Hallo Frau Schuster,
mein Sohn (4) hat mich sehr geschockt. Seit einigen Tagen nimmt er es mit dem Eigentum der anderen nicht besonders genau. Er nimmt aus dem Kindergarten Spielzeug mit nach Hause oder versucht es. Beim ersten Mal habe ich ihn wieder zurück in den Kindergarten gebracht und er musste das Spielzeug wieder zurückbringen und ich habe ihm Taschenkontrollen beim Abholen angekündigt, bei denen ich immer etwas gefunden habe. Er musste dann auch die Gegenstände wieder zurückbringen.
Letzte Woche war in der nassen Hose ebenfalls ein Spielzeug, was ich leider erst zuhause gemerkt habe, da ich im Kiga nicht die nassen Klamotten kontrolliert habe. Er musste ebenfalls die Sachen sofort selbst wieder zurückbringen und die Erzieherin hat ebenfalls nochmals eindringlich mit ihm gesprochen.
Freitag hat er dem ganzen die Krönung aufgesetzt. Ich habe wieder etwas gefunden und er hat behauptet, dass er dieses Spielzeug zu hause seiner kleinen Schwester weggenommen habe. Zuhause habe ich nachgesehen, aber ihr Spielzeug war noch vollständig. Nach längerem Zögern habe ich ihn wieder zurück in den Kiga gebracht, damit er die Sache noch vor dem Wochenende klärt. Ich hatte zunächst überlegt, zu warten und es am Montag zu klären, um ihm nicht wieder die zusätzliche Aufmerksamkeit zu geben, aber die Zeit war mir zulange.
Ich weiß zwar, dass Kinder in diesem Alter noch nicht bewusst stehlen, aber die unverfrohrene Behauptung, dass das Spielzeug von zu Hause ist, gibt mir doch zu denken?
Haben Sie noch Denkanstöße für mich?
Danke
Ulli
Mitglied inaktiv - 03.11.2003, 22:28
Antwort auf:
Lügen und Stehlen
Hallo Ulli
Den Ratschlägen und Denkanstößen von Connie kann ich mich nur anschließen. Dass Ihr Sohn die Mitnahme eines Spielzeugs verleugnet, geschieht aus seiner eigenen Unsicherheit heraus, da er sich in dem Moment seines Fehlverhaltens bewußt wird.
Haben Sie ein Spielzeug bei ihm gefunden, machen Sie ihn liebevoll, aber auch bestimmt darauf aufmerksam, dass er es auch sicherlich nicht gerne hätte, wenn andere Kinder sein Spielzeug heimlich an sich nähmen und bitten Sie ihn (mit unauffälliger Kontrolle), selbst seinen Fehler zu korrigieren, indem er das entwendete Spielzeug wieder schnellstmöglich zurückgibt.
Liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 04.11.2003
Antwort auf:
Lügen und Stehlen
Hallo Ulli,
viele Kinder machen im Kiga-Alter vorübergehend mal eine Phase durch, wo sie sich am Eigentum anderer vergreifen. Die meisten Eltern sind dann total erschüttert und vermuten ernsthafte Probleme oder gar den Beginn einer kriminellen Karriere... ;-) Es aber schlichtweg ein Lernprozess für jedes Kind, die notwendige Selbstkontrolle zu entwickeln, nichts wegzunehmen, auch wenn es einen lockt. Diese Kontrolle haben die meisten Erwachsenen wie selbstverständlich. Sie hindert und daran, alles an uns zu nehmen, was uns gefällt. Ein Kind muss diese Selbstdisziplin aber noch entwickeln - gar nicht so einfach.
Kinder handeln ja nicht rational, sondern aus Impulsen heraus. Diese Impulse zu kontrollieren und sein Verhalten an die Regeln unserer Zivilisation anzupassen, ist eine große Leistung und muss unter Mühe erlernt werden.
Ich würde nicht zuviel Aufhebens um das Wegnehmen machen und nicht zu enttäuscht und zu streng reagieren. Es ist gut, wenn Dein Sohnemann die Sachen am nächsten Tag dem betreffenden Kind zurückgeben muss. Ich würde das aber eher nebenbei machen und ihn nicht vor den anderen bloßstellen oder eine beschämende Aktion daraus machen. Er wird bald lernen, dass es einfach nicht funktioniert, Dinge mitgehen zu lassen. Wirst sehen, dass das nicht lang dauert!
Was das Schwindeln angeht, so ist das natürlich ein Schutz und hat mit seiner Scham zu tun, das "Vergehen" zuzugeben. Ich würde ihn dafür nicht übertrieben tadeln, sondern ihn umgekehrt immer sehr loben, wenn er etwas Unangenehmes schließlich zugibt. Wenn er Angst vor Tadel haben muss, wird er erst recht schwindeln.
Liebe Grüße,
Connie
Mitglied inaktiv - 04.11.2003, 09:53