Frage im Expertenforum Ernährung in der Schwangerschaft an Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa:

Listerien/Toxoplasmosw

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
Ehemaliger Chefarzt und Direktor der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

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Frage: Listerien/Toxoplasmosw

Lenilo

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Sehr geehrter Prof. Dr. Costa,  leider hat mich meine Angst bzw. eher Phobie bzgl. Listerien und Toxoplasmose noch immer oder besser gesagt, noch mehr, fest im Griff... weshalb ich Sie nun wieder damit belästigen muss... Beispielsituationen:  1. Normalerweise wische ich Fett vom Geschirr immer brav ab, bevor ich es in den Geschirrspüler gebe. Neulich Abend war ich aber so müde, dass ich Pfanne und Aufbewahrungsbox (von rohem marinierten Fleisch) trotz, dass es sehr ölig war, einfach in den Geschirrspüler gegeben habe. Dieser wurde auf 70 Grad eingestellt. Am nächsten Morgen waren auf meiner Frühstückstasse (aus der ich schon getrunken hatte) noch kleine Öltröpfchen von der Marinade. In meinem Kopf existiert dann die Vorstellung, dass in den unerhitzten Marinadenresten Listerien gewesen sein könnten und trotz der 70 Grad im Geschirrspüler noch welche überlebt haben könnten in den Öltröpfchen. Denn überall lest man, dass Listerien eine Temperatur von bis zu 70 Grad überleben können und ca. erst ab 72 Grad Celsius wirklich absterben.  2. Ich wasche meine Küchenlappen jeden Tag bei 90 Grad. Meinen Schwamm ca. 1x wöchentlich. Neulich habe ich Gummibärchen gegessen und wusste nicht mehr, ob ich mir nach Anfassen des Schwammes die Hände gewaschen habe, bevor ich die Gummibärchen gegessen habe. Mit dem Schwamm reinige ich durchaus auch Flächen, wo zuvor rohe Lebensmittel gelegen haben könnten.  3. Gestern habe ich mir während der Autofahrt einen Kaugummi aus der Dose genommen. Dann schoss mir in den Kopf, dass mein Mann sehr oft Salami- und Leberkäsesemmeln isst und dann natürlich das Lenkrad anfässt. Dann bekam ich schon wieder Panik, ob an dem Lenkrad noch Listerien haften könnten, welche ich dann in dem ich ebenfalls Lebensmittel im Auto esse, aufnehmen kann?  4. Heute habe ich auf der Arbeit Maoams gegessen, die eine Kollegin mitgebracht hat. Diese waren schon richtig hart, geschmacklich aber noch in Ordnung. Auch da überkam mich wieder eine Angst. Ich habe die Kollegin dann gefragt, von wann die Süßigkeiten sind, dann meinte sie: „ keine Ahnung, vom Herbst...?" 5. Meine Hunde (und Katze) dürfen bei mir auf die Couch. Wetterbedingt ist es häufig im Garten relativ nass und dreckig. Dementsprechend sehen auch ihre Pfoten aus. Wenn diese sehr erdig sind, wische ich ihnen die Pfoten mit einem nassen Handtuch ab. Leichte eingetrocknete Erdspuren bleiben unter Krallen und im Fell trotzdem zurück. Auf der Couch liegt keine Erde rum. Könnte aber dennoch von nicht sichtbaren Spuren ein Risiko ausgehen?  Auch beim Pfotenabwischen kam es letzte Woche zu folgender Situation, nämlich, dass mir von dem feuchten Handtuch während des Abwischens etwas Wasser an den Mund (theoretisch auch rein) gespritzt ist. Konnte eine solche Menge auch ausreichend für eine Infektion sein, sollten Toxoplasmenerreger in der Erde vorhanden gewesen sein?    Ich könnte Ihnen noch 100 andere Situationen aufzählen... Sie sehen schon... es gibt eigentlich keinen Tag, an dem nicht eine Situation aus bleibt, an der ich mich gedanklich dann regelrecht "aufhänge". Mittlerweile ist es sehr belastend... Ich habe selbst auch studiert, komme also eigentlich nicht direkt "auf der Brennsuppe dahergeschwommen"... aber mein rationales Denken hat sich mittlerweile total verabschiedet... selbst wenn das Risiko bei nahezu 0 oder einem 1% ist, dann ist das schon genug für mich... und in dem Moment werden dann eben gedanklich 99% daraus... wenn man dann eben im Internet so lest, dann besteht gefühlt auch bei allem die Gefahr.    Ich möchte mich jetzt schon mal für meinen "Vogel" entschuldigen... ich schäme mich direkt... und muss schon selbst fast lachen, wenn ich das alles nochmal so lese, aber gleichzeitig ist es eine unglaublich belastende Angst, die in dem Moment für mich wie gesagt einfach real ist.    Meine Frage nun an Sie... sehen Sie in irgendeiner der beschriebenen Situationen wirklich eine reelle Gefahr?  Gab es in Ihrer gesamten Laufbahn wirklich mal einen Fall von Listeriose? Bzw. wenn ja, wie häufig in etwa?  Ging so eine Listeriose dann wirklich immer verheerend für das Kind aus?    Ich passe wirklich extrem auf... trotzdem kommt es immer zu irgendwelchen Vorfällen... Ich habe einfach so eine Angst, dass wegen solchen mein Kind nicht lebend auf die Welt kommen könnte...  eine einzige nicht essensbezogene Frage hätte ich noch. In meinem Abstrich waren gestern sowohl Bakterien, als auch Pilze leicht erhöht. Mir wurde nun Fluomizin verschrieben... leichte Beschwerden habe ich nun schon seit 6 Wochen. Vor drei Wochen war angeblich laut einer anderen Ärztin aber nichts zu sehen...  Fluomizin hilft aber lediglich gegen die Bakterien oder? Wie gefährlich wäre hierbei eine aufsteigende Infektion wirklich für das Kind? Oder kann hierbei nur im Falle eines Blasensprungs etwas passieren?  Vielen, vielen Dank... alleine schon dafür, wenn Sie das alles gelesen haben :-D        Deine Schwangerschaftswoche: 28


