämlich vor den Erziehern, sie würde nur zuhause Mittag essen. Gestern und heute saß sie immerhin schon vor einem gefüllten Teller - hatte sie sich selbst aufgetan - weinte diesen dann aber nur an und aß nichts.
Das Problem ist, dass das Mittagessen in unserer Kita als "elternfreie Zone" gilt, das scheint der Leitung und den Mitarbeitern dort super wichtig zu sein, dass Eltern dem fernbleiben. Ich finde das sonderbar und auch ein bisschen suspekt, hab mich dem aber bisher gefügt.
Mit dem Trinken in der Kita ist es noch ein viel spezielleres Problem: Trinken läuft in dieser Kita über eine ominöse Wasserspende-Anlage (Leitungen gehen durchs ganze Haus), die ich in den vier Wochen, die wir jetzt da sind, meist defekt erlebt habe. Und als ich einmal davon getrunken habe, um mir einen Eindruck zu verschaffen, wie das Wasser so ist, hatte ich den Eindruck, jemand hat da seinen Fensterreiniger untergerührt. ("Mit Genuss" könnte ich das niemals runterkriegen!) Ich kann also verstehen, dass meine Tochter das nicht trinken mag. Hab ihr jetzt ne Trinkflasche gekauft, allerdings werden solche "Extrawürste" dort nicht gern gesehen, irgendwie geht es wohl um die völlige Anpassung ans System - aus Erziehersicht bestimmt auch vorteilhaft, wenn es klappt. Aus Muttersicht ist es mir lieber, dass mein Kind trinkt - und bei der Auswahl dann eben auch lieber aus der eigenen Trinkflasche.
Und nun?
Es grüßt weiterhin ratlos
LieschenHH
von
LieschenHH
am 18.09.2012, 18:55
Antwort auf:
Soll man sein Kind absichtlich "hungern" lassen?
Hallo LieschenHH
Bitte weisen Sie die Kita-Leitung darauf hin, dass auch Ihnen das Wasser aus der Wasserspende-Anlage nicht schmeckt, die ja zusätzlich auch häufig defekt zu sein scheint. Aus diesem Grund geben Sie Ihrer Tochter selbst etwas zu trinken mit (und BASTA)!
Wird diese begründete "Extrawurst" nicht akzeptiert erbitten Sie sich eine Wasseranalyse, die Sie sonst selbst veranlassen werden müssen, da Ihnen die Gesundheit Ihrer Familie doch sehr am Herzen liegt -und zwar noch näher als jegliche Erziehungsmethoden-.
Bezüglich des Essens schlagen Sie Ihrer Tochter vor sich doch erst einmal recht wenig auf den Teller zu füllen (zum Probieren), da sie sich doch bestimmt, bzw. hoffentlich noch nachnehmen darf, wenn es ihr schmeckt und wenn sie Hunger hat.
Ihre Tochter erfährt auf diese Weise dass Sie wie immer helfend zur Stelle sind und dass Sie Verständnis für ihr Verhalten haben.
Bitte setzen Sie sich durch -selbst "auf die Gefahr hin" dass Ihrer Vorreiter-Position vielleicht viele (nachdenkende) Eltern folgen werden-. :-)
Viel Erfolg!!
von
Christiane Schuster
am 19.09.2012