Anwo
Liebe Frau Ubbens, Vielen Dank zunächst für Ihre klasse Arbeit hier im Forum! Nun zu unserer Situation. Unser sohn ist 6 Monate alt. Er wurde nach einer sehr anstrengenden Geburt schließlich per Kaiserschnitt zur welt gebracht, im direkten Anschluss kam er zu mir auf den Bauch, wo er leider, da die PDA zu stark aufgespritzt wurde, nicht lang bleiben konnte- so war er aber zunächst ca 1h auf dem Bauch meines Mannes. Wir waren in einem stillfreundlichen Krankenhaus, leider hat es wegen physiologischer annomalien auf meiner seite mit dem stillen anfangs nicht geklappt. Hinzu kam eine soorinfektion der milchgänge, das stillen- wie auch abpumpen, war über einen monat extrem schmerzhaft und ich wollte ihn weinend nicht anlegen. Als dann Besserung eintrat ließ er sich trotz stillBeratung nictht mehr an die brust gewöhnen. Er erhielt dennoch zu keinem zeitpunkt PRE und gedeiht ganz fantastisch. Die ersten 2 monate trugen wir ihn beinahe den ganzen tag, oftmals im haut-haut kontakt und auch jetzt noch wird er ca 2 h getragen, wenn ihm danach zu sein scheint. Wir ließen ihn nie weinen, haben stets versucht unverzüglich auf seine Bedürfnisse zu reagieren. Ob wir immer korrekt reagierten kann ich leider nicht einschätzen. Er schläft bei uns im familienbett, aber oftmals ruhiger für sich allein (haben 2 aneinander gelegte matrazen), wir halten ihn ab - mit recht gutem erfolg, also versuchen wir auch auf dieses Bedürfnis einzugehen. Wir spielen auch während der wachphasen viel. Trotzdem hat er seit dem 1monat ca große probleme einzuschlafen, wir tun unser bestes um ihn dabei zu unterstützen und versuchen uns deswegen keine allzu großen sorgen zu machen. Er ist anderen gegenüber sehr aufgeschlossen, sehr fröhlich, wenn die laune stimmt. Wirklich ein bezaubernder Sonnenschein:) Die ersten drei monate war mein mann voll zu hause und wir teilten uns die Betreuung recht gleich auf. Ca 40% verbrachte der kleine bei meinem mann. Seither geht er wieder arbeiten, bis auf 3 tage, die wir dann überwiegend zu dritt verbringen. Jetzt ist er so, dass er nicht immer aufblickt, wenn ich zurückkomme (vom einkaufen, ...), sich oftmals eher hingebungsvoller seinem Spiel hinzugeben scheint und an manchen Tagen, bzw Etappen zwischen den schläfchen, den Blick Kontakt zu mir zu meiden scheint. (Habe das gefühl, dass er das nicht nur bei Müdigkeit tut) Auch wenn er bei der oma war, widmet er sich oftmals intensiver ihr, wenn ich zurückkomme. Bei meinem mann ist das ebenfalls, aber seltener der fall. Wenn mein mann ihn trägt, blickt er ihn oft anhimmelnd an aus der trage, was er wiederum bei mir äußerst selten tut und meist nur, wenn ich “ihn spielerisch locke“. er spielt bereits recht gut für sich allein, wenn jemand zugegen ist. Zugegebenermaßen sind wir im familiären/freundes Kreis die ersten, die ein kind bekommen haben, daher fehlt mir der Vergleich. Aber anzumerken hier, dass wir auch phantastische tage haben, an denen wir unglaublich viel lachen und spielen und alle zweifel wie verflogen sind. Jetzt bin ich leider selbst ein unsicher gebundener typ gewesen (arbeite immer noch daran, das “loszuwerden“) und möchte so gern, dass er es in dieser Hinsicht leichter hat. Dadurch ist mein umgang mit ihm manchmal ebenfalls etwas unsicher, was jedoch nur von mir bemerkt zu werden scheint. All unsere Bekannten loben, dass “wir das wirklich enthusiastisch und liebevoll machen“ und “dass ein so aufgeschlosses Kleinkind sich bestimmt wohlfühlt“. (Da widerum widersprechen die im Internet zugänglichen “Bindungs“inhalte ja teils) Die konkreten Fragen lauten nun, ob man in so jungem alter die Bindung überhaupt einschätzen kann? Falls Ihre Einschätzung lautet, dass wir uns besser hilfe organisieren sollten: wo wir diese finden? Wie sich die Bindung ggf stärken lässt? (Babymassage gefiel ihm bisher leider nicht so wirklich) Ob Sie der Meinung sind, dass die zeitliche Aufteilung zwischen meinem mann und mir vielleicht Problematisch ist und er dadurch vllt durcheinander gerät? (Wir hatten uns ganz bewusst dafür entschieden, dass der vater von beginn an ebenfalls eine Hauptrolle spielen soll). bzw ob es für ihn Nachteilig wäre, wenn die stärkere Bindung zu dem elternteil, mit dem er weniger zeit verbringt, besteht. Relevant ist doch, dass er sich bei beiden sicher und behütet weiß. Ich entschuldige mich für die länge der Nachricht, bitte Sie aber innigst um eine Einschätzung. Viele Grüße
Liebe anwo, nach der sehr ausführlichen und richtigen Antwort meiner Vorrednerin kann ich nichts weiter erklären und werde mich kurz fassen. Sie geben Ihrem Sohn von Anfang an die liebevolle Sicherheit, die er zum Großwerden braucht. Sie gehen auf seine Bedürfnisse ein und haben sein Wohl im Blick. Wie Sie selbst schreiben, ist es wichtig, dass er sich sicher und behütet weiß. Und aus dem was Sie schreiben geht klar hervor, dass dem so ist. Viele Grüße Sylvia
cube
Du machst dir unglaublich viele Gedanken darüber, ob DU auch wirklich alles richtig machst und hängst das daran auf, wie oft oder anhimmelnd euer Kind dich anschaut und wie lange er Papa oder Oma anschaut zB. Und dann hast du gelesen, dass unsicher gebundene Kinder als Eltern dann selbst zu ihrem Kind zu x Prozent keine sichere Bindung aufbauen können, weil sie dies ja selbst in ihrer Kindheit nicht erfahren haben. Richtig? Wer hat dir denn gesagt, dass du unsicher gebunden bist/warst? Wer meint, dass du daran arbeiten muss, das los zu werden? Das würde mich wirklich mal interessieren und ich hoffe, dass es kein Psychologe oder Therapeut war, der dich damit so verunsichert hat, dass du die Zeit mit deinem Kind scheinbar hauptsächlich unter diesem Aspekt beäugst, als sie einfach nur zu genießen. Es wäre für mich nämlich fast schon unethisch, einen Patienten so derart zu verunsichern mit Studienergebnissen. Natürlich haben diese Einteilungen in unsicher gebunden, sicher gebunden und so weiter ihre wissenschaftliche Berechtigung - keine Frage. Aber die meisten Bindungstest sind Jahrzehnte alt und! sie wurden unter genau festgelegten wissenschaftlichen Bedingungen gemacht. Wie zB Babies, die in einem ihnen unbekannten Raum x Minuten lang von ihren Müttern allein gelassen wurden um dann zu beobachten, wie welches Kind sich bei der Rückkehr der Mutter verhält. Daraus hat man dann unterschiedliche Bindungstypen abgeleitet in Relation zum vorher analysiertem Psychologischem Profil der Mutter. Das ist aber eine klinische, sehr sterile Studie. Das ist nicht das reale Leben! Solche Studien bilden lediglich eine Basis für die weitere Erforschung menschlicher Bindungen. So, und jetzt aber noch mal zu dir: bitte! lass dich nicht von so etwas so derart verunsichern. Du machst alles ganz toll - was dir aj auch andere bestätigen. Euer Kind lacht viel, beschäftigt sich, ist ein Sonnenschein. das ist doch alles Anzeichen für ein glückliches Kind - und ein glückliches Kind hat sicher keine Mutter, die alles falsch macht, weil sie angeblich selbst unsicher gebunden ist und deswegen überproportional oft auch keine gute Bindung zu ihrem Kind aufbauen kann. Kinder schauen mal den einen, mal den anderen länger an. Sie finden mal dies, mal jenes interessanter. Sie haben ohne Grund gute Tage, supergute Tage und miese Tage. Kinder schlafen mal super und dann mal bescheiden. Und das noch viele Jahre lang. Wir haben unser Kind auch nie weinen lassen, getragen, Familienbett - ist trotzdem ein eher schlechter Schläfer, immer noch, auch mit 9. Aber ganz bestimmt nicht, weil wir eine unsicher Bindung zu ihm haben. Er ist einfach so. Dafür kann er super gut morgens aufstehen und sofort hellwach und aufnahmefähig sein. Bitte bitte mach dich frei davon, dass DU ja bereits "beschädigte Ware" bist und deswegen alles alles richtig machen musst, damit dein Kind nicht so "beschädigt" wird wie du. Kinder brauchen keine perfekten Eltern - sie brauchen Eltern, die es lieben, die sich bemühen und die authentisch sind. Die auch mal nicht perfekt sind. Vergiss die klinischen Studien zur Bindung und liebe dein Kind einfach. Das reicht idR vollkommen aus, um eine gute Bindung zu haben :-)
cube
Ich denke, du beziehst dich auf die klassische Bindungstheorie von Bowlby &Ainsworth und dem Experiment "Fremde Situation". Daraus abgeleitet die Bindungstypen wie sicher gebunden, unsicher, ambivalent unsicher. Das ist Grundlagenforschung. Diese wurde über Jahrzehnte erweitert, verfeinert und auch kritisiert in ihre ursprünglich sehr starren Einteilung ohne Berücksichtigung feinerer Abstufungen. Ganz sicher ist diese Studie bzw. Experiment wichtig gewesen, um eine Grundlage für weiter Forschungen zur Bindungspsychologie zu bieten. Jeder Psychologe kennt diese Bindungstheorie - und eben auch andere Theorien, neue Studien und Erkenntnisse, Erweiterungen. Und eben auch alle möglichen anderen Faktoren, die zu einem kompletten psychologischem Profil zwingend dazu gehören. Das Leben jedes einzelnen Menschen kann nicht auf eine einzige Studie/Experiment reduziert werden! Diese eine Grundlagenforschung ist nicht dazu gedacht, ganz alleine einem Nicht-Psychologen eine Anleitung zu geben, sich selbst einzustufen und daraus ableiten zu können, welche Probleme er hatte und zukünftig haben wird. Das nur für den Fall, dass du dich so auf diese eine Studie und das "Fremde Situation"-Experiment beziehen solltest und dich und die Bindung zu eurem Kind ausschließlich darüber definierst.
Anwo
Liebe cube, ich danke dir inständig für deine ausführliche antwort. die eigene emotionale involviertheit erschwert eben oftmals eine rationale Einschätzung, weswegen ich mich schließlich entschloss, den Eintrag zu posten. Zu deiner frage, ob nun rhetorisch oder nicht “Es wäre für mich nämlich fast schon unethisch, einen Patienten so derart zu verunsichern mit Studienergebnissen.“ NatWer hat dir denn gesagt, dass du unsicher gebunden bist/warst? Wer meint, dass du daran arbeiten muss, das los zu werden? Das würde mich wirklich mal interessieren und ich hoffe, dass es kein Psychologe oder Therapeut war, der dich damit so verunsichert hat, dass du die Zeit mit deinem Kind scheinbar hauptsächlich unter diesem Aspekt beäugst, als sie einfach nur zu genießen. Es wäre für mich nämlich fast schon unethisch, einen Patienten so derart zu verunsichern mit Studienergebnissen.“ Es kamen einige Therapeuten wie auch ein Psychiater zu diesem Schluss (vor über 8jahrenden inzwischen und zu noch vielen anderen, die ich aber für eher fehldiagnostiziert hielt und halte [die 8 jahre hätten sie wohl bestätigt, wären sie treffend gewesen), allerdings sympathisiere ich nicht gerade mit Menschen, die sich auf ihren “Diagnosen“ ausruhen. Daher sah ich das nie als großes problem, bzw. ließ mich davon nicht beirren. Wahrscheinlich ist es die “neuheit“ der ganzen Mutterschaft, die mich so verunsichert. Und zugegebenermaßen hast du wohl völlig recht mit deiner Einschätzung, dass ich dem aktuell schlicht zu viel Gewicht beimesse. Herzlichen Dank also und euch und der “kleinen lerche“ alles gute Ps: durchlebte damals schlicht eine schwierige phase und die damals gestellten diagnosen bestimm(t)en nicht mein leben. Tatsächlich ist die Benennung vieler “störungen“ (oder Charakter schattierungen, wenn man so will) aber m.e. unethisch, da sie sehr vielen menschen zwar eine “Erklärung“ für sich, aber eben auch eine “ausrede“ für vieles bietet... nichtsdestoweniger war damals meine Verunsicherung ausschlaggebend für die Einschätzung, nicht umkehrt. Natürlich hoffe ich, dass dies an deiner Einschätzung nichts ändert. Lg
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