Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Selbstbewußtsein

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Selbstbewußtsein

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Liebe Frau Schuster - es tut mir leid, aber es wird lang -, meine Tochter hat keines oder wenig davon. Jedenfalls ist nur richtig, was andere machen, haben, sind, möchten, usw. Sie selbst ist eigentlich überhaupt nicht vorhanden. Wir Eltern können das nicht verstehen, weil wir sie sehr unterstützen - sie hat ihre ganz besonderen und eigenen Zeiten und Dinge, die sie macht und nicht ihre Brüder. Wir loben sie oft und es gibt auch viel Grund dazu - sie ist künstlerisch, musisch und sprachlich sehr begabt, perfekt dreisprachig. Dann ist es auch ihre Identität, die sie ganz negativ beurteilt. Sie ist das einzige jüdische Kind in ihrer Kindergartengruppe, war ein ganzes Jahr lang ziemlich vehementen antijüdischen Bemerkungen von Seiten eines Kindes ausgesetzt, was die Erzieher erst spät mitbekommen haben, wozu aber der Kindergarten eindeutig Position bezogen hat - gegen Rassismus. Das betreffende Kind ist seit Sommer nicht mehr da, trotzdem aber vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht auf irgendeine Weise klarmacht, daß sie alles jüdische haßt, auch ihre (jüdische) Familie ablehnt. Ihre Freunde werden mal eben zu Nichtjuden erklärt und dergleichen mehr. Wir wissen nicht mehr, was wir tun können. Erschwerend kommt hinzu, daß meine Familie stark von den Ereignissen der 30er und 40er Jahre betroffen ist. Wie kann ein Kind und seine Familie derart eine andere Familie und deren Leben zerstören? Wie kann ein Kind andererseits so wenig Selbstwertgefühl haben? Das andere Kind ist von seinen Eltern, soweit ich zurückdenken kann, permanent vor den Augen der anderen Kinder und Eltern "fertiggemacht" worden. So lieblos und so grob behandelt, und doch immerhin Artzttochter. Etwas, was bei uns undenkbar ist und ich kann nicht verstehen, wie das andere Kind von dieser, wie ich finde, Mißhandlung so stark geworden ist, während mein kleines Mädchen mit all der Liebe, völlig instabil ist. Ich weiß nicht, was wir tun sollen, wenn sie mal in die Schule kommt und laut Amtsarzt ist sie (kognitiv) längst schulreif (ist fünf geworden), denn da weht ja sozial noch ein ganz anderer Wind... Was können wir für meine Tochter tun? Dank im Voraus, MilaAcht


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Hallo Mila Das andere Kind ist deshalb so stark geworden, weil es von Anfang an kämpfen mußte, um jedes bißchen Anerkennung und liebevolle Aufmerksamkeit -vermute ich mal nach Ihrer Beschreibung-. Da Ihre Tochter sich vermutlich auch auf Grund ihrer Intelligenz ein wenig von der Masse, bzw. der Kiga-Gruppe abhebt, sich aber recht schnell ärgert, sobald man sie als Persönlichkeit nicht akzeptiert, wie sie es von der Familie her gewohnt ist, ist sie der Prellbock für das andere Kind, dass nun endlich mal alle aufgestauten Aggressionen, Mißerfolge usw. abreagieren konnte -worunter Ihre Tochter verständlicher Weise leidet.- Lieblosigkeit hat selten Etwas mit dem Berufsstand zu tun.- Sagen Sie Ihrer Tochter immer mal wieder, dass man gerade dann, wenn man ein wenig anders ist als die Anderen, als eigene Persönlichkeit anerkannt, geliebt, geschätzt wird und unentbehrlich ist, während Andere untereinander ausgetauscht werden können. Vielleicht wird ihr genau Das geneidet. Bezüglich der Schule sollten Sie sich keine allzu großen Sorgen machen. Ihre Tochter wird sehr genau ihre FreundInnen wählen und sich auch nicht blenden lassen, da neben der sozialen Kompetenz auch nach Leistung gefragt wird, sodass Ihre Tochter sehr schnell merkt, wer denn nun mehr Anerkennung erhält. Da Ihre Tochter neben dem Kiga sicherlich musisch, künstlerisch, sprachlich orientierte Interessengruppen besuchen wird, wird sie dort auch bald feststellen, wie unentbehrlich und einzigartig sie ist. Sie wird zunehmend lernen, ihre eigene Position in unterschiedlichen gruppierungen zu finden und auch angemessen zu verteidigen.:-)) Erholsames Wochenende, nachdenkliche Grüße und: bis bald?


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