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1. Geschirr und Besteck sind nach dem Waschgang im Geschirrspüler, zumal bei einer derart hohen Temperatur von 70°C, sauber genug. Sie müssen nur sauber werden, nicht steril, denn schließlich müssen Sie ja damit nicht operieren... Wenn kleine Reste übrig sind, werden diese von Ihrem Immunsystem erledigt. 2. Mein Eindruck ist, dass Sie die Hygienevorgaben sehr gut einhalten - vom Küchenlappen oder Schwamm geht keine Gefahr aus. Auch das Gummibärchen sollte kein Problem gewesen sein. 3. Das Lenkrad Ihres Autos ist, natürlich, nicht 100% sauber. Aber das ist normal und stellt auch keine übermäßig erhöhte Infektionsgefahr dar. Auch wenn Ihr Mann ständig Salami- und Leberkäsesemmeln isst, während er Auto fährt. Oder vorher... 4. Auch wenn die Maoams "antik" waren, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie "total versifft", also voller Listerien und anderen Bakterien sind. 5. Haustiere wie Hunde und Katzen führen dazu, dass man mit vielen Stoffen aus der Umwelt konfrontiert wird und Widerstand dagegen entwickelt. Insofern geht nach einiger Zeit keine Gefahr mehr davoh aus. Das ist auch bei Ihnen der Fall. Ich gehe davon aus, dass Sie einen Toxoplasmose-Test schon haben durchführen lassen. Die "Situation beim Pfotenabwischen" mit "etwas Wasser an den Mund" stellt keine Gefahr für Sie dar. Insgesamt dürfen Sie davon ausgehen, dass "die beschriebenen Situationen" keine Gefahren für Sie sind. Dass man panisch wird, kann ich gut nachvollziehen, vor allen Dingen wenn man "gelegentlich" (real: täglich mehrfach, eigentlich ständig...) im Internet-Müll herumwühlt. Wussten Sie eigentlich, dass 99.9% der sogenannten Informationen im Internet aus wertlosem Müll bestehen ? Das ist wissenschftlich nachgewiesen. Das Problem ist nur, dass die 0.1% "guter Infermation" aus vielen, vielen Seiten besteht... Weil MIlliarden von Seiten existieren. So viele Seiten, wie viele Dollar Elon Musk besitzt. Glaube ich, jedenfalls. In meiner "gesamten Laufbahn", wie Sie es nennen, hatte ich schon mal Fälle von Listeriose gesehen. Aber sie waren erwartungsgemäß sehr, sehr selten. Weil eben die Listeriose sehr selten ist. Zwar gibt es überall Listerien, aber diese Bakterien sind nicht besonderes virulent (das heißt, dass sie nicht sehr aggressiv und ansteckend sind). Unsere Angst. also die Angst der Schwangeren und der Frauenärzte ist größer als die eigentliche Gefahr. Das ist aber gut so, weil man diese Gefahr nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Die Beschwerden, die Sie nennen und die mit Fluomizin behandelt werden, haben mit Listerien sehr wahrscheinlich nichts zu tun. Versuchen Sie, Ihre Angst in den Griff zu bekommen. Behandelt werden muss die Angst, nicht die Listerien...


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