Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wie weitermachen mit Kita? Trennungsangst

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wie weitermachen mit Kita? Trennungsangst

Kopfsalat

Beitrag melden

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, Hilfe! Sohn, *08/15, (Einzelkind, gestillt, getragen, Familienbett, sprachlich und in Rezeption seiner Umwelt sehr weit, kein „Draufgänger“, beobachtend, aber begeisterungsfähig, Hinweise auf Hochsensibilität), seit 09/18 Kita, vorher nicht fremdbetreut (auch nicht Familie). Gruppe: 10 Kinder, Eingewöhnung komplett mit mir über 2 Monate. Spaß und gute Bindung zu Erzieherin. Ziel: sanfte Ablösung ohne Tränen. Nach 7 Wochen doch Trennung erzwungen, schlimm, nach einigen Tagen okay, Ritual (wichtig für ihn!): Ich bleibe, bis Erzieherin ihn an die Hand nimmt zum Morgenkreis. Mittags immer fröhliche Begrüßung, keine Verhaltensänderung zu Hause. Meine Schlussfolgerung: alles okay so. Dann: Weihnachtsferien, er war krank mit hohem Fieber. 1. Kita – Tag mit extremem Weinen und Klammern. Drei Tage gemeinsam mit ihm zum „wieder auftauen“ dageblieben. Dann Trennung erzwungen, er fand ins Spiel, mich mittags freudig begrüßt. Heute: Schon zu Hause weinen, ich soll nicht gehen. In Kita auch; bin geblieben. So ratlos: Weiter Trennung durchziehen? Oder nochmal dabei bleiben? Kita Pause, vielleicht sogar bis er 4 ist? Ist das schon ernsthafte Trennungsangst? Will derzeit insgesamt kaum das Haus verlassen, lehnt ihm eigentlich vertraute Personen plötzlich unter Tränen ab. Vermute Entwicklungsschub, Änderungen in Sprache und Spielverhalten, mehr Wutausbrüchen.


Beitrag melden

Hallo, es gibt in einer solchen Situation zwei entscheidende Fragen. Was braucht das Kind wie lange und was können Sie und sein soziales Umfeld leisten. Wir erleben es immer wieder, dass Kinder aus dem "Alltagsrhythmus" kommen, durch welche Veränderung auch immer. Das ist so, ist auch OK, auch wenn wir es nicht immer verstehen oder nachvollziehen können. Das Ziel der Kinder ist es nicht, einen früheren Status zu erreichen, aber sie trauen sich im Moment der "Schwächung" den Alltag nicht zu. Es geht also darum einen Weg zu finden, wie das Kind den früheren Stand wieder erreichen kann. Erst wenn das scheitert und sie Eigenbetreuung anbieten können, macht diese Sinn. Also helfen Sie ihm, wieder das schaffen zu können, was schon mal ging. Das würde das Bild seiner "Eigenmächtigkeit" stärken. Aber tun Sie dies auf eine Weise, die seinen momentanen Bedürfnissen entspricht (also länger bleiben, gehen wenn er angekommen ist, Übergabe an vertraute Person usw.). Ihr Sohn wird es auch als Freude erleben können, wenn er sich wieder mehr zutraut. Dr.Ludger Nohr


Kopfsalat

Beitrag melden

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, ich danke Ihnen herzlich für Ihre Einschätzung! Sie unterstützt meinen eingeschlagenen Weg. Danke für ihren zugewandten Rat für ein wehes und ratloses Mutterherz! Darf ich Ihre Einschätzung noch einmal bemühen, jetzt, da der nächste Trennungsversuch in Sichtweite kommt? Es würde mein Herz sehr erleichtern. Mein Sohn wird mich in nächster Zeit nicht freiwillig gehen lassen, so viel scheint mir sicher. Der Grund ist - das hat seine bisherige Kita - Zeit recht gut offenbart - dass es ihm einfach weh tut, sich von mir zu trennen. Es ist nicht die Angst, nicht wieder abgeholt zu werden, und er ist vor Ort auch nicht ohne Bezugsperson (von der er sich vor den Weihnachtsferien nach einiger Zeit des Klammerns sogar schon wunderbar gelöst hatte und ganz frei war). Der Moment der Trennung ist der Knackpunkt. Ich habe wie erwähnt am Anfang 7 Wochen in der Kita verbracht, und er hat es nach dieser Zeit nicht mal geschafft, mich im Kita – Garten alleine spazieren gehen zu lassen und selbst drinnen zu bleiben. So dass ich irgendwann gesagt habe: Ich will die Trennung vesuchen; er hat Spaß im Kindergarten, mag die Rituale und ist mit allen Abläufen und Personen gut vertraut - ich mute ihm das jetzt zu, weil ich glaube, dass es das Richtige ist. Und am Ende schien sich ja auch alles gut entwickelt zu haben... Auch jetzt gehe ich davon aus, dass der Punkt, an dem er mich von sich aus gehen lassen würde, überhaupt nicht in Sichtweite ist. Heißt das 1., dass er einfach nicht reif für eine Trennung von mir in dieser Form ist und ich weiter bleiben müsste (oder er nicht kita - reif ist), oder heißt es 2. dass sein Trennungsschmerz „hinnehmbar“ ist und ich ihn diesem aussetzen kann (oder sogar muss?)? Ich bin so abgeschreckt, weil er nach der Trennung vor einigen Tagen ja in der Folge am nächsten Morgen bei Abfahrt schon zu Hause weinte. Wenn sich das wiederholt, soll ich wieder abbrechen? Oder kann ich einige Tage probieren, ob die Heftigkeit der Trennungssituation abebbt? Oder ist die Heftigkeit der Trennungssituation am Ende gar nicht das Entscheidende? Ich will einfach nur nicht unnötig in Verzweiflung stürzen. Ich will ihm aber auch nicht zu wenig zutrauen / zumuten... Ach! (Übrigens führe ich gerade das abendliche Gespräch mit ihm ein: was war heute doof, was war toll. Ich wünschte, das hätte ich längst getan, es ist ein toller Moment zum Reflektieren.) Ganz herzlicher Gruß zu später Stunde! Katrin


Beitrag melden

Hallo, wichtig scheint mir in der beschriebenen Situation Ihre eigene Haltung zu sein. Wenn Sie eine klare innere Position des Zutrauens erreichen, macht es das dem Kind meist viel leichter. Eigene Verunsicherung überträgt sich leicht und verstärkt die kindliche Angst. Wenn die Rückmeldung vom Kindergarten so ist, dass der Trennungsschmerz nur kurz dauert und das Kind danach die Situation nutzen kann, ist es viel leichter, es weiter zu versuchen. Wie schon gesagt gehe ich davon aus, dass die Kinder es wieder schaffen wollen, es auch als "Niederlage" gefühlt werden kann, zu Hause gelassen zu werden. Das kann man nur erspüren und an der Reaktion nach der Trennung erkennen. Ich würde es versuchen, es ihm zutrauen und mit den Erzieherinnen schauen, wie er nach der Trennung klarkommt und in Abhängigkeit davon reagieren. Dr.Ludger Nohr


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, vielen Dank für Ihre Worte bis hierher! Blieb heute bis nach Frühstück, danach Sohn gesagt, dass ich Einkauf mache. Ich wusste, er würde nach der Trennung gut abgelenkt werden. Er verfiel sofort in hellste Aufregung, „noch ein bisschen auf deinen Arm“, „hör mir erst zu“, weinte und wollte mich mit allen Mitteln aufh ...

Hallo! Meine Tochter ist 3,5 Jahre alt. Wir haben eine gute Bindung und gehen liebevoll mit ihr um. Sie hat noch einen kleinen Bruder, er ist 19 Monate alt. Letztes Jahr hatten wir einen Fehlversuch in einer Kita. Am Ende wurde meiner Tochter immer nur noch 15 Minuten gegeben um sich zu gewöhnen. Sie hat sehr viel geschrien. Haben Sie einen ...

Sehr geehrte Frau Henkes, mein Sohn ist 2 Jahre und 4 Monate alt und geht seit 4 Wochen in den Waldkindergarten (2x 4 Stunden und 2x 6 Stunden). Die Eingewöhnung lief gut und ist eigentlich schon abgeschlossen. Er weint mittlerweile morgens nicht mehr beim Abschied und die Rückmeldungen der Erzieherinnen sind durchweg positiv, ab und zu weint e ...

Hallo Frau Henkes, ich bin etwas hilflos und weiß nicht, was ich noch machen soll. Unser Sohn (gerade 4 geworden) beisst, haut, schubst in der Kita. Angefangen hatte es letzten Sommer beim Gruppenwechsel von den kleinen zu den größeren Kindern, als er 3,5 war. Er fing an zu beißen, auch uns zu Hause und im Kindergarten. Und er hat ganz st ...

Guten Morgen,  unsere Tochter ist jetzt knapp 22 Monate alt.  Seit ca. 3 Wochen haben wir jedoch das 2 Probleme. Es ist eigentlich nichts passiert was das erklären könnte...Zum einen hat sie plötzlich wieder enorme Trennungsängste entwickelt...wenn ich irgendwohin gehe fängt sie sofort an zu schreien. Tagsüber ist's okay wenn sie beim Papa ode ...

Hallo Frau Henkes, mein Sohn, der Ende April 4 Jahre alt wird, geht seit September in den Kindergarten. Vorher war er ein Jahr in der Großtagespflege, wo er problemlos hin ging und er hatte sich sehr auf die Kita gefreut. Die Eingewöhnung dauerte 5 Wochen und wurde sehr liebevoll durch eine Bezugserzieherin begleitet.  Die Kita hat über 60 K ...

Sehr geehrte Frau Henkes,  nach ihrer letzten, wirklich sehr hilfreichen und guten Antwort würde ich gerne eine neue Frage stellen.  Mein 17 Monate alter Sohn war schon immer sehr Mama anhänglich, teilweise so stark, dass ich nicht alleine auf Toilette gehen konnte oder er, wenn er bei meinem Mann bleiben sollte, kurz geweint hat.  Seit c ...

Guten Tag Frau Henkes!   Unsere kleine Tochter (im Mai 3) hat sehr starke Trennungsangst entwickelt. Hintergrund: ** Dez. 24 Gebut der kleinen Schwester ** Feb. 25 Umzug in andere Gemeinde In der ersten Zeit nach dem Umzug war gar nichts. Seit ungefähr einer Woche sieht es wie folgt aus: Die kleine weint immer wenn mein Mann zur ...

Sehr geehrte Frau Henkes, unser Sohn (19 Monate) geht seit er ein Jahr alt ist in die Kita. Von den Erzieherinnen werden wir nun vermehrt auf Probleme in seiner Entwicklung angesprochen. Zum einen, weil er sehr aktiv ist und beim Laufen und Rennen wenig auf den Boden guckt und häufig über Gegenstände stolpert - wobei sich das wohl allmählich be ...

Guten Tag, meine Tochter (21 Monate mit Down-Syndrom) und ich machen gerade die Eingewöhnung in unserer örtlichen (Regel)Kita. Die Trennungsversuche sind noch alle mit Tränen verbunden und ich habe das Gefühl meiner Tochter nicht richtig vermitteln zu können, dass die Mama/der Papa zum Abholen wieder kommt! Zudem ist ihr teilweise zu viel Trubel, ...