Frage im Expertenforum Ernährung in der Schwangerschaft an Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa:

Listeriose Putenwurst

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
Ehemaliger Chefarzt und Direktor der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

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Frage: Listeriose Putenwurst

_dreirad

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Sehr geehrter Herr Prof. Costa, meine Freundin ist aktuell in der 17. SSW und leider etwas panisch bezüglich Listeriose. Sie hatte in der 9. SSW Putenpikante (Extrawurst aus Putenfleisch mit Paprikastücken, eine österreichische Brühwurstsorte) aus einer Verpackung unter Schutzatmosphäre gegessen. Sie war frisch aus der Verpackung und noch etwa 10 Tage haltbar. Danach hatte sie zwei Tage Durchfall. Dazu muss man sagen, dass sie zu der Zeit auch mit Schilddrüsen-Medikamenten begann, die den Stuhlgang ja auch beeinflussen können bzw. laut ihrer Aussage die Verdauung auch vor dem Durchfall tatsächlich bereits etwas beschleunigten. Außerdem war die Wurst gewiss nicht das einzige, das sie in diesen Tagen gegessen hat... Fieber, Schüttelfrost oder sonstige Krankheitsanzeichen hatte sie nie. Nur einige Wochen später bzw. auch jetzt ab und an einen etwas erhöhten Puls (80 bis 90) der laut unserem Frauenarzt in der SS schon einmal vorkommen kann. Wegen des Durchfalls begann sie genauer zu googeln und fand Informationen, wonach sie abgepackte Wurstwaren nicht essen darf, was ihr zuvor nicht bekannt war. Ich kann selbst nicht beurteilen, welche Informationen stimmen. Sie macht sich seither wahnsinnige Vorwürfe, einen großen Fehler begangen zu haben und Schuld daran zu sein, wenn wir ein schwerstbehindertes Kind bekommen. Der Durchfall ist für sie ein eindeutiges Symptom, das nur von Listerien kommen kann. Unser Frauenarzt bzw. mittlerweile mehrere (Frauen)Ärzte haben versucht, sie zu beruhigen und ihr versichert, nichts falsch gemacht zu haben. Ein PCR-Test in der 12. und eine Stuhlprobe in der 15. Woche waren negativ. Für meine Freundin waren die Tests aber einfach viel zu spät und daher ohne Aussage (kein Arzt hatte einen Anlass für einen Test gesehen, erst auf mehrmaliges Drängen wurden die Tests nun verspätet durchgeführt). Im Ultraschall sieht alles bestens aus, keinerlei Auffälligkeiten. Zu meinen Fragen: (1) Wie schätzen Sie das Risiko einer durchgemachten Listeriose ein? (2) Wird diese Infektion immer auf das Kind übertragen? Könnte man eine Übertragung feststellen/ausschließen, etwa über Fruchtwasser oder die Nabelschnur? (3) Wären Schäden im Ultraschall in der Zwischenzeit sichtbar geworden bzw. kann der Feinultraschall (Organscreening geplant in der 21. SSW) beruhigen? (4) Meine Freundin meint, wenn es Schäden im Gehirn sind, sind diese auch im Ultraschall nicht sichtbar. Ist das korrekt? Könnte in diesem Fall ein MRT Sicherheit geben? Bitte vielmals um Verzeihung für diese lange Nachricht. Ich wäre sehr dankbar für Ihre Einschätzung. Herzlichen Dank und beste Grüße der mitschwangere Mann einer zutiefst besorgten Erstgebärenden


Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

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Zu dieser Brühwurstart (Putenpikante, Extrawurst aus Putenfleisch mit Paprikastücken) kann ich nur sagen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie an dem Durchfall über zwei Tage schuld war - solche Wurstsorten sollten keine Listerien enthalten und sie sind in der Schwangerschaft erlaubt. Eine Listeriose äußert sich typischerweise nicht so, diese sofort aufgetretenen Symptome sprechen eher gegen eine Listeriose. Da Ihre Freundin keine anderen Symptome hatte, braucht man sich eigentlich keine Sorgen zu machen. Ihr Frauenarzt hat den leicht erhöhten Puls (80 bis 90) meines Erachtens richtig eingeschätzt, das kann mal vorkommen. Da die PCR-Tests in den Stuhlproben in der 12. und 15. Woche negativ waren, dürfen Sie beide davon ausgehen, dass es keine Listeriose war. Zusammenfassend: (1) Es bestand und besteht kein Risiko einer durchgemachten Listeriose. (2) Eine Listeriose wird nicht immer auf das Kind übertragen. Solche Infektionen sind sehr selten. Da kein Verdacht auf eine Listeriose besteht, sollte man keinesfalls eine invasive Diagnostik wie Fruchtwasserentnahme oder eine Nabelschnurpunktion machen, weil das die Schwangerschaft gefährden würde. (3) Eine Feindiagnostik in der 21. SSW ist eine gute Idee, aber diese kann nicht alles ausschließen. Wenn diese Untersuchung normal ausfällt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass alles in Ordnung ist. (4) Eine MRT-Untersuchung in der Schwangerschaft würde in diesem Fall keine Sicherheit ergeben. Zwar kann eine Listeriose auch ohne Symptome ablaufen, aber der Umkehrschluss, dass alle Schwangeren, denen es gut geht und deren Ungeborenen sich normal entwickeln, an Listeriose leiden, ist, natürlich, falsch. Ihrer Beschreibung entnehme ich, dass Ihre Freundin unter einer panischen Angst leidet. Das scheint das Problem zu sein und sollte in erster Linie behandelt werden - am besten von einem Psychologen. Denn sie hat ja viele Ärzte konsultiert und den Ärzten gelang es offenbar nicht, sie zu beruhigen. Ob es mir gelingt, bezweifle ich, ehrlich gesagt.


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