Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wiederannäherungskrise oder unsicher-ambivalent gebunden?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wiederannäherungskrise oder unsicher-ambivalent gebunden?

NicoleLuisa

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Hallo Dr. Nohr, wir haben kürzlich versucht unsere Tochter (18 Monate) in der Kita einzugewöhnen. Sie war bisher immer recht offen anderen Kindern und Umgebungen gegenüber. Aber seit ein paar Wochen fremdelt sie. Als die Eingewöhnung starten sollte, hatte sie Dreitagefieber und wir mussten eine Woche später starten. Sie war sehr anhänglich, aber ich dachte, dass das sicher klappt. In der Kita wurden mir aber nur 3×30 Minuten gemeinsame Zeit zugestanden. Ich sollte auch von Anfang an nicht mit ihr spielen und mich ganz im Hintergrund halten. Ich empfand die Erzieherin dann als ziemlich übergriffig. Sie hat sich meine Tochter auf den Schoß gezogen und hat immer wieder Kontakt zu ihr gesucht, obwohl sie das eindeutig nicht wollte. Trennungsversuche verliefen mit viel Geschrei, untröstlich. Im Laufe der Woche hat sie gar kein Interesse mehr an der Umgebung gezeigt und sich nur noch an mich geklammert, wie im FST ein unsicher-ambivalent gebundenes Kind. Ich habe bisher nie an unserer Bindung gezweifelt. Sie ist ein Jahr gestillt worden, viel in der Trage gewesen und schläft bei mir. Zudem ist sie unser zweites Kind. Allerdings war in ihrem ersten halben Jahr der 1. Lockdown und unser Sohn kam damit nicht gut klar. Er wütete, hatte Verlustängste. Der Alltag damals mit den beiden Kindern die ganze Zeit allein war für mich wirklich nicht leicht. Vielleicht habe ich ihre Bedürfnisse doch nicht ausreichend befriedigen können? Wie schätzen Sie ihr Verhalten ein? Kitaversuch übr. abgebr.


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Hallo, Sie müssen nicht an Ihrer Bindung zweifeln, weil sich Ihre Tochter in einer (vorsichtig ausgedrückt unglücklichen) Trennungssituation an sie klammerte. Die Eingewöhnungstechnik der KiTa ist m.E. nicht kindgerecht, höchstens einem Zeitmanagement oder einem Personalschlüssel geschuldet. Ihre Tochter war damit überfordert und das ist kein Beweis auf eine unsicher-ambivalente Bindung. (Der Test und seine Reaktionen gelten auch für Einjährige und sind nicht einfach auf andere Altersstufen übertragbar). Außerdem war der Zeitpunkt, (nach einer Erkrankung, was oft regressive Wünsche auslöst) und der schwierigen Lockdown-Zeit, nicht sehr hilfreich. Bei einem nächsten Versuch sollten Sie vorher die Eingewöhnungsbedingungen klären, um besser einschätzen zu können, ob und wie Ihre Tochter das schaffen kann. Und ich glaube es war gut, diesen Versuch abzubrechen, bevor Ihre Beziehung wirklich Schaden genommen hätte. Dr.Ludger Nohr


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