Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Welche Folgen durch harte Eingewöhnung? Literatur

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Frage: Welche Folgen durch harte Eingewöhnung? Literatur

infinity

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Sehr geehrter Dr. Nohr, welche Folgen sind durch eine harte Eingewöhnung (4 Tage in Anwesenheit der Mutter für je 30 Min., Erzieher suchten in der Zeit keinen Kontakt zu meiner Tochter, danach tägliche Trennung unter panischem Weinen für mindestens 10-15 Minuten) zu erwarten. Ich habe mich gegen diese Methode unseres Kindergartens gewehrt und meine Tochter abgemeldet. Nun wird mir vorgeworfen, ich könne nicht loslassen und das Weinen wäre wichtig, um zu lernen, dass ich wiederkomme. Wie schätzen Sie die Situation ein und welche Literatur können Sie empfehlen, damit ich gestärkt und mit Argumenten in das Abschlussgespräch gehen kann? Mit besten Grüßen und herzlichen Dank Susann


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Liebe Susann, leider gibt es diese Auseinandersetzungen zwischen KiTa und Eltern immer wieder, vor allem, wenn Konzepte gegeneinanderstehen. Das Problem besteht darin, dass sich KiTas auf ein Konzept einigen, dieses aber nicht für jedes Kind passend ist. Wenn dann die Flexibilität fehlt, was leider auch oft mit Personalmangel zu tun hat, wird es schwierig. M.E. besteht die Grundfrage immer darin, wie kann man zueinander kommen. Natürlich haben panische Trennungssituationen bei einem KK Auswirkungen auf Bindung und Grundsicherheit, da braucht man keine Literaturkenntnisse. Aber die Intensität, Dauer und Heftigkeit werden ja oft sehr unterschiedlich beurteilt. Entscheidend scheint mir, dass auf diese Weise keine Vertrauensbasis zwischen ErzieherInnen und Eltern entsteht und man dann sein Kind nur schwer überlassen kann. Wenn das Abschlussgespräch nur dafür da ist Recht zu haben, dann kann man es lassen. Aber manchmal sind gerade Problemsituationen (vor allem der Umgang damit) eine Chance, ernsthaft zueinander zu kommen. Ansonsten bleibt nur, andere Lösungen zu suchen. Dr.Ludger Nohr


infinity

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Noch als Zusatz: Tochter ist 20 Monate, Stillkind, aufgeschlossen und neugierig, 2. Geschwisterkind


infinity

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Sehr geehrter Dr. Nohr, vielen Dank für Ihre Antwort und Einschätzung. Wir haben die Situation mehrfach angesprochen, leider mit wenig bis keinen Erfolg und unsere Begründung, wieso wir als Eltern unser Kleinkind nicht schreiend dalassen und sogar noch die Zeiten verlängern sollen, wurde damit abgetan, dass die Kinder da durch müssten. Da unsere große Tochter den selben Kindergarten besucht (andere Gruppe, war vorher bei einer Tagesmutti), wird es wahrscheinlich noch dieses Gespräch geben. Wir wollen alle nicht, dass eine komische Stimmung herrscht, weil wir in der Gruppe der großen Tochter zufrieden sind, aber jegliche Argumente werden abgeschmettert. Ich habe das Gefühl, den Erziehern und der neuen Leitung ist es nicht bewusst, dass diese Methode für Kinder problematisch ist. Dauert Ihrer Meinung nach eine sanfte Eingewöhnung so viel länger als die 4 - 6 Wochen des Berliner Modells? Wir geben unsere kleine Tochter nun zur Tagesmutti, wo auch die Große war, weil die Eingewöhnung sehr liebevoll und begleitet stattfand. Ich danken Ihnen für die Einschätzung und werde mich dennoch noch mehr mit diesem spannenden und wichtigen Thema auseinandersetzen


