Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

6 jähriger in "Wackelzahnpubertät" teilweise sehr aggressiv

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: 6 jähriger in "Wackelzahnpubertät" teilweise sehr aggressiv

Moonmoth

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Guten Tag Frau Ubbens,  ich bitte Sie um Hilfe. Mein Sohn (6,5 Jahre alt, wird dies Jahr eingeschult) hatte schon immer starke Gefühle, eine recht geringe Frustrationstoleranz (er ist sehr perfektionistisch) und schlechte Impulskontrolle.  Wir haben früh angefangen Gefühle für und mit ihm zu benennen, im Anschluss an einen Wutanfall zu besprechen/durchzuspielen, was man hätte vielleicht anders machen können, ihm Kissen zum Herauslassen seiner Wut angeboten. Ich versuche ihm stets empathisch zu begegnen, aber ich habe das Gefühl, dass alles eher schlimmer wird. Wackelzahnpubertät hin oder her. Ich kann nicht jeden Konflikt im Vorfeld verhindern, da wir noch weitere Kinder haben, ich nicht ständig in Sichtweite bin und ich der Meinung bin, dass man Konflikte erleben muss, um zu lernen, wie man damit umgeht. Nun zum genauen Problem: Sobald meinen Sohn etwas wütend macht und das geht derzeit von 0 auf 100 wegen Kleinigkeiten oder sogar wegen "gemachter Probleme", dann werden Türen nicht nur geknallt, sondern regelrecht zu geballert. Sachen durch die Gegend gescheppert, Geschwister gehauen und im Worst Case sogar gebissen. Hier gilt die Regel, dass Gefühle ok sind und man wütend sein darf, aber eben dabei nichts dabei kaputt macht und niemandem weh tun darf. Wenn ich meinem Sohn anbiete, zb zu stampfen, einen Ball im Garten zu werfen, das Kissen zu boxen etc. sagt er, das würde nicht helfen, weil es nicht genug knallt.  Gestern hat er sich unmöglich im Wohnzimmer verhalten, ich bin mit ihm in den Flur und habe ihm gesagt, er könne sich im Gemeinschaftraum, so nicht verhalten und müsse dann allein in seinem Zimmer spielen. Er hat geschrien wie am Spieß, versucht zurück ins Wohnzimmer zu kommen, mich gehauen und am Ende sogar gebissen. Ich war ziemlich ratlos. Da ich keine logische Konsequenz für so ein Verhalten kenne, außer dass er dem Raum verlassen muss, was er natürlich nicht freiwllig macht (ich gehe dann mit ihm, kann dort aber nicht die ganze Zeit bleiben) gibt es in einem solchen Fall Medienverbot (unsere Kinder dürfen am Tag eine halbe Stunde fernsehen oder Tablet spielen). Ich habe aber das Gefühl, dass das nicht fruchtet. Ich verstehe, dasss er teilweise mit seinen Gefühlen überfordert ist, aber wie bekomme ich ihn dazu, dies in anderer Weise herauszulassen, als mit kaputt machen oder wehtun? In der Kita verhält er sich absolut "normal" und scheint seine Gefühle dort deutlich besser kontrollieren zu können, offensichlicht kommt das alles dann in doppelter Stärke zuhause raus. Es gibt noch ein zweites Problem, das aktuell fast täglich auftritt: Er sagt er habe Langeweile. Manchmal biete ich ihm an, mir bei etwas im Haushalt zu helfen, manchmal sage ich einfach nur "aha, bin gespannt was dir jetzt einfällt", damit er selbst auf eine Idee kommt, manchmal biete ich ihm an ein Spiel mit ihm zu spielen. Findet er meistens alles doof. Wenn er mich bittet Vorschläge zu machen, mache ich das auch, aber im Endeffekt, findet er das auch alles blöd. Das einzige - und diesen Vorschlag bringt er immer zu Schluss - was ihm helfen würde sei fernsehen. Für gewöhlich ist die Medienzeit für den Tag aber schon abgelaufen und das ganze endet in einem Wutanfall, womit wir wieder beim Thema oben sind. Entschuligen Sie den langen Text, haben sie einen Rat? Beste Grüße und Danke schonmal


Sylvia Ubbens

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Liebe Moonmoth, Beispiel Wohnzimmer: Haben Sie Ihrem Sohn, bevor Sie mit ihm raus sind, einmal aufgefordert, sein Verhalten zu ändern, so dass er eine Chance hatte, sich anders zu verhalten? Geben Sie Ihrem Sohn, wenn es die Situation erlaubt, bestenfalls immer EINMAL die Möglichkeit, sein Verhalten zu verändern. Kann er die Möglichkeit nicht annehmen, nehmen Sie ihn ggf. an die Hand und gehen mit ihm raus. Erklären Sie kurz, dass Sie sein Verhalten nicht in Ordnung finden und wenn er das Verhalten nicht ändert, er nicht im Wohnzimmer bleiben kann. Beziehen Sie sich in Ihrer Erklärung auch gerne auf sich und verallgemeinern es nicht. "Ich finde dein Verhalten nicht in Ordnung." Macht er Dinge kaputt, darf er mithelfen, diese zu reparieren oder zumindest aufzufegen und wegzuwerfen etc.. Dazu lassen Sie ihn sich abreagieren und sprechen dann mit ihm, dass er dieses oder jenes jetzt erst einmal erledigen muss. Eine Tür, die zuvor zugeschlagen wurde, darf er, nachdem er sich beruhigt hat, einmal leise öffnen und schließen. Ihr Sohn darf die Erfahrung machen, dass je nachdem welche Form der Wutregulierung er sich ausgewählt hat, er die Konsequenzen/Arbeit dafür tragen darf. Führen Sie gerne feste Medienzeiten ein. Beispielsweise immer direkt vor oder nach dem Abendessen. So wird klar, dass zu anderen Zeiten gar nicht erst danach gefragt werden muss. Besucht Ihr Sohn einen Sportverein, verabredet sich mit Freunden usw.? Dann darf er an anderen Tagen, wenn er kein Angebot von Ihnen annehmen mag, sich auch mal langweilen. Und ja, daraus entsteht Frust, vor allem, weil es meist sicherlich gar nicht um die Langeweile geht, sondern eher darum, dass er Medien benutzen möchte, der von Ihrem Sohn und von Ihnen als Eltern ausgehalten werden muss. Vielleicht helfen aber ja die vorgeschlagenen festen Medienzeiten schon ein wenig. Viele Grüße Sylvia


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