Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Wiederannäherungsphase während Kita Eingewöhnung

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Wiederannäherungsphase während Kita Eingewöhnung

Coco0815

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Liebe Frau Henkes, ich würde mich sehr über Ihre professionelle Einschätzung und einen Ratschlag freuen. Entschuldigen Sie die Länge, es ist schwer es kurz zusammenzufassen.  Aufgrund vorheriger Beiträge von Ihnen vermute ich, dass meine Tochter (18 Monate alt) gerade in der Wiederannäherungsphase steckt. Bis vor wenigen Wochen war sie ein sehr kontaktfreudiges Kind. Mutig, aufgeschlossen, gar nicht schüchtern und meistens gut drauf. Mama und Papa waren schon immer für sie gleichwertig. Sie lief hin und wieder sogar zu anderen Frauen im Krabbeltreff und wollte von ihnen auf den Arm genommen werden, so dass ich schon fast ein wenig an unserer Bindung gezweifelt habe. Auch sonst hat sie immer großen Spaß an Krabbeltreffs und anderen Kindern gehabt. Aber seit ein paar Wochen ist sie plötzlich wie ausgewechselt. Sie fremdelt gegenüber anderen (hat sie mit 8 Monaten in der Fremdelphase nie gehabt) und selbst mein Mann darf nicht mit ihr zum Bäcker oder wenn nur mit Protest. Ich soll am liebsten überall dabei sein und es gibt nur noch Mama Mama Mama. Grundsätzlich  kein Thema, allerdings sind wir genau jetzt seit 3 Wochen in der Kita Eingewöhnung (die ich begleite) und es ist echt eine Katastrophe. Wir dachten vorher aufgrund ihres Charakters und der Tatsache, dass sie schon seit Monaten einen Tag die Woche alleine bei Oma und Opa ist und das Konzept spielen mit Kindern kennt etc, dass es ein Selbstläufer wird. Das Gegenteil ist der Fall. Sie will nicht von meinem Schoß, klammert total und schüttelt schon vor der Tür den Kopf. Zur Erzieherin (die nett ist aber leider sehr schlecht deutsch spricht) hat sie auch noch keinen guten Draht. Sie spielt zwar ein wenig mit ihr aber ich muss immer dabei sein. Heute hat sie sogar geweint als wir nur den Raum betreten haben. Wir haben in den letzten 3 Wochen auch erst einen kurzen Trennungsversuch unternommen (2 Wochen her), der nicht geklappt hat. Leider waren seit dem Start ja auch viele Feiertage und Kranktage dazwischen, so dass wir noch nie länger als 2-3 Tage am Stück dort waren. Ich muss zwar erst ab September wieder arbeiten und wir haben uns extra viel Zeit für die Eingewöhnung genommen, aber es geht so gar nicht voran und ich frage mich, ob und wie wir da unterstützen können. Die Kita zu pausieren ist eigentlich keine Option (schließt im Sommer eh noch 3 Wochen). Mein Mann könnte ggf. 2-3 Tage mal die Eingewöhnung übernehmen, aber nicht dauerhaft da er arbeiten muss. Ich habe auch schon überlegt ob es helfen könnte die Gruppe/Erzieherin zu wechseln, aber das ist seitens der Kita nicht so einfach. Zudem drängen sie dort sehr auf die Trennung. Ich habe aber das Gefühl wenn wir das jetzt in dem Zustand machen wirft uns das noch mehr zurück und sie will gar nicht mehr hin. Oder muss ein Kind da einfach durch? Finde ich schwierig, aber ich bin kein Experte. Ihr klammerndes Verhalten macht es gerade auf jeden Fall sehr schwer.  Und auch dass sie sich so ganz anders verhält als sonst. Auch andere Dinge wie Schuhe anprobieren oder Arztbesuche sind gerade großes Drama - war vorher alles kein Thema. Ich erkenne unsere Tochter manchmal gar nicht wieder.    Wie lange dauert so eine Phase denn ungefähr? Was würden Sie uns raten? Augen zu und durch? Oder mit Trennung warten bis sie nicht mehr so klammert? Ist die Frage wie realistisch das ist. Vielleicht andere Tipps oder Tricks? Wir sind gerade sehr ratlos. Ich danke Ihnen vorab für Ihr Feedback.   


Ingrid Henkes

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Guten Tag, "Augen zu und durch" halte ich in einem solchen Fall für keine gute Option. Ihre Tochter ist - möglicherweise verstärkt durch Wiederannäherungskrise und Kitaeingewöhnung - sehr verunsichert und sucht daher verstärkt Ihre Nähe. Sie in einer solchen Situation allein zu lassen, wird die Verunsicherung nicht lösen. Sie braucht Ihre Nähe, um sich dadurch wieder sicherer zu fühlen. Sie sollten sich da auch von den Erzieher/innen nicht drängen lassen. Da sich bisher noch kein stabiler Rhythmus ergeben konnte, können Sie mit der Eingewöhnung fortfahren. Vermitteln Sie dabei Ihrer Tochter Ihr Zutrauen, dass sie den Kitabesuch schaffen wird. Wenn Sie unsicher sind, kann Ihre Tochter nicht sicher werden. Sollte sich dann nach einiger Zeit zeigen, dass Ihre Tochter sich nicht auf die Kita einlassen kann, ist es sicher sinnvoll den Kitabesuch zu verschieben. Mit achtzehn Monaten sind Kinder noch sehr jung und müssen von ihrer Entwicklung her eine längere Trennung von der Mutter nicht unbedingt ertragen können. Gehen Sie geduldig und einfühlsam auf die Bedürfnisse Ihrer Tochter ein und gewähren Sie ihr die benötigte Nähe. Um so leichter wird sie zumindest die Wiederannäherungskrise durchstehen und sich neuen Entwicklungsaufgaben zuwenden können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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