Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wie den Abschied erleichtern?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wie den Abschied erleichtern?

Haja2305

Hallo, meine Tochter ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden und bisher auch schon regelmäßig bei den Großeltern geblieben, da ich schon wieder arbeiten war. Im September letzten Jahres habe ich noch einen Sohn bekommen und bin seitdem wieder zuhause. Seit ca. 2 Wochen möchte meine Tochter nicht mehr bei den Großeltern bleiben, falls ich doch mal einen Arzttermin, Krabbelgruppe etc. habe, fängt sie bitterlich an zu weinen und sagt ich darf nicht weggehen. Sie sagt sogar morgens nach dem Aufstehen, dass ich nicht wegfahren darf, auch wenn ich garnicht vor habe wegzufahren. In den Kindergarten geht sie noch nicht, das soll ab dem 01.08. starten. Wie kann ich ihr den Abschied erleichtern? Ist dieses Verhalten entwicklungsbedingt? Habe schon Angst vor der Kindergarteneingewöhnung, obwohl das noch gut zwei Monate hin ist.


Hallo, Kinder in den verschiedenen Altersstufen erleben Trennungen sehr unterschiedlich. Das nicht zu den Großeltern wollen ist also kein Rückschritt, sondern weist auf eine andere Wahrnehmung der Situation hin. Wodurch auch immer ausgelöst,erlebt sie jetzt das Getrenntsein bewusster, was bei ihr Ängste auslöst. Vielleicht können Sie den Auslöser herausfinden in einer ruhigen Zweiersituation. Das ist mal ein kleiner Satz (deine Mama hat jetzt sicher gar keine Zeit mehr für dich...), eine Situation usw., der in der kindlichen Phantasie dann ausufert und ängstigt. Ich würde die Sorge ruhig und nicht vorwurfsvoll, interessiert und wohlwollend ansprechen, damit Ihre Tochter eine Möglichkeit bekommt, so weit als möglich das Erlebte zu verbalisieren (und damit bearbeitbar zu machen). Es geht also nicht ums wegmachen, sondern ums verstehen und evtl. überflüssig machen. Das setzt Austausch voraus und der geht m.E. am besten in der Einschlafzeit. (Ich glaube solches Miteinander, auch wenn es um Schwierigkeiten geht, hat etwas sehr Verbindendes) Auf jeden Fall sollte man das Gefühl ernst nehmen und nicht nur als störend oder gar rückschrittlich sehen. Erst wenn Ihre Tochter sich wieder sicherer fühlt, kann sie auch das Verhalten ändern. Dr.Ludger Nohr


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