Liebe Frau Ubbens,
Vielen Dank für ihre tolle Arbeit hier im Forum.
Unser energiegeladener Sohn hat Schwierigkeiten zur Ruhe zu kommen- oder wir ihn zu dazu kommen zu lassen.
Forumsgerecht betreut, familienbett. Seit August akzeptiert er nur die Mutter beim ins Bett bringen. Mittagsschlaf schafft er gerade ab (habe ihn Monate lang noch im buggy geschoben/kraxe getragen, aber er möchte partout nicht- va das Gefühl „jetzt schlafen zu müssen“ stört ihn. Da das abendliche einschlafen immer schwieriger wurde, denken wir ohne Mittagsschlaf geht es allen besser. Alle paar Tage hat er möchte er doch mal einen machen. 30% der Fälle schläft er wann friedlich ein. Ansonsten möchte er dann wieder aufstehen.
Stehen gegen 7 auf. Ohne Mittagsschlaf ist er dann 17:30 seeeehr müde. Ritual: nach Hause kommen, Hände waschen, Abendessen, zähbe putzen Katzen Wäsche, im Schlafzimmer noch Bücher schauen. Dabei schläft er immer wieder fast ein. Augen fallen zu, dann schreckt er auf und möchtenoch aufs Töpfchen, essen oder trinken. Oder nach einander alles. Töpfchen steht inzwischen oben, da er es schon super benutzt, möchte ich ihn dieses Bedürfnis nicht absprechen. Meist drückt er dann noch ein bisschen pipi raus. Vor dem hochgehen biete ich ihm nochmal Wasser an. Da er ansonsten egal welche Menge trinkt und dann entsprechend noch zig mal zur Toilette möchte. Achten darauf, dass es abends und Tags genug isst, ist auch top ernährt also alles in allem tanzt er mir damit auf der Nase rum.
Bin langsam verzweifelt. Gehen auf seinen Wunsch hin hoch „schnarch ja“. Er ist optimal müde (ein paar Tage lang klappte es abends auch super, nachdem er keinen Mittagsschlaf mehr hielt) aber während des im-Bett-liegens kommt er in die Übermüdung und dann zieht sich die Prozedur ewig hin. Ihn „sanft zum liegen bringen“ keine Chance, er reagiert als schlüge man ihn und kriegt Wutanfälle, wie sonst nie. Steht immer wieder aus dem Bett auf.
Mein Mann denkt er brauche mehr Selbstständigkeit dabei. Noch spielen lassen, bis er ins Bett kommt. Kinderzimmer ist ein Raum im Schlafzimmer, Tür ist aber geschlossen, wenn wir hochgehen.
Ich habe eher das Gefühl dass seine Wahrnehmung seiner Bedürfnisse immer diffuser wird je müder er ist. War auch nie ein Kind, dass „einfach so mal eingeschlafen wäre“. Die ersten Monate Schlaf nur mit direktem körperkontakt etc. ich denke jetzt braucht er noch die klare Vorgabe und unsererseits Standhaftigkeit. Möchte ihn aber nicht „zwingen“, da das weder möglich ist, noch meinen Vorstellungen von Bedürfnisorientiert entspricht. Möchte einfach dass das ins Bett gehen etwas schönes wird.
Vielleicht an stelle von Bilderbüchern eher ein vorlesebuch? Wo es nichts zu schauen gibt? Ein paar Tage lang hat er super reagiert auf Märchen erzählen. Aber sobald er das Märchen kannte, war Schluss. Lange haben wir auch den „tag Revue passieren lassen“, ging auch gut. Bis er das dann 4mal hintereinander wollte, das sah ich dann nicht ein.
Ich weiß nicht mehr weiter und Bitte um ihren Rat.
Entschuldige mich auch für die Länge des Textes.
Ihnen alles gute
Anwo
Ps: auch mit der längeren Helligkeit tut er sich schwer. „Hell ja, schnarch nein“. Schlafzimmer ist abgedunkelt, aber nicht völlig duster. Vielleicht daran etwas ändern?
von
Anwo
am 19.04.2023, 07:23
Antwort auf:
Kleinkind (25mon) Schlaf - wie viel Selbstbestimmung?