schneeziege08

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Bei uns sollte es bei einer Tagesmutter ähnlich laufen und ich habe dort auch zügig abgebrochen. Ein Jahr später im Kiga (Sohn war damals 2 1/4) habe ich VORHER mit der Leitung besprochen, ob sie eine flexible Eingewöhnung ermöglichen. Dies sagte sie mir zu, aber in der Gruppe waren die Erzieherinnen dann doch wenig begeistert und haben immer wieder versucht, mir die harte Trennung aufzuschwatzen - natürlich erfolglos. ;) Ich war dann ca. 10 Tage jeden Tag eine Stunde mit ihm dort und habe mich im Hintergrund gehalten, also nicht aktiv mit ihm gespielt. Nachdem (!) er die Bezugserzieherin kannte, gab es dann erste ganz kurze Trennungen ("Toilettenbesuch"), die dann schnell ohne Probleme verlängert werden konnten. Nach 3 Wochen blieb er alleine immer für 90-120 Minuten dort. Dann haben wir auf 3 Stunden erhöht und es auch lange dabei belassen, da ich erst ein halbes Jahr später wieder arbeiten musste und er wirklich immer sehr erschöpft war von dem Trubel dort. ABER: Wir haben die Eingewöhnung ohne eine einzige Träne geschafft und letztendlich hat sie kaum länger gedauert als die der zahlreichen weinenden Kinder - sie war halt einfach ein bisschen anders. Die Erzieherinnen hatten dann auch die "Größe", dies im Nachhinein anzuerkennen. Sie waren vorher überzeugt, dass es so niemals funktionieren könne... Ich würde bei dem Gespräch in den Vordergrund stellen, dass für dich klar ist, dass dein Sohn diese Art der Eingewöhung jetzt zu dieser Zeit nicht leisten kann. Vorwürfen bzgl. deiner fehlenden Fähigkeit dich zu trennen (bekam ich auch mehrmals zu hören) kannst du doch damit entkräften, dass es bei deiner Tochter kein Problem war und du eben auf das jeweilige Kind und seine Bedürfnisse achten möchtest. Dies ist im oft zitierten Berliner Modell ja eigentlich auch vorgesehen - wird aber leider dann doch oft nur starr umgesetzt. Glückwunsch zur sicherlich richtigen Entscheidung und einen guten Neustart bei der Tagesmutter!


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Ich glaube, die Dauer hängt im Wesentlichen nicht vom Modell ab, sondern ob die Beteiligten, auf dem Boden eines Konzepts, sich auf das jeweilige Kind einstellen können. All diese Theorien sind nur so gut, wie die AnwenderInnen sie auf die jeweilige Situation einstellen können. Insofern nützt die theoretische Auseinandersetzung nicht so viel, es geht mehr um die Fähigkeit, das Gelernte an das jeweilige Kind anzupassen. Das ist die Kunst. Deshalb kann man auch die Eingewöhnungszeiten vielleicht statistisch vergleichen, über das einzelne Kind sagt es nichts aus. Es ist gut, dass Sie sich nicht in die Rolle der klammernden Mutter drücken lassen und eine eigene Lösung gefunden haben. Das macht es vielleicht leichter, sogar noch ein nützliches Abschlussgespräch zu führen (wenn auch nicht für Ihr Kind, dann für Kommende). Dr.Ludger Nohr


infinity

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Liebe Schneeziege, vielen lieben Dank für deine Erfahrungen und lieben Worte. Wir hatten natürlich auch vorher alles mit der Kitaleitung besprochen und in der Gruppe wurde es dann so anders gehandhabt. Aber im Nachhinein steht die Kitaleitung zu dem was die Gruppe macht und befürwortet diese Prinzip und das noch unter dem Titel der Sanften Eingewöhnung. Wir waren heute nochmal bei unserer ehemaligen Tagesmutti, zu der meine Tochter nun gehen wird ab Oktober. Sie hat sich schon sichtlich wohl gefühlt, mit der Tagesmutti rumgealbert und es sogar zugelassen, dass ich mal den Raum verlassen habe, um mir ein Wasser zu holen. Sie merkt sicher auch, dass ich zur Tagesmutti großes Vertrauen habe, was ich in die Erzieher am Ende natürlich kaum noch hatte. Ich kenne es von meiner großen Tochter ebenfalls, dass eine Eingewöhnung auch ohne Tränen stattfinden kann und sie war damals deutlich anhänglicher. Die Kleine hat meiner Meinung nach die besten Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Eingewöhnung im richtigen Rahmen. Da sich aber die Erzieher in der Kita wirklich kein bisschen mit ihr beschäftigt haben, war das ganze zum Scheitern verurteilt und auch ganz logisch, dass sie die Trennung so nicht akzeptieren wird. Ich sehe es als Chance auch selbst daran zu wachsen und werde, wo es nötig ist, immer für die Bedürfnisse meiner Kinder einstehen. Schließlich sind wir als Eltern neben der körperlichen Gesundheit auch für das psychische Wohl verantwortlich. Beste Grüße und nochmals vielen Dank :)


Curcuma

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Hallo Susann, das hast Du super im Sinne des Wohls Deiner Tochter gehandhabt, klasse. Bezüglich Munition: Ich finde die Texte beim Nifbe (Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung) sehr hilfreich, z. B. den hier: „Bindung, Eingewöhnung und Qualität in der KiTa“ https://www.nifbe.de/fachbeitraege/beitraege-von-a-z?view=item&id=418&catid=33&showall=&start=1 Und ja, ich denke auch, das Berliner Modell muss nicht schlecht sein, wenn es flexibel und individuell gehandhabt wird. Viele Grüße!


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