Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Lügen - motzen (sorry, lang!)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Lügen - motzen (sorry, lang!)

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Hallo! Unsere Tochter Laura ist im Februar 4 Jahre alt geworden. In den letzten Wochen machen wir eine "heiße Phase" mit ihr durch. Ich möchte voranstellen, dass Laura ansonsten recht intelligent, lustig, meist gute Laune hat, wortgewandt und eigentlich auch meistens lieb ist. Es sind vielmehr diese "Motz- und Lügen-Anfälle", die in letzter Zeit sehr nervenaufreibend sind. Abends beim An- und Ausziehen rede ich bestimmt 10 Mal an ihr rum, bis sie überhaupt ein Teil auszieht. Bevor sie sich auch nur im geringsten dazu bemüht, sich auszuziehen, tanzt und singt sie im Bad herum, spielt mit irgendwelchen Dingen aus dem Bad... Ich glaube, sie hat dabei auch überhaupt kein schlechtes Gewissen. Manchmal denke ich, sie merkt gar nicht, dass ich mich hierüber ärgere und schimpfe, dass es nicht voran geht. Es ist fast jeden Abend (manchmal auch morgens) das gleiche. Es funktioniert erst, wenn ich lauter werde. Vorher ignoriert sie mich regelrecht. Ich habe es auch schon anders probiert und gesagt, ich gehe solange raus und erledige dieses oder jenes, und wenn ich zurück komme, solle sie fertig sein. Wenn ich dann nach 5 Minuten wieder ins Bad gehe, ist oftmals trotzdem NICHTS passiert. Meist hat sie ausreden: schafft es nicht allein, könne nicht schneller... Auch wenn ich androhe, dass dann die Gute-Nacht-Geschichte ausfallen muss, weil sie ihre Zeit im Bad vertrödelt hat, hilft es oftmals nichts (nur manchmal). Dann kommt höchstens noch dazu, dass sie auch noch wegen der entgangenen Geschichte Theater macht und weint und schreit. Falls es soweit kam, dass ich dies androhen musste, bleibe ich natürlich konsequent, auch wenn es mir in der Seele leid tut. Denn ich finde nichts schlimmer, als den Tag so zu beenden und "im Streit" auseinander" gegangen zu sein. Unser zweites Problem ist die Lügerei. Angefangen hat es mit großer Phantasie. Sie erzählte Dinge, die sie gar nicht erlebt hat. Wir fanden das nicht weiter schlimm, weil wir es eben auf ihre Phantasie abgeschoben haben. Es waren auch keine schlimmen Sachen. Sie hat z. B. erzählt, dass sie mit ihren Freudinnen toll Fangen gespielt hat, obwohl ich wusste, dass sie nur mit Puppen gespielt haben. Also, ich will hiermit sagen, es waren wirklich banale Dinge. Trotzdem habe ich sie darauf angesprochen und gesagt, dass dies Lügen sei. Sie solle dies nicht mehr tun, sonst würde ihr keiner mehr glauben, auch wenn sie die Wahrheit sagen würde (z. B. auch, wenn ihr etwas weh tut, dann würden wir denken, sie lüge und keiner würde ihr glauben, dass sie sich weh getan hat). Aber es wird langsam schlimmer mit dem Lügen: Vorgestern kam sie vom Besuch einer Freundin und erzählte felsenfest, diese sei mit dem Roller in den Teich gefahren und der Nachbar habe sie retten müssen. Die Mutter der Freundin habe danach zu Hause trockene Sachen holen müssen. Es hörte sich wirklich glaubhaft an. Erst nach einer ganzen Weile sagte sie, es stimme gar nicht: "Veräppelt!", waren ihre Worte. Und dann gestern der Hammer: Nach dem KiGa wollte sie noch mal in unseren Garten und Blumen pflücken. Als ich sie zum Essen rief, hatte sie die Hand hinter dem Rücken versteckt und sagte, sie habe eine Überraschung. Hervor kamen Hornveilchen. Ich wusste aber, dass wir keine im Garten haben. Also fragte ich in erstauntem Ton, woher die Blumen seien. Sie beschrieb mir die Ecke, wo sie die Blumen angeblich gepflückt hatte. Ich sagte daraufhin, dass ich da mal unbedingt nachschauen müsse, weil ich diese Blumen dort noch nie gesehen hätte. Nein, dass bräuchte ich nicht, sie würde nicht lügen, sie hätte sie dort gepflückt. Das alles sagte sie mit rotem Kopf und verlegenem Gesichtsausdruck. Sie hatte natürlich gelogen! Die Blumen hatte sie durch den Zaun bei der Nachbarin gepflückt. He, ich finde es wirklich nicht tragisch, dass sie Blumen beim Nachbarn pflückt und wenn sie mir gleich gesagt hätte, dass sie nicht von uns wären, hätte mich alles auch nicht so aufgeregt. Ich hätte dann nur erklärt, dass sie das nächste Mal lieber Herrn/Frau X fragen solle. Aber sie hatte nun in meinen Augen "gestohlen" UND auch noch mich bewusst angelogen. Ich war maßlos enttäuscht!!! Ich habe ihr erklärt, dass sie keinesfalls in anderen Gärten Blumen pflücken darf, nur wenn sie diejenigen vorher gefragt habe und dass sie mich nie wieder anlügen solle. Ich sagte, dass sie nie einen Grund haben müsse, mich anzulügen. Sie könne mir alles sagen, auch wenn sie mal etwas getan habe, was eigentlich nicht richtig sei. Viel schlimmer sei es, uns anzulügen... In letzter Zeit glaube ich manchmal, den ganzen Tag nicht ein schönes Wort mit ihr geredet zu haben. Ich fühle mich dann abends richtig schlecht. Immer nur schimpfen. Geht denn gar nichts mehr mit netten Worten? Ich bin wirklich am Verzweifeln. Mir tut es tierisch leid, dass alles nicht mehr so harmonisch ist. Klar, gibt es immer mal wieder Phasen im Leben eines Kindes. Sie lernen ja auch immer wieder dazu. Ich habe dafür auch immer Verständnis gehabt und es gemeinsam mit unserer Tochter meistern können. Doch in diesem zwei Punkten glaube ich langsam, sie lernt nur das schlechte hinzu und es wird schlimmer anstatt besser (anfangs Phantasiegeschichten, mittlerweile bewusste Lügen!). Was können wir tun, damit es besser wird? Reagieren wir falsch/übertrieben? Ich weiß wirklich im Moment keinen Rat. Schon jetzt Danke für jede Hilfe! Liebe Grüße Birgit


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Hallo Birgit Ein schlechtes Gewissen wird Ihre Tochter sicherlich nicht haben, wenn sie sich abends stundenlang im Bad aufhält, die eigenen Bewegungen evtl. im Spiegel beobachtet und ausprobiert und sich von den umherliegenden Sachen angezogen fühlt. Auch wird sie Sie nicht absichtlich ärgern wollen sondern tatsächlich "einfach" jegliches Zeitgefühl verlieren auf Grund der interessanten Beschäftigung. Schicken Sie sie noch ein wenig früher ins Bad mit dem Anreiz, anschließend noch ein wenig bei Ihnen aufbleiben zu können und nicht gleich schlafen gehen zu müssen. Erinnern Sie sie zwischendurch immer mal wieder an ein ansprechendes Spiel, das Sie mit ihr doch noch spielen möchten. Wenn gar Nichts hilft, informieren Sie sie so gelassen wie möglich darüber, dass Sie ihr dann wohl noch (konsequent!)helfen werden müssen, da sie scheinbar doch noch zu klein ist um sich selbst bettfertig zu machen.- Sprechen Sie in Gegenwart Ihrer Tochter möglichst nicht von Lügerei. Sie ist sich (noch) nicht über die Ausmaße im Klaren, wenn sie diese Unwahrheiten erzählt. Gehen Sie scheinbar darauf ein, indem Sie sie verschmitzt lächelnd fragen, ob sie mal wieder ihre "Märchenstunde" hat.- Sie wird sich durchschaut fühlen und bald das Interesse an diesen "Märchen" verlieren, da sie nicht die von ihr gewünschte Reaktion bei Ihnen hervorrufen. Liebe Grüße und: bis bald?


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