Liebe Anwo,
wie meine Vorrednerinnen schon geschrieben haben, dürfen Sie gerne mit liebevoller Konsequenz arbeiten. Ihr Sohn kann noch nicht einschätzen, was immer gut für ihn ist. Da braucht er Ihre elterliche Unterstützung. Sie schreiben, dass sie hoch gehen, wenn Ihr Sohn den Wunsch äußert. Gerne dürfen Sie eine Zeit festlegen, die Sie für richtig - den Bedürfnissen Ihres Sohnes entsprechend - halten. Das bedeutet, dass wenn Ihr Sohn immer um 17.30 Uhr müde ist, sollte bestenfalls dann schon das Abendessen vorbei sein und nur noch das Bettgehritual mit fester Struktur folgen. Dazu gehört auch, dass von Elternseite festgelegt wird, dass beispielsweise 1 Buch vorgelesen oder angeguckt wird (und nicht noch eins und noch eins). Aufgestanden wird dann nicht mehr. Haben Sie das Gefühl, dass es Ihrem Sohn wichtig ist, noch einmal auf das Töpfchen zu gehen, binden Sie es ins Ritual mit ein und sprechen es von sich aus an. So bekommt Ihr Sohn nicht das Gefühl, die Macht zu haben. Und danach heißt es liegen bleiben. Und die liebevolle Konsequenz bedeutet, dies zu begleiten, sich auf keine Diskussionen einzulassen und den möglichen Protest auszuhalten. Es wird nur wenige Tage bis zwei Wochen dauern und Ihr Sohn wird verstanden haben, dass Ihnen der Ablauf wichtig ist und dieses auch so akzeptieren. - Sie handeln damit bedürfnisorientiert, denn wenn sich das Ritual erst einmal gefestigt hat, gibt es Ihrem Sohn Sicherheit.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 20.04.2023
Antwort auf:
Kleinkind (25mon) Schlaf - wie viel Selbstbestimmung?
Mhh ... ihr scheint sehr viel für euer Kind passend zu machen. Ich lese sehr viel "er möchte", "auf seinen Wunsch", "sein Bedürfnis", "er möchte nicht" usw.
Bedürfnisorientiert heißt nicht, dass ein Kind nie Grenzen spüren darf/muss oder auch mal wütend, enttäuscht etc sein sollte.
Phasen mit schlecht schlafen/einschlafen gibt es immer wieder.Euer Kind ist aber auch gerade in der Selbstbestimmungsphase und testet eben auch aus, wie weit er die Grenzen dehnen bzw. die Regeln selbst machen kann.
Dieses "noch mal Pipi, Hunger Durst" ist der absolute Klassiker, um das Schlafen gehen zu verhindern :-)
Muss er wirklich nochmal etwas trinken? Etwas essen? Wirklich unbedingt noch mal Pipi machen?
Er war doch sicher nach/vor dem Zähneputzen schon auf dem Töpfchen, oder?
Du sagst selbst, er hat genug gegessen & getrunken.
Und er ist wirklich müde.
Unser Kind war jahrelang ein extrem schlechter Schläfer und wir haben auch viel viel gemacht, damit ER gut schlafen kann.
Darüber darf man aber nicht vergessen, dass man selbst auch Recht auf Feierabend hat und ja, manche Dinge auch einfach als Regel aufstellt auch wenn Kind diese nicht gefallen.
Klare Ansage, dass jetzt Schlafenszeit ist, 1 Buch geschaut/gelesen wird, du gerne noch bleibst, bis er eingeschlafen ist - sofern er im Bett liegen bleibt. Steht er dennoch auf, legst du ihn wieder hin - und zwar ohne große Diskussion oder Fragerei, was er denn möchte, gerne hätte etc.
Euer Kind merkt ja, wie sehr ihr es IHM recht machen wollt. Er braucht aber bei aller Bedürfnisorientiertheit auch die Sicherheit, dass ihr wisst, was getan werden soll und dabei bleibt.
Natürlich könnt ihr ihn auch selbst entscheiden lassen, wann er ins Bett geht und ihn dennoch immer zur gleichenZeit morgens wecken. Vielleicht pendelt es sich dann von selbst genau richtig ein. Ich bin mir aber sicher, das wird nicht dazu führen, dass du dann nicht einfach später irgendwann das gleiche Szenario wie jetzt hast. Dann möchte er um 21 Uhr, dass ihn jemand ins Bett bringt, liest, bleibt etc.
Ich persönlich glaube nicht, dass ihr ihn gerade jetzt noch mehr selbst entscheiden lassen solltet, wie der Abend/das Schlafen gehen abläuft.
von
suityourself
am 19.04.2023, 09:13
Antwort auf:
Kleinkind (25mon) Schlaf - wie viel Selbstbestimmung?
Hallo,
das Bedürfnis Deines Sohnes ist "Schlafen", der Wille Deines Sohnes ist "Wach bleiben". Und das kennen glaube ich alle Eltern.
Was bei uns geholfen hat (und hilft): Klare Regeln, am Anfang wirklich ohne Ausnahme. Sattessen beim Abendessen, denn danach gibt es nichts mehr. Genug trinken, dass kein Durst mehr da sein kann, aber bei uns immer Becher am Bett. Zur Toilette gehen/gewickelt werden. Eine Geschichte wird gelesen, ein Lied gesungen, dann ist Ende.
Während des Rituals haben wir das Licht immer mehr "gedimmt": Erst Rolladen runter mit großem Licht an, dann nur noch Nachttischlampe an, dann nur noch Tür auf und aus dem Flur fällt Licht ein - sozusagen als optische Unterstützung fürs Runterkommen.
Es hat bestimmt zwei Wochen gedauert, bis unser Sohn das so akzeptiert hatte. Seitdem ist das mehr oder weniger Routine, und zur Not sind wir wieder strikter im Ritual.
Viele Grüße
von
Mamamaike
am 19.04.2023, 10:33