Beißen, Ungehorsam, Schimpfworte - was tun

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Beißen, Ungehorsam, Schimpfworte - was tun

Liebe Frau Ubbens, ich bin aktuell sehr ratlos, wie ich mit dem Verhalten meines Sohnes, der im November 3 Jahre alt wird, umgehen soll. Seit mehreren Monaten beißt er mehrmals in der Woche Kinder in seiner Kita, laut Erzieherin sowohl aus heiterem Himmel, als auch vor Wut. Seit etwa 2 Wochen beißt er auch mich, wenn er sauer ist, weil ich beispielsweise etwas nicht erlaube oder sein Verhalten unterbinde. Ich reagiere auf die Beißattacken mit einem klaren Stopp und der Erläuterung, dass er mir sehr weh getan hat und wir nicht beißen. Daraufhin weint er entweder und will getragen werden oder er ignoriert mich und versucht mich nochmal zu beißen. Wie könnte man in solch Situation besser reagieren, um das Beißen „abzugewöhnen“? Auch in anderen Situationen, in denen er zum Beispiel überdreht ist, etwas unterlassen oder etwas bestimmtes tun soll, kann ich sicher sein, dass er genau das Gegenteil davon macht. Banales Beispiel: „Hör auf mit dem Stock gegen die Wand zu hauen“. Wie könnte man reagieren, wenn er dann weiter gegen die Wand klopft? Ich kündige daraufhin nochmal die Konsequenz an und nehme dann den Stock weg, was ihn mit ziemlicher Sicherheit noch wütender macht und Beißen oder Hauen provoziert. Neuerdings benutzt er auch mit Vorliebe das Wort „Kackawurst“. Ignorieren oder Ausführungen, dass es sich um Toilettensprache handelt, die wir auch nur dort benutzen, fruchten nicht. Animieren ihn eher dazu, es noch öfter zu verwenden. Gibt es auch etwas dagegen? Aktuell häufen sich diese Autonomie“ausbrüche“ und lassen mich enttäuscht zurück. Ich würde mich über Ihre Tipps freuen. Lieben Dank.

von S4R4H am 23.10.2023, 17:00



Antwort auf: Beißen, Ungehorsam, Schimpfworte - was tun

Liebe S4R4H, meine Vorrednerin hat in Bezug auf die Schimpfworte/Toilettensprache schon sehr gut geantwortet. Bestenfalls ignorieren Sie die Worte, damit die Benutzung seinen Reiz verliert. Ihre Reaktion bedeutet Aufmerksamkeit zu bekommen und aus dem Grund wird das Wort gerne immer wieder benutzt. Bei Beißattacken dürfen Sie mit einem deutlichen Nein reagieren und gleichzeitig auf Abstand gehen. Ihr Sohn weiß, dass er Ihnen mit dem Beißen weh tut und auch, dass er nicht beißen soll. Aus dem Grund braucht er keine Erklärungen, was auch wieder Aufmerksamkeit bedeutet. Der Wut bzw. Frustration Ihres Sohnes können Sie des Öfteren im Vorfeld unterbinden, in dem Sie beispielsweise von vorneherein eine Alternative anbieten statt ein Nein/Verbot auszusprechen. "Einen Keks kannst du nicht bekommen. Ich kann dir einen Apfel klein schneiden." So darf Ihr Sohn über die Alternative nachdenken und muss nicht wütend über das Nein sein. Ihr Sohn macht Dinge, die er nicht soll, zum Beispiel mit Stock an die Wand schlagen, dann gehen Sie direkt zu Ihrem Sohn auf Augenhöhe und besprechen, dass Sie nicht möchten, dass er mit den Stock an die Wand schlägt. Ggf. können Sie eine Alternative anbieten, wie mit dem Stock auf den Rasen zu schlagen (Idee meiner Vorrednerin) oder eine andere Aktivität anbieten. "Wir können gemeinsam raus gehen und Fußball spielen." Gerne dürfen Sie mit Alternativen arbeiten. Sie werden i.d.R. gerade von Kleinkindern und Kindern im Kindergartenalter sehr gut angenommen. Wichtig ist, dass Ihr Sohn positive Aufmerksamkeit bekommt, so dass er sich diese nicht durch "negative" Aufmerksamkeit holt. Spielen Sie mit ihm, lesen ihm vor, binden Sie ihn in die Hausarbeit mit ein usw.. Ist Ihr Sohn beschäftigt, wird er nicht so viel Interesse haben, Dinge zu tun, die er eigentlich nicht tun soll. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 24.10.2023



Antwort auf: Beißen, Ungehorsam, Schimpfworte - was tun

Hallo, zum "Unwort": Ignorieren im Sinne von null Reaktion ist das Einzige, das hilft. Unser Sohn hatte das auch, es ist darin gegipfelt, dass er ein komplettes Abendessen lang "sein" Wort in Endlosschleife von sich gegeben hat. Wir haben es irgendwie geschafft, gar nicht zu reagieren, nicht zu lachen, nicht zu schimpfen, ihn nicht anzugucken, ihn mit nichts anzusprechen. Danach hat er das Wort vielleicht insgesamt noch ein- oder zweimal gesagt, aber dann gar nicht mehr. Zur Konsequenz: Er kennt sie doch, Du musst sie ihm nicht wieder und wieder sagen. Nimm ihm den Stock direkt weg, das ist wirkungsvoll und schont auf Dauer Deine Nerven. "Ja, der Stock ist jetzt weg, du weißt, dass ich das nicht will." Unser Sohn ist fünf, und auch bei uns liegen Stöcke auf der Garage oder sein geliebtes Schwert auf dem Schrank. Es hört also nicht unbedingt dadurch auf, aber das Ausrasten wird weniger bzw. ändert sich in verbale Beschwerden. Wenn Dir das zu krass ist: Benutze nicht das Wort "nicht", das hört sich schlecht, und das Verbotene "bleibt". Lenk es entweder um ("Schlag bitte den Rasen") oder formuliere eine positive ausgedrückte Anweisung ("Bitte lass das"). Das erhöht die Chance, das es aufhört. Zum Beißen kann ich nichts sagen, das ist und im Großen und Ganzen erspart geblieben (unser Sohn war ein "Schläger"). Nur als Idee: Spricht Dein Sohn vielleicht noch nicht so gut? Beißen, gerade im Kindergarten, kommt häufig vor, wenn ein Kind mit Worten noch nicht weiterkommt oder in einer für es überfordernden Situation ist. Das würde auch das Beißen zu Hause erklären: Er hat noch keine Worte für seinen Frust, und darum beißt er. Vielleicht könntest Du seinen Frust in Worte fassen: "Lass das bitte. Es ärgert dich sehr/es ist blöd/..., wenn ich xy verbiete, oder? Aber wir sind lieb miteinander (statt "wir beißen nicht")" Viele Grüße

von Mamamaike am 23.10.2023, 22:48



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