HailieLila
Guten Tag Frau Henkes, meine Tochter ist 3,5 Jahre alt und seit 08/2021 im Kindergarten. Sie ist zuhause sehr willensstark, laut, ärgert ihre große Schwester und hat „eine große Klappe“. Ich hatte jetzt ein Elterngespräch im Kindergarten und war sehr erstaunt über die Rückmeldungen: Sie geht in der Gruppe unter und wurde als schüchtern beschrieben und mir wurde gesagt sie schämt sich beim Sprechen und redet sehr wenig und so leise, dass die Erzieherinnen sie nicht verstehen und immer mehrmals nachfragen müssen was sie gesagt hat. Sie spielt mit anderen Kindern im Kindergarten und ist hilfsbereit, emphatisch und hält sich an die Regeln wurde mir gesagt. Das ist alles super und wie erwartet, aber dass sie so anders ist als zuhause wundert mich schon sehr. Kann es sein, dass sie sich im Kiga nicht wohlfühlt und sich daher nicht traut normal zu sprechen? Meine Tochter geht ohne Weinen etc. in den Kiga, fragt aber oft wann Wochenende ist und freut sich, wenn kein Kiga ist. Wenn ich sie beim Abholen frage wie es war, sagt sie aber “Es war toll.” Meine Tochter geht auch zB. auf fremde Kinder auf dem Spielplatz zu und spielt mit ihnen, d.h. als schüchtern habe ich sie noch nie erlebt. Sie hat hohe Fehlzeiten im Kiga, da es sehr oft positive coronfälle gab, wir in der Kur waren, sie oft erkältet war, mehrfach nur Notbetreuung wegen Personalmangel war etc. Vielleicht ist sie einfach doch noch nicht im Kiga angekommen? Vielen Dank im Voraus für eine Einschätzung.
Guten Tag, es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder sich in der vertrauten familiären Umgebung ganz anders verhalten als außerhalb des familiären Rahmens. Das ist überhaupt nicht bedenklich sondern eher ein Zeichen, dass die Kinder zwischen verschiedenen Umgebungen unterscheiden können. Es zeigt auch, dass sie beginnen, Verhaltensregeln und -erwartungen der Eltern zu übernehmen und wissen, wie man sich in einer weniger bekannten Umgebung benehmen soll. Ihre Tochter zeigt das, indem sie im Kiga nicht ärgert und keine "große Klappe" hat. Möglicherweise benötigt Ihre Tochter noch etwas Zeit, um noch mehr im Kiga anzukommen. Aber auch das ist in Ordnung. Sie scheint ja gerne hinzugehen. Auch Schüchternheit in einer großen Kindergruppe ist für eine Dreieinhalbjährige ganz normal. Das muss kein Zeichen fehlenden Wohlbefindens sein (außer natürlich in dem Moment, in dem sie vor allen etwas sagen soll) Oft muss die Selbstentwicklung einfach noch weiter fortschreiten. Schüchternheit beruht allerdings nicht unbedingt auf Scham. Das ist oft eine etwas vorschnelle Zuschreibung von Erwachsenen, die man einem Kind gegenüber nicht äußern sollte. Es macht nämlich die Situation für das Kind nicht leichter. Viele gute Erfahrungen werden Ihrer Tochter helfen, ihr Selbstwertgefühl weiter zu entwickeln. Dann wird sich auch die Schüchternheit legen. Